Gewinnwarnung voraus: Italien vor dem Zusammenbruch?

Regierungs- und  Bankenkrisen gehören zu Italien wie gute Pasta und Parmaschinken. Die Menschen sind es gewohnt, damit umzugehen, wenn etwas nicht so ganz rund läuft. Mit dem Abschied von der Lira zum angeblich stabilen Euro hat sich daran nicht viel geändert. Ein notorischer Staatsbankrotteur ist Italien aber nicht. Anders als beim Fußball, hat Deutschland hier mehr “Erfolge” vorzuweisen.

Aber die Lage ist derzeit ernster, als die vielen Zeitungsberichte vermuten lassen und die EZB wahrhaben will. Das Schreckgespenst vom Staatsbankrott hat man 2017 beschworen und angeblich ist Italien noch nicht aus dem Schneider, aber auf einem guten Weg. Schlechte Nachrichten kann aktuell niemand gebrauchen. In Italien wird am 4. März gewählt, in Deutschland ist noch immer keine “Regierung” in Sicht. Falls es zu einer Staatspleite kommt, haftet Deutschland in Höhe des gesamten Bundeshaushalts. Vielleicht ist es ein Zufall, dass Merkel auf eine Regierungsbildung “vor Ostern” hofft, das in diesem Jahr auf den 1. April fällt, vielleicht aber auch nicht. Denn ein Crash in Italien könnte eventuell mit den Wahlen zusammentreffen und alles verändern.

Die Schuldenkrise ist nicht gelöst und wie man in Südtirol weiß, ein Witz gegen Griechenland. Die immer noch faulen Kredite italienischer Banken veranlassten die EZB in der vergangene Woche Krisengespäche einzuberufen. Plötzlich belasten sinkende Immobilienpreise die Banken, was kein gutes Zeichen ist. Investoren sind zurückhaltend geworden und trauen den Verlautbarungen nicht. Und in Zeiten von FIAT-Geld ist Vertrauen alles, geht es verloren, droht im schlimmsten Fall die Pleite.

Zur italienischen Bankenkrise schreibt Ralph Bärligea auf mises:Die jahrelange Wachstumskrise in Italien hat dazu geführt, dass mittlerweile 15,3% der Kredite in den italienischen Bankbilanzen notleidend geworden sind. Seit der Einführung des Euro und noch verstärkt seit der Finanzkrise befindet sich die italienische Volkswirtschaft in einer Phase der Stagnation. Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist heute niedriger als 1999, dem Jahr der Euro-Einführung. Für viele Kreditnehmer ist es mittlerweile schwer geworden, Kredite zurückzuzahlen. Gleichzeitig finden Banken immer weniger seriöse Kreditnehmer.” Der eigentliche Sprengsatz für die Europäische Union sei aber politischer Natur, so der Autor weiter, denn diese würde immer wieder etwas beschließen, was sie am Ende nicht durchsetzen könne.

Gleich mehrere politische Sprengsätze aber lauern in Italien selbst. Österreichs Vorstoß zur doppelten Staatsbürgerschaft für Südtiroler hat die Ängste vor einer möglichen Abspaltung der wirtschaftlich wichtigen Region erneut geweckt, im letzten Jahr wurden auch in Venetien und der Lombardei die Rufe nach Volksabstimmungen und mehr Autonomie lauter als üblich. Wenn Italiens Banken zusammenbrechen, könnten die Sezessionsbewegungen mehr Zulauf als sonst bekommen. Und dann sind da noch die Eurogegner von der Fünf-Sterne-Bewegung und Lega Nord, die es bisher noch nicht geschafft haben, ein Referendum gegen den Euro auf den Weg zu bringen. Die Chancen auf eine Regierunsgbeteiligung des Movimento 5 Stelle stehen gar nicht mehr so schlecht, seit in Rom mit Virginia Raggi erstmals eine Kandidatin der Bewegung Bürgermeisterin wurde. Italien könnte die Notbremse ziehen und den Euro verlassen. Ein weiterer Sprengsatz ist natürlich auch die “Asylkrise”. In einem Radio-Interview sagte ein Lega-Politiker: „Wir müssen entscheiden, ob unsere Ethnie, unsere weiße Rasse, unsere Gesellschaft, fortbestehen oder ausgelöscht werden soll.“ Parteichef Salvini sieht das ähnlich: “Italiener leiden Hunger, illegale Einwanderer wohnen in Hotels. Ich habe dieses Italien so satt!”

Um einen Politikwechsel zu verhindern, wäre ein Bankencrash ein probates Mittel. Per Ausrufung eines dadurch ausgelösten Notstands ließen sich die Wahlen verschieben. In Deutschland wäre schnelles Handeln angesagt und an Neuwahlen gar nicht mehr zu denken. Die Lösung der Altparteien würde lauten, Merkel und Schäuble noch ein letztes Mal und wohl auch endgültig dazu ermächtigen, das Vermögen der Deutschen zu verschleudern. Ich weiß, mit den letzten paar Zeilen, habe ich den Bereich der Mutmaßungen vielleicht etwas zu lange betreten, doch in Italien mutmaßen die Leute schon lange nicht mehr, sondern handeln. Wer noch etwas hat, bringt es in Sicherheit und außer Landes, nicht mal Immobilien sind mehr gefragt, sondern sichere Offshore-Konten. Und wie auch aus anderen Kreisen erfahren habe, setzt so mancher auf Sezession statt Rezession.

 



Teilen Sie diesen Beitrag

iPads im Abverkauf: Jetzt sichern!

Wende 2024 jetzt bei Telegram beitreten und mitreden: