Köln/Frankfurt. Bei der Tötung eines achtjährigen Jungen am Frankfurter Hautbahnhof vor elf Tagen war die Überwachungskamera defekt, die das Verbrechen auf Bahnsteig 7 aufzeichnen sollte. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag-Ausgabe) aus Sicherheitskreisen erfuhr, war eine zweite Kamera einzig auf die Reisehalle des Kopfbahnhofs gerichtet. Folglich wurde der Tathergang nicht gefilmt, sondern nur die Flucht des mutmaßlichen Täters aus dem Bahnhof. Am Vormittag des 29. Juli hatte ein Mann aus Eritrea an Gleis 7 einen Schüler und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Während sich die Mutter noch retten konnte, kam für ihren Sohn jede Hilfe zu spät.
Die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft wollte sich auf Anfrage zu der Panne nicht äußern. „Wir haben Videoaufnahmen, und diese werden nun ausgewertet“, sagte sie der Zeitung. Was genau die Aufzeichnungen beinhalten, wollte die Oberstaatsanwältin nicht mitteilen. Sicherheitslücken scheinen beim Bahnverkehr seit Jahren ein großes Problem zu sein. So klagen Polizeigewerkschafter über eine chronische Unterbesetzung der Bundespolizeiwachen an den Bahnhöfen. Ernst Walter, Chef der DPolg-Bundespolizeigewerkschaft, bezifferte den personellen Fehlbestand auf den Bahnrevieren im Schnitt auf bis zu 40 Prozent. „Viele Bahnhöfen entwickeln sich zu Angsträumen“, warnt der Gewerkschafter. In NRW etwa sei die Hälfte aller Bahnpolizeistationen nicht durchgehend besetzt.