Neues über guten und schlechten Völkermord

Neues über guten und schlechten VölkermordAnne Karre: Man soll die Dinge schon so benennen wie sie sind, außer, man wäre besser beraten das zu unterlassen, weil es dafür Vergeltung hageln könnte. Recht ist schon ein kompliziertes Ding. Recht haben erst recht … und noch viel schwieriger ist es Recht zu bekommen, selbst wenn man im Recht ist. Irgendwie kristallisiert sich ein Trend heraus, wonach das Recht des Stärken wieder das Rennen macht. Das nennt man landläufig „Faustrecht“. Die Anwandlungen der letzten Jahrzehnte, wonach Recht etwas universelles sein könnte, verabschieden sich zusehends. Und mal ganz ehrlich, im Zuge der Globalisierung kann man es sowieso nicht allen recht machen.

Jetzt ist es eine sportliche Übung (der ewigen Rechthaber) der letzten Jahrzehnte, die Völkermörder redlich und rechtschaffen an den Pranger zu stellen. Selbst der Deutsche Bundestag mühte sich dahingehend und verurteilte den Völkermord an den Armeniern. In diesem Fall bekam die Türkei ihr Fett weg. Genauer noch, der amtierende „Irre vom Bosporus“, also der dort frei gewählte Diktator Erdogan. Wer schon ein bisschen Völkermord hinter sich hat, wie beispielsweise Deutschland, ist geradezu berufen, zu solchen Anlässen, den Finger in die klaffende Wunde bei anderen zu legen. Schließlich hat man ja gelernt und die Verurteilung solcher UN-Taten soll dann der Beleg dafür sein.

„Ware“ Freundschaft fängt beim Geld an

Weil das Verhältnis USA/Türkei sowieso gerade im Eimer ist, können die USA locker mal ein wenig Öl ins Völkermörderfegefeuer gießen. Das bringt zwar niemanden zur Besinnung, noch weniger die Erleuchtung … mit etwas Glück aber einen „Irren“ so richtig in Rage. Wie es ausschaut, ist die Rechnung planvoll aufgegangen: Entscheidung im US-Kongress • Erdogan nennt Armenien-Resolution „wertlos“[Der Lügel]. Da hatte also zunächst der US-Kongress für Völkermrod erkannt, dass die Türken einst die Armenier meuchelten. Erdogan fand das jetzt wenig spaßig und könnte mit weiteren Attacken auf die Kurden reagieren. Er hat es noch nicht laut gesagt, aber vermutlich folgt da noch eine rückwärtige Einstufung der Armenier als „Terroristen“.

Neues über guten und schlechten VölkermordSo eine Umklassifizierung könnte allerdings die USA in Bedrängnis bringen, weil die derzeit alles umbringen, was sie zuvor zu Terroristen erklären. Da kommt dann die Anklage, der gesamte Prozess nebst Schuldspruch und Hinrichtung in einer einzigen Hellfire-Rakete. Das ist wirtschaftlich optimierte Rechtspflege. Manchmal erfolgt die Einstufung von Kindern und Alten zu Terroristen bei den Amis auch erst posthum, um das Gesicht beim Massenmorden zu wahren. Erdogan kann natürlich das türkische Parlament in Spur schicken, um den Genozid der Amis an den Indianern endlich mal als Völkermord zu verurteilen. Davon wollen wiederum die Amis nichts hören. Abgesehen davon sehen sie den Landraub von damals eher als Selbstverteidigung, ähnlich wie der Erdogan seine Massaker an den Kurden.

Guter und schlechter Völkermord

Wenn Erdogan das tatsächlich macht und parallel dazu keine Waffen mehr von den USA kauft, kann das richtig ungemütlich werden. Sowas zerstört geldbasierte Freundschaften. Für soviel Respektlosigkeit gegenüber den USA muss Erdogan um seinen Sessel bangen. Womöglich könnte die CIA einfach mal Regime-Change in der Türkei spielen. Für gewöhnlich reichen ja zum Massakrieren der Kurden allein schon die deutschen Waffen. Das bürgt übrigens für so eine Art Gleichstand, weil wir doch auch die Kurden mit Waffen ausgerüstet haben. Vernünftiger Qualitätstod sollte generell ein „Made in Germany“-Branding haben, da stirbt sich das einfach besser.

Naja, wenn man schon Völkermördereien anprangern möchte, hätte man ja posthum die Sowjetunion angehen können. Die haben Millionen von Menschen im Rahmen der Weltverbesserung abgeschlachtet. China hat unter Mao nicht minder massenhaft die Leute eliminiert, die nicht so richtig kulturrevolutionskompatibel waren. Zur Ehrenrettung der Sowjets und der Chinesen muss man ins Feld führen, dass die ja ihre eigenen Landsleute umgebracht haben.

Das wäre also so eine Art „Selbstgenozid“ aus polit-hygienischen Gründen. Aus Sicht der Abermillionen Toten vielleicht auch Völkermord, aber zuweilen halt für „höhere Ziele“ und nicht für so niedere Motive, wie sie den Türken mit den Armeniern zugeschrieben werden. Was jetzt guter oder schlechter Völkermord ist, dass muss jeder Leser für sich selbst herausfinden. Immerhin scheint es ja auf politischer Ebene solche Differenzierungen zu geben, sonst würde man ja was von den vielen anderen Völkermorden hören.


von Qpress



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