Wirtschaftssatire in Zeiten der (zweiten) Irankrise
Die deutschen Michels Tünnes und Schäl glauben mit der Irankrise nichts zu tun zu haben. Schließlich sind sie keine Mullah-Freunde und wollen nichts in den Orient verkaufen. Auch glauben sie, die „mächtige EU“ werde ihresgleichen vor unerwarteten Eskapaden des bösen US-Präsidenten schützen. Wie sehr sich die beiden irren?
Schäls Weltreise kommt nicht zustande
Frühpensionär Schäl will eine fünfwöchige Weltreise machen und bucht diese zum Preis von 5.000 USD (amerikanische Dollar) bei seinem Freund Tünnes, der eine kleine Agentur besitzt. Kurz vor Reiseantritt, bekommt der Reiseunternehmer haufenweise Post von seinen Mitorganisatoren aus ganzer Welt, die klagen, dass ihre Rechnungen in USD nicht bezahlt wurden und sie folglich Leistungen nicht erbringen werden. Die Reise muss storniert werden.
Schäl ist sprachlos. Hatte er doch rechtzeitig die USD bei seiner Sparkasse Köln-Bonn gekauft, die eine zuverlässige Korrespondenzbank im texanischen Austin als Abrechnungspartner haben soll. Institutsdirektor Schlauberger bedauert den Vorfall sehr und erklärt, die Korrespondenzbank habe das Geld an die Mitorganisatoren nicht überwiesen dürfen, weil dies die (neuen) US-Sanktionsgesetze verbieten. Schließlich sah die Weltreise auch einen zweitägigen Aufenthalt im Iran vor. Ein iranischer Mitorganisator sei also mit von der Partie. Iran wird aber sanktioniert, weder Güter, noch Kredite noch Überweisungsgelder dürfen in das Land fließen. Egal von wem auf der ganzen Welt. So habe kürzlich Präsident Trump entscheiden.
Weil sich Sparkassenkunde Tünnes sofort mächtig aufregte, habe Direktor Schlauberger beizeiten einen Zettel vorbereitet auf dem er den Weg dessen Geldes aufzeichnete. Er erklärte ihm warum nach den Regeln des Internationalen Zahlungssystems eine Dollar-Zahlung immer indirekt erst den Weg über eine US-Korrespondenzbank nehmen muss und die Sparkasse nicht direkt überweisen kann.
Der Kaffee hatte geschmeckt, der freundliche Direktor gab sich persönlich die Ehre Tünnes zu empfangen, die Allianz Versicherung würde – so meinte der Banker – für den entstandenen Schaden einspringen, auch wenn die Sanktionen nicht die Bundesregierung verhängte. Tünnes war zuerst zufrieden.
NSA-Embargo-Schnüffler finden leider alles heraus
Als das ihm nach den Beschimpfungen von Schäl nicht ausreichte, erfuhr er vom freundlichen Direktor einige Details die ihn erst recht gegen Donald Trump und Amerika aufbrachten.
Das Zahlungssystem funktioniert so, weil die ganze Welt freiwillig den US-Dollar als „Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel“ dulde. Schließlich habe auch Tünnes zeitweise, als Bush Junior ins Weiße Haus einzog, zeitweise auf einen „starken Dollar“ spekuliert – erinnerte Schlauberger.
Das System ist zwar ungerecht, man kann ihm leider nicht entkommen. Denn wenn die Sparkasse auf „Mittelsmänner“, so z.B. auf die Deutsche Bank zurückgreife, von ihr die Dollar kaufe und sie mit den Überweisungen an die Mitorganisatoren beauftrage, so verlagert sich nur das Problem auf die Deutsche Bank. Die wird das nicht machen. Es hilft also nicht durch noch so raffinierte Verschachtelungen den Bestimmungszweck, so auch Zahlungen an einen iranischen Mitorganisator, irgendwie zu verschleiern, die NSA-Agenten – von denen Tünnes sicherlich schon gehört hat – finden so wie alles heraus.
Keine Frage ist das System ist absurd, besonders dann, wenn man über das eigene Geld – so wie Sparkasse über ihre US-Dollar – nicht verfügen darf. Die USA sind imstande mit dieser Dollar-Hegemonie de facto jeden missliebigen „Schurken“ (Bush) auf der ganzen Welt wirtschaftlich zu erpressen, sobald dieser nur mit Zahlungen in Dollar in Berührung kommt, d.h. seine Rechnungen in dieser Währung ausstellt oder Guthaben akzeptiert. Autarke Diktatoren zahlen daher Unsummen, um das US-Embargo zu umgehen.
Das Hoffen auf den Chinesen und EU-Gegenmaßnahmen ….
Der schlaue Institutsdirektor beruhigte den aufgebrachten Gast weiter mit folgender Geschichte: Das Internationale Zahlungssystem wirkt, Gott sei Dank, auch in die umgekehrte Richtung. „Auch die Amerikaner brauchen unsere Euros. Schließlich haben sie ja ein riesiges Handelsdefizit, mit diesen Euros müssen sie doch ihre Importe bezahlen. Sehr bald wird der gute Dollar als Weltzahlungsmittel von dem chinesischen Renminbi und durch unseren Euro abgelöst. Dann werden nicht nur die Iraner, sondern der Rest der Welt keine Dollar mehr haben wollen. Die Russen und Chinesen handeln kommen schon ohne den Greenback aus! Das kann noch etwas dauern, aber Brüssel kann schon heute etwas tun“. Auch dort kenn man den Spruch, so wie du mir, so ich dir. Sollte der Mann mit der wüsten Frisur zu sehr übertreiben, wird unsere EU zu sehr schmerzlichen Gegenmaßnahmen greife. Wir beide werden noch Zeiten erleben, wenn amazon-Konten bei unserer Sparkasse blockiert werden!“
Schäl lacht sich kaputt: Junkers & Co. haben doch keine Ei….
Schäl fand diese weltfremde Erklärung sehr amüsant und beschimpfte seinen Freund gehörig. „Renminbi oder Rubel als Weltwährung, dass ich nicht lache! Diese Story höre ich schon seit zwanzig Jahren. Nichts hat sich seitdem getan. Und Brüssel,… Liest du denn keine Zeitungen. Die dortige Mannschaft hat doch keine E… in der Hose. Gleich kommt das Arbeitsplatzargument und „wir können uns einen Handelskrieg mit den USA nicht leisten. Durch den Handelsüberschuss exportieren wir dort mehr als importieren und hätte mehr zu verlieren“. Das werden sie uns vorjammern und ausnahmsweise einmal Recht haben!“
Dr. Viktor Heese – Dozent und Fachbuchautor, finanzer.eu und prawda24.com