Mit Voodoo zum Wahlerfolg?

Wer keine eigene Meinung hat und von sich selbst nicht überzeugt genug ist, der schmückt sich nicht selten mit Zitaten berühmter Leute, seien es Gandhi oder der Dalai Lama. Und wenn es um die AfD geht, wird immer wieder der Geist von Helmut Schmidt (“Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen”) beschworen. Die SPD tobt, schreibt die MOPO. In Hamburg geht der Wahlkampf in die heiße Phase über und die sonst in sozialen Netzwerken kursierenden Schmidt-Zitate tauchen jetzt auf Werbeplakaten auf.

Pascal Kirchmair [CC BY-SA]
Im Sturmflut geplagten Hamburg hatte sich Genosse Helmut seinerzeit seinen Ruf als Realist und Pragmatiker erworben und empfahl sich als Krisenmanager für die große Politik. Da mag die dreiste Grabräuberei der AfD in der Hochburg der Sozialdemokratie besonders schmerzen, ansonsten aber zeigt sie das Dilemma auf, in dem sich beide Parteien befinden.

Die SPD verschwindet, weil es keine Arbeiterklasse mehr gibt. Ihr Andienen an den grünlinken Zeitgeist sichert ihr als Juniorpartner der CDU das Überleben, der Verlust des Markenkerns aber ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die AfD ist nicht besser dran. Es gibt abseits der Unionswähler nicht mehr genügend Konservative, schon gar nicht in den Ballungszentren. Als Angebot für enttäuschte SPD-Anhänger kann die Partei nicht funktionieren, außer sie möchte zu einer zerstrittenen außerparlamentarischen GroKo verkommen. Die aktuellen Flügelkämpfe weisen den Weg in diese Richtung und sorgen für verhaltene Freude bei den lachenden Dritten. Mehr als ein Verkomplizieren der gewohnten Machtverhältnisse ist mit der AfD nicht drin. Damit kann die Politelite gut leben.

Gefährlich wird es erst, wenn echte Köpfe auftauchen und mit eigenständigem Denken beginnen. Davon aber ist die PR-Abteilung der AfD noch meilenweit entfernt, es fehlt bloß noch, dass der Malboro-Mann auf einem blauen Pferd angeritten kommt …



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