Mearsheimer, Petro und der ukrainische Ultra-Nationalismus

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Geopolitisches und geostrategisches Denken gilt in den sogenannten „westlich-liberalen Demokratien“ und Hippiestaaten zumindest als „unfein“ beziehungsweise „unseriös“, wenn nicht gar als „demokratiefeindlich und „menschenverachtend“. Tatsächlich geht es jedoch bei derartigen Entscheidungen, wie der Politikwissenschaftler John J. Mearsheimer als bekannter Vertreter der Theorie des „Offensiven Neorealismus“ schreibt, immer um die größtmöglichen außenpolitischen Sicherheitsinteressen von Großmächten. Genau dies ist auch der Fall im gegenwärtigen Rußland-Ukraine-Konflikt, der de facto ein unerklärter Krieg des kollektiven Westens (USA, England, Nato, EU etc.) gegen die Russische Föderation ist. Natürlich wird dem Publikum im Westen vorgegaukelt, es handele sich dabei um einen Verteidigungskrieg der Ukraine gegen den „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ Rußlands mit dem Ziel einer Unterjochung der gesamten Ukraine, die seit über 300 Jahren ein Teil Rußlands war, in dem zwei Nationen und Brudervölker zusammenlebten. Bekanntlich belügen „demokratische“ und „liberale“ Politiker ihre Völker weitaus häufiger als Diktatoren oder Autokraten, doch die von der politiko-medialen Klasse inbrünstig verbreitete Lüge vom „russischen Angriffskrieg“ bekommt allmählich immer mehr Risse, und es schält sich immer stärker heraus, daß die Wurzel des Konflikts zwei Ursachen hat: Zum einen das vom Westen gebrochene Versprechen keine Osterweiterung der Nato zuzulassen und zum anderen die sogenannte „Orange Revolution“ mit dem von den Angloamerikanern, der Nato und der EU lange geplanten Putsch gegen die frei gewählte Regierung des EU-kritischen und Rußlandfreundlichen Präsidenten Janukowitsch 2013/2014. Der vom Westen gewünschte und finanzierte Regimechange zeitigte letztlich als Resultat einen suizidalen Bürgerkrieg, der im mehrheitlich von russischstämmigen und russischsprachigen Bürgern bewohnten Donbass, Donezk und Lugansk über 14.000 Menschen das Leben kostete.

Dabei war von vorneherein klar, daß die von Bürgern der Krim mit überwältigender Mehrheit gewählte Abtrennung der Krim von der Ukraine nur als eine rechtmäßig durch Wahlen zustande gekommene Sezession zu bewerten ist, und daß die Bevölkerung des Donbass bereits seit 2004 der ultra-nationalistischen Bewegung in Galizien, dem westlichen Teil der Ukraine und in Kiew äußerst ablehnend gegenüberstand. Streitschlichtungsverhandlungen in Genua 2014 unter Beteiligung der USA, Rußlands und der EU wurden von Poroschenko, mit Billigung seiner westlichen Gönner abgebrochen, und das Unheil nahm seinen Lauf. 

Der Historiker und Politikwissenschaftler Nicolai Petro, Professor an der Universität von Rhode Island, widerlegt in seinem 2023 erschienen Buch „The Tragedy of Ukraine“ noch deutlicher als andere Publikationen zu diesem Thema das hierzulande gern gepflegte offizielle Narrativ zum Ukraine-Konflikt nicht nur auf der Basis des Studiums der Dokumente über die Auseinandersetzungen innerhalb der Ukraine seit 2014. Petro verbrachte auch in dem Jahr als die vom Westen initiierten und finanzierten gewaltsamen „Proteste“ und „Demonstrationen auf dem Maidan in Kiew begannen, die nichts anderes waren als die Vorboten des kommenden Bürgerkriegs, genau dort ein akademisches Jahr und konnte so die hier geleugnete Rolle der ukrainischen Ultra-Nationalisten beobachten. Er beleuchtet die massive Einflußnahme von „USAID-fundes-groups“, den wohlwollenden Umgang westlicher Regierungen und Medien mit den nazistischen ukrainischen Extremisten der „Swoboda“-Partei, des „Rechten Sektors“, der „Asow“-Brigade und der nach der Unabhängigkeit entstandenen „Sozial-nationalen Partei der Ukraine“ (SNPU), die nach seiner Einschätzung eine ukrainische Variante des Nationalsozialismus darstellt, da ihre Ideologie auf den Thesen des NS-Kollaborateurs Stepan Lenkanvsky beruht, der 1941 forderte: „In Bezug auf die Juden müssen wir alle Methoden anwenden, die ihrer Vernichtung dienen!“

Zwar interpretiert Petro den Konflikt auf der Folie der antiken griechischen Tragödie, die darin bestehe, daß Völker ihre Selbstzerstörung nicht erkennen, weil sie die Ursache des Konflikts nicht verstehen, dessen Wurzel historisch bedingt in der unversöhnlichen Haltung zwischen der galizischen und der im Osten und Südwesten gelegenen Malross-Ukraine liegt, die bereits im Zarenreich als Kleinrußland oder Malrossija bezeichnet wurde. In der Tat wurde die nationale Identität jedoch von den aus der Westukraine stammenden galizischen Ukrainern bestimmt, eine für Petro realitätsfremde Zerreißprobe, die nur zum Bürgerkrieg führen konnte, zumal wenn fremde, westliche Mächte diesen noch nach Kräften befeuerten. Historisch erzählen so auch in der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg beide Seiten zwei völlig verschiedene Geschichten. Für die Ultra-Nationalisten der „Galician Ukraine“ sind die mit dem Nationalsozialismus kollaborierenden Banderisten bis heute Helden, für die andere Seite Verräter, Kriminelle und Banditen. Westorientierung und Ultra-Nationalismus sind also in der Galician-Ukraine ein fester Bestandteil des politischen und kulturellen Lebens.

Petro arbeitet heraus, daß die Stärke der Ultra-Nationalisten nicht so sehr bei den parlamentarischen Mehrheiten lag, sondern eher im außerparlamentarischen Bereich, in der Formierung von Netzwerken und in der Übernahme der kulturellen Hegemonie. So gehen auch das eindeutig rassistische Sprachgesetz und die Auflösung und Verfolgung der Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats auf ihr Konto. Die Ultra-Nationalisten besetzten führende Stellen im Sicherheitsapparat und übten enormen Druck auf die zunächst als Friedensbringer angetretenen Poroschenko und Selenski aus, die dann zu Hardlinern und in Falle von Selenski zum Kriegstreiber und Kriegsverbrecher mutierten, der Einschränkung der Bürgerrechte, Umerziehungsprogramme und Präventivhaft für Bürger mit russischem Paß durchsetzte.

Im Laufe des Maidan-Putsches konnte der „Rechte Sektor“ mit westlicher Unterstützung über 10.000 Kämpfer sammeln, um den Widerstand auf der Krim und im Donbass zu brechen, die dortige Bevölkerung einzuschüchtern, Journalisten, Priester, Politiker und Beamte mit gewalttätigen Strafaktionen zu attackieren und schließlich die Separatisten im Donbass mit nazistischen Freiwilligenbataillonen anzugreifen, da die reguläre Truppe sich zunächst verweigerte. Dabei kam es zu unzähligen Massakern an Zivilisten durch nazistische Einheiten wie „Asow“ und „Kraken“. Die offen mit Nazisymbolen an ihren Uniformen ausgestattete „Asow“-Miliz ging 1990 aus einer Abspaltung des paramilitärischen Arms der SNPU hervor und ist inzwischen offizieller Bestandteil der regulären Armee. Tatsächlich ist der extreme Ultra-Nationalismus keine Reaktion auf die russische Militärische Sonderoperation, sondern Rußland gilt als der ewige Feind seit der Entstehung der „Organisation ukrainischer Nationalisten“ (OUN), deren „Chefideologe“ Dmytro Dontsow1926 als Übersetzer der Schriften von Adolf Hitler und der Bejahung nationalsozialistischen Gedankenguts traurige Berühmtheit erlangte und den NS-Staat als Vorbild für die heutige Ukraine pries. Nach Petro dienen Dontsows Schriften noch heute als Inspirationsquelle für die Ultra-Nationalisten, deren Kampf gegen Rußland mit massiver Unterstützung des kollektiven Westens nicht nur auf militärischer und wirtschaftlicher, sondern auch auf kultureller, politischer, diplomatischer und religiöser Ebene stattfindet. Rußland muß also versuchen seine Grenzen soweit als möglich zu verschieben, weil es sonst weder vom Westen noch vom Osten her geschützt ist. Rußlands geopolitische Expansion ist daher seit jeher defensiver Natur, wie bereits der britische Historiker und Philosoph Arnold Toynbee feststellte. Es muß die schmutzigen Pläne der Globalisten durchkreuzen und dem weltweiten Sumpf der liberalen, kosmopolitischen Subversion noch viel energischer als bisher Paroli bieten. In einer Zeit, in der die ukrainischen Ultra-Nationalisten zum grausamsten und unerträglichsten Terrorismus greifen, und das Nato-Kriegsbündnis inklusive des turbokapitalistischen, völkermörderischen anglo-amerikanischen Imperialismus sich auf einem Gebiet breitmachen, in dem sie historisch und geopolitisch nicht zu suchen haben, ist eine maximale Mobilisierung der russischen Kräfte und Ressourcen notwendig. Die Toleranz der russischen Führung gegenüber westlichen Provokationen muß ein Ende haben und die Völker Europas sich der realen Machtverhältnisse auf dem geopolitischen Schachbrett bewußt sein. 

Es war schließlich kein Geringerer als Papst Benedikt XI., der nach einem Gespräch mit Putin im Jahr 2007 Rußlands Rolle der Festung und des Widerstands gegen den globalistischen Nihilismus der postmodernen Welt und die westlich-liberale Diktatur des Relativismus und für die Wahrheit der ewigen Tradition und eine multipolare Zivilisation lobend hervorhob. Zuumindest wir Europäer sollten auf ihn hören und unser erniedrigendes Vasallentum endlich ablegen. Slava Rossiya!


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