China und das „Sozial-Kredit-System“ – Hype oder harte Realität?

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In dem Artikel „Hinter der Social Credit-Hysterie: Was China wirklich macht“ behauptet TKP AT, dass das vielzitierte „Social Credit System“ in der Volksrepublik China nicht jene allumfassende Überwachungsmaschine sei, wie sie im Westen oft skizziert wird: „China weist seinen Bürgern keine ‚Social Credit Scores‘ zu …“, heißt es dort. Stattdessen sieht der Autor ein Netz aus bürokratischen Mechanismen, mit denen gesetzliche Konformität und Regel-Erfüllung gefördert werden sollen. Laut TKP AT sei die westliche Darstellung – das Bild vom chinesischen „Big Brother“-Punktesystem – eher eine moralische Projektion als eine zutreffende Beschreibung der tatsächlichen Systeme. (Quelle)

Doch stimmt dieses Ent-Horrorisieren wirklich? Wenn man sich die Lage genauer anschaut, wird deutlich: Ja – in großen Teilen könnte das so sein. Gleichzeitig bleibt: Nein – das bedeutet nicht automatisch, dass alles harmlos ist.

Denn: Studien wie jene vom Mercator Institute for China Studies (MERICS) zeigen, dass die Vorstellung eines zentralen Punktesystems, das jeden Bürger rein digital bewertet, eher ein Mythos ist. MERICS schreibt: „The idea that China gives every citizen a ‘social credit score’ … is more bogeyman than reality.“  Auch wenn ein System existiert, so ist es teils fragmentiert, lokal implementiert und zielt bislang stärker auf Unternehmen als auf jeden einzelnen Bürger.  Genau hier liegt das zentrale Argument von TKP AT: Die westliche Horrorerzählung – Algorithmus bewertet jeden Schritt im Leben – stimmt so nicht.

Doch Vorsicht: Diese Relativierung darf nicht als Entwarnung gewertet werden. Obwohl kein einheitlicher All-Scoring-Index omnipräsent ist, gibt es Mechanismen wie „Schwarze Listen“, die Menschen und Firmen auf Basis von Schulden, Gesetzesverstößen oder Nicht-Erfüllung von Vorschriften erfassen.  Zudem sind Technologie- und Datenkontrollen in China hochgradig – Kameras, Gesichtserkennung, Datenbanken: das alles existiert. Die Tatsache, dass etwas nicht maximal dystopisch ist, macht es nicht automatisch unschädlich.

Also: Ja – man sollte der Darstellung von TKP AT zumindest ernsthaft Gehör schenken; die westliche Panik-Erzählung greift mitunter zu kurz. Gleichzeitig gilt aber: Nein – damit ist nicht gesagt, dass alles unproblematisch ist. Das System mag anders funktionieren als oft gedacht, aber Wirkung entfaltet es dennoch – insbesondere als Steuerungsinstrument im Alltag, eher subtil als spektakulär.

Alle Quellen mit Links:


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