Wer im Berliner Regierungsviertel zu Mittag oder Abend speisen möchte, dem bietet sich seit Kurzem eine neue Adresse: das Restaurant „GastroDemokratie“, nur 310 Meter vom Bundestag entfernt. Von außen ein gewöhnliches Lokal, drinnen 50 gedeckte Plätze, elegantes Flair.
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Der Reiz dieses Hauses liegt im demokratischen Verfahren, das jeder Mahlzeit vorgeschaltet ist. Denn hier wird nach gutem demokratischem Verfahren abgestimmt, was täglich frisch auf den Tisch kommt. Jeder Gast erhält denselben Menü-Wahlzettel und darf wählen. Geheim und gleich.
Abstimmen statt bestellen
Der Wahlzettel listet 5 Vorspeisen, 5 Hauptgerichte, 5 Beilagen und 5 Nachspeisen. Jeder Gast verfügt über exakt fünf Stimmen, kategorisch gebunden: eine Stimme für ein Hauptgericht, bis zu zwei Stimmen für zwei verschiedene Beilagen und bis zu zwei Stimmen für zwei unterschiedliche Nachspeisen. Die Auswahl erfolgt per Ankreuzen. „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“, gilt hier exemplarisch. Die Stimmabgabe ist demokratisch anonym. Eine namentliche Abstimmung durch die sehr demokratischen Abgeordneten, wie sie aus dem Bundestag leidlich bekannt ist, findet nicht statt. Kumulieren, etwa zwei Hauptgerichte ankreuzen, ist unzulässig. Ordnungsrufe durch Monsieur Oberkellner sind nicht vorgesehen.
Doch auch wer formal korrekt gewählt hat, kann am Ende leer ausgehen. Denn die Auswahl der Lieblingsgerichte garantiert nicht, dass sie serviert werden. Entscheidend ist allein das Votum der Mehrheit. Die jeweils meist gewählte Speise je Kategorie, bei Beilagen die beiden stärksten, wird verbindlich serviert. Für alle gleich.
Menü-Koalitionen mit Nebenwirkungen
Das Wahlergebnis führt regelmäßig zu inkompatiblen Menü-Koalitionen. Teller, die inhaltlich kaum harmonieren, aber demokratisch legitimiert sind. Beispiel aus dem laufenden Betrieb: Vorspeise Melonen-Gurkensalat, Hauptgericht Wiener Schnitzel, Beilage eins Sauerkraut, Beilage zwei grünen Klößen und Erdbeeren, Nachspeise Milchreis mit Zimtzucker. Die Kombination mag überraschen. Doch sie ist beschlossen. Was auf den demokratischen Tisch kommt, das wird gegessen. So heißt es auf einem unübersehbaren Hinweisschild am Eingang, im Ton eines gestrengen Internats.
Gong, Gleichschritt, Gesinnung
Das Verfahren folgt einem streng getakteten Ablauf. Ein Gong, identisch in Tonhöhe und Frequenz mit dem Plenargong des Bundestags, markiert den Beginn und Ende der Abstimmung. Ein zweiter Gong signalisiert das angedrohte Servieren des Tagesgerichts. Mit dem Schlussgong genau 90 Minuten später, wird man höflich und bestimmt verabschiedet.
Energiewende in der Küche
Erst nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses beginnt die Küche mit der Zubereitung. Sie erfolgt mit militärischer Präzision. Köche und Hilfskräfte bereiten exakt 50 identische Teller zu, was eine erhebliche Energieeinsparung bewirkt. Keine Extrawünsche, keine Nachfragen. Die effiziente Gleichzeitigkeit des Speisens verleiht dem Vorgang zudem eine protokollarisch-feierliche Note, vergleichbar mit einem Staatsbankett.
Finanziert durch Aktion Demokratie leben – serviert für 14 Euro
Das Restaurant „GastroDemokratie“ ist ein Modellprojekt im Rahmen der fürsorglichen Demokratielenkung. Es wird jährlich mit 1,2 Millionen Euro aus Bundesmitteln gefördert. Diese Strukturförderung erklärt auch den zivilen Menüpreis von 14 Euro pro Person, unabhängig von Zutaten, Personalaufwand oder Energieeinsatz. Geleitet wird das Haus von Stanislaus Stepanszi, 62, der seine Kocherfahrung noch vor der Wendezeit im Bahnhofsrestaurant von Wrocław sammeln konnte und mit den Vorzügen planwirtschaftlicher Verfahren vertraut ist. Das Lokal ist bis Ende Mai 2025 vollständig ausgebucht.
Politisch begleitet – wissenschaftlich überwacht
Die wissenschaftliche Aufsicht über das „GastroDemokratie“-Restaurant liegt bei der Bundeszentrale für politische Ernährung, einer nachgeordneten Behörde des Bundesinnenministeriums. Ziel sei es, so heißt es in einem internen Papier, „Demokratie nicht nur zu lehren, sondern konkret zu verzehren“. Der BEB (Bundeseigene Betrieb) gilt laut Pressestelle des Ministeriums als vorbildliches Kombinat des „18. März“.
Kommentare
4 Antworten zu „Förderung des Bundestagsrestaurants „GastroDemokratie“ “
Was für eine gequirlte Sch…. Willst du Idioten sehn mußt du in die Hauptstadt gehn.
Eben.
Zitat: „… eine protokollarisch-feierliche Note, vergleichbar mit einem Staatsbankett.“
Korrektur: „… eine protokollarisch-feierliche Note, vergleichbar mit einem STAATSBANKROTT.“
Das gefällt dem Nero(befehl) besser!
Übrigens: Wo bleiben die Drinks? „Unseredemokratie“ ist doch nur noch im Suff zu ertragen!
Es muss Gastro-Unsere-Demokratie heissen. Denn wir „erleben“ den Übergang von irgendeiner Demokratie zu „Unsere-Demokratie“ – und das ist etwas ganz anderes.