Börsencrash: Wenn die Gurus schweigen – Wie sich politisch Korrekte an der Börse selbst schaden 

Börse - Foto via pixabay
Börse – Foto via pixabay

Bin dabei, wenn ich keine Nachteile habe – diese (rationale) Verhaltensweise ist ein alter Hut. An der Börse scheint es davon heute auffällige Ausnahmen zu geben. Wie man das Phänomen, ohne in die Depots der Betroffenen schauen zu können, feststellen kann, zeigen nachfolgende Beispiele.

Das normale Börsenverhalten in politischen Krisenzeiten

„Politische Börsen haben kurze Beine“ – heißt eine alte Verhaltensweisheit der Börsianer. Profis halten sich aus der Bewertung politischer Vorgänge – sofern diese nicht die Wirtschaftspolitik (z.B. Steuern) betreffen – heraus. Oft kann es hier Interessenskonflikte geben. Was politische schlecht ist (Regierungskrisen, Kriege), kann für die Börse gut sein. Auch sind die institutionellen Börsianer (Investmentbank, Analysten, Fonds, Vermögenverwalter) gut beraten eigenen Regierungen nicht in die Quere zu kommen und z.B. Gesetze oder Maßnahmen (Migrationspolitik) zu kritisieren.

Immer mehr „Demokratieverteidiger“ erlauben sich Börsen- und Wirtschaftsbewertungen

Beim heutigen Aufeinanderprallen der „Populisten“ (die Bösen) und der „Demokratieverteidiger“ (die Guten) fällt die steigende moralische Bewertung von Wirtschaftsvorgängen (CO2, Atomenergie, Klima) durch die echten und vermeintlichen Gutmenschen auf. Peinlich war in diesem Kontext zuletzt die Einmischung von DAX-Bossen, die plötzlich für das merkelsche Migrationsabenteuer Partei bezogen haben. Kein Wunder wenn auch angesehene Forschungsinstitute (Bertelsmann Stiftung, DIW, IdW) mit zweifelhaften Migrationsthesen (Migranten bringen Wachstum, sie schließend unsere Renten- und Facharbeiterlücken, EU-Grenzkontrollen bringen Konjunkturchaos) hier mitjonglierten.

Beispiel 1: Der Vorsprung der „populistischen Börsen“ wird verschwiegen

Seit der EU-Grenzöffnung in 2015 sind 3 Jahre vergangen. In dieser Zeit haben sich die Aktienmärkte in populistisch-autokratischen Ländern (USA, Ungarn, Österreich, Baltikum, China, Russland, Türkei) besser als in den „demokratischen“ Ländern, wie in Deutschland, entwickelt. Der Vorsprung vom Juni 2018 blieb auch nach sieben Monaten erhalten. Vielleicht liegt die Ursache dafür im Vertrauen des Kapitals in Regierungen die keine teuren „Migrationsexperimente“ wagen? Wer also aus moralischem Prinzip nicht in Populistan investiert hatte, machte einen Fehler.

Beispiel 2: Realitätsverweigerung beim Ursachen-Check

Trump, Brexit und Italien sind die Hauptschuldigen für die Börsenmisere, nicht aber die realitätsfremde EU und die GroKo. – so die offizielle Lesart. Das wäre zu einfach. Denn die Märkte verlieren zusehends Vertrauen an den Euro, Target 2, Griechenlands Schuldendienst oder an den Slogan „Wir schaffen das!“. Den Privatanleger trifft auch die Schuld. Er hat sich nicht die Mühe gemacht nachzudenken, ob die pausenlosen Regelbrüche der Wirtschaft irgendwann nicht zu viel werden. Anleger die Phrasen von der „boomenden deutsche Konjunktur“ unkritisch hinnahmen und „populistische Warnhinweise“, wie das Flaschensammeln der Rentner ignorierten, sind von der Börse zu Recht bestrafft worden.

Beispiel 3: Prof. Otte: „Ein populistischer Vermögensverwalter“ muss boykottiert werden!

In die ntv-Telebörse werden häufig politisch korrekte Experten eingeladen, die das übliche Manna über den Crash herunterbeten, schon einen Namen haben und ansonsten nicht – wie Dirk Müller („Mister Dax“) oder Max Otte („Börsenprofessor“) – aufgefallen sind. Sind die Gäste abhängige Bankanalysten, tun sie nicht nur ihren Job (Robert Halver & Co., Baader Bank, sondern pflegen auch die eigene Eitelkeit. Sind sie dagegen selbständige Vermögensverwalter (Dr. Zschaber & Co) werden diese Herren wohl in erster Linie an Kundengewinnung denken und wie sie sich vor der Kamera anstellen müssen, um noch einmal eingeladen zu werden. Von solchen ntv-Experten werden die Privatanleger keine Warnungen erhalten.

Nicht eingeladene Fachleute, wie der Fondsmanager Prof. Dr. Otte werden dagegen „draußen“ boykottiert und auch körperlich bedrängt, wenn sie es wagen öffentliche Vorträge zu halten. Otte bildet hier keine Ausnahme. In Schutz nehmen die boykottierten Kollegen unsere ntv-Stars nicht. Wenigstens einmal des Skandals wegen, sollten sie es aber tun und nicht immer an sich und die folgende Einladung denken. Mit dem ntv hätten sie das richtige Forum.

Beispiel 4: Kölner Pensionsfonds auf Nachhaltigkeit getrimmt, Kirchen des Erzbistums investieren dagegen „unethisch“

Es gibt noch eine vierte Kategorie der börsenschädlichen Sturheit, wenn Anleger glauben an der per se unmoralischen Börse moralische Anlagen, – die sie als solche glauben identifizieren zu können, – gefunden zu haben. Es geht hierbei nicht um den Boykott von Trump- oder Orban-Aktien, sondern um die Titel der Rüstungsaktien oder der Tabak-Aktien, also generell um Aktien der „unethischen Wirtschaftsunternehmen“.

Dagegen sollten Anteilscheine der „ethischen Wirtschaftsunternehmen“ (Öko & Co.), wie die von Herstellern erneuerbarer Energien, Klimaschutzanlagen oder Landwirtschaft gekauft werden. Dagegen wird niemand etwas haben. Da es aber schwierig zu unterscheiden ist, was nun börsianisch gut und was schlecht ist, verstecken sich die Fondsanbieter – die längst das Geschäft gerochen haben – hinter dem nicht geschützten Terminus Nachhaltigkeit und bieten den Gutgläubigen massenweise „ethische Anlageware“ an. Egal wie hoch die Verluste sind, – der Pleite gegangene Solarzellenanbieter SolarWorld mahnt – Hauptsache ich investiere in mein Gewissen, bin dabei und investiere und handle nachhaltig und ethisch – wird sich so mancher freuen.

Mit Erstaunen erfuhr ich in der Rede des Kämmerers von Köln, das jetzt auch das Pensionsgeld der Domstadt-Angestellten in nachhaltige Fonds, die der Kirchen dagegen in unethische Private-Equity-Beteiligungsfonds angelegt werden sollen. Werde da einer schlau! Welche Rendite die beiden zu erzielen vermögen, lässt sich schlecht sagen. Schlimm ist dabei nur, – das darf wohl gesagt werden – dass fremdes Geld nach politisierten Kriterien investiert wird, leider oft ohne eigene Sachkenntnis und auf Anraten der befangenen Banken.

Dogmatiker, Heuchler oder einfach nur arme Familienväter

Was lernen wir daraus? Auch Börsianer sind nur Menschen, die nicht vorurteilsfrei handeln und tagtäglich von Sachzwängen getrieben werden. Es gibt unter ihnen die unbelehrbaren Dogmatiker, die auf den eigenen Vorteil Bedachten und last but not least einfache Familienväter, die nur ihren Job erledigen und für die lieben Familie sorgen. Oder meinen Sie etwa ein Anlageberater, der, so lange es geht, eine rücksichtslose „Gebührenmaximierung“ für seine Bank betreibt, es immer nur aus eigenem Antrieb macht?


Dr. Viktor Heese – Finanzanalyst und Fachbuchautor; www.prawda24.com, www.finanzer.eu



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