Was heisst eigentlich “russischer Angriffskrieg”?

Der russische Einmarsch in die Ukraine fand im Gefolge des Heranrückens der USA und ihrer Nato – also von 30 teils atomar bewaffneten Militärmächten – an die russische Peripherie statt. Zuvor hatten die Russen sich zurückgezogen und ganze Länder einschließlich Deutschland geräumt. Von Staatsfunkern und anderen Manipulatoren unabhängige Beobachter sahen und sehen Russland durch die beispiellose westlich-militärische Übermacht, gegen die die deutsche Wehrmacht 1941 eine bessere Feuerwehr war, an die Wand gedrückt: Vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer sieht Moskau im Jahre 2021 auf Nato- und USA-Truppen mit schwerem Gerät, die sogar über den Ozean herangeschafft werden, Raketenstationierungen, die Moskau direkt bedrohen, Flugzeugpatrouillen im gesamten  Luftraum westlich der Grenze und militärische Beistandsbekundungen, die sich gegen Russland richten. Dazu eine Außenministerin in Berlin, die das Nato-Verhalten als Angebot zur “vertrauensvollen Zusammenarbeit” bezeichnet.  Wer im Februar 2022 angesichts des hochverdichteten Nato-Gemisches aus Waffen, Aufmärschen und Nonsense  überrascht war, dass es knallte und ausschließlich einen russischen “Angriffskrieg” sah, muss sich einigen Fragen stellen.

Zum Beispiel, ob er im Zweiten Weltkrieg ebenfalls einen Angriffskrieg der Briten und Franzosen gegen Deutschland erkennt. Geht man nach der sprachpolizeilich gehüteten westlichen Beurteilungsmethode für den Ukrainekrieg 2022 vor und entscheidet an Tag eins ohne Berücksichtigung der Vorgeschichte, wer der Angreifer ist, dann wird man den Krieg Deutschlands gegen Frankreich und Britannien 1939 als Verteidigungsmaßnahme unseres Landes einstufen. Denn Frankreich und Britannien hatten den Krieg an Deutschland erklärt, nicht umgekehrt. Man liest allerdings nirgendwo vom französisch-britischen “Angriffskrieg” gegen Deutschland, weil man mit Hilfe der Vorgeschichte zu einem anderen Ergebnis kommt. Der Vergleich ist interessant, weil er das politische Mickey Mouse-Engineering zeigt, das die USA ihren Vasallen seit je exportieren. 

Die Vorgeschichte des Ukrainekrieges lässt die Sache nicht so einfach erscheinen

Das Land-um-Land – Heranrücken von USA und Nato bis an die russischen Grenzen war die Retoure für den Rausschmiss oder die Inhaftierung von westlichen bzw. eigenen Milliarden-Plünderern aus dem Russland der 1990-er Jahre durch Wladimir Putin, dem damals neuen Mann an der Spitze. Man kann das Nato-Nachstoßen in Richtung Russland als vieles bezeichnen, aber als eines nicht: Als humanitäre Mission zur Verteidigung von Recht, Freiheit und irgendwelchen “Werten”. Es handelt sich schlicht um den Willen der USA, ihren über 700 weltweiten Militärstützpunkten wichtige am Schwarzen Meer hinzuzufügen und die Russen damit sowohl vom Nahen Osten samt Israel und Iran als auch von der westlichen Hemisphäre auszublocken. Das ist die größte Nummer seit 1945 und nur deshalb haben die USA willig Hunderte Milliarden Verluste ausgebucht, denen allerdings erhebliche Gewinne aus Waffen- und Energieverkäufen gegenüberstehen. Wer in der Ukraine 2022 vom edlen Freiheitskampf und der hehren Verteidigung letzter Quadratmeter gegen Aggressoren redet, müsste einmal darlegen, warum das nur hier stattfindet und in anderen Weltgegenden nicht einmal zur Kenntnis genommen wird. 

Aus russischer Sicht ist das ein Präventivkrieg

Die Visitenkarte der USA und ihrer Verbündeten ist eine lange Blutspur durch zerbombte Länder mit Millionen Toten, zuletzt von Vietnam über Irak, Syrien, Libyen bis Afghanistan reichend. Wer von den Russen verlangt, dass sie gelassen das Heranrücken dieser Sorte atomar bestückter Militaristen aus 30 Ländern beobachten, auf Präventivschläge verzichten und artig rätseln, was man in Washington denn wohl vorhaben könne, darf sich in die große Riege der Infantilpolitiker einreihen, von denen besonders Deutschlands Führung beschickt wird.  Mit Realpolitik unter Beachtung legitimer Sicherheitsinteressen anderer Länder hat die westliche Sicht- und Handlungsweise nichts zu tun. Das macht die Sache für uns selber brandgefährlich bis zum Atomkrieg, der die Berliner Agierend*Innen genau so als “Zeitenwende” überraschen würde wie der russische Einmarsch vom Februar 2022.



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10 Kommentare

  1. Man würde sich angesichts aller Ungeheuerlichkeiten deutscher Infantilpolitik eigentlich geradezu wünschen, dass den in Berlin Agierendinnen und dilettierenden Schwachköpfinnen möglichst bald eine nuclear bomb made in Russia auf den Hohlkopp donnert.

    Vielleicht wäre das ja dann die Lösung des PROBLEMS.

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    1. Klaus Schwab und seine Herren würden uns nur die nächste “Young-Global-Leaders”-Clique ins Land schicken. Wahrscheinlich würde er Ricarda Lang als Übergangsaussenministerin oder “Interims-Weltinnenministerin” installieren.

    2. Der ALTE FRITZ wusste seinerzeit schon: Angreifer ist DERJENIGE, der einen anderen dazu zwingt, zu den Waffen zu greifen,

      An dieser Weisheit und Weitsicht hat sich bis heute nichts geändert.

  2. Zuvor hatten die Russen sich zurückgezogen und ganze Länder einschließlich Deutschland geräumt. ????

    Und warum sind sie dann im Dezember 2022 noch in Nordostpreußen.?

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    1. Weil 1990/91 Kohl und Waigel das Angebot des Kremls zur Rückgabe Kalingrads an Deutschland mit der lapidaren Begründung, “das stehe jetzt wegen anderer Aufgaben und wegen fehlender Mittel nicht auf der Tagesordnung”, abgelehnt haben. Im Hintergrund muss man wissen, dass Frau Thatcher (GB), Herr Mitterand (FR) und Mr. Baker (US) bei den 2+4Verhandlungen auf Kohls und Waigels Ablehnung des Kreml-Angebots eingewirkt haben.

      1. Lieber Jonathan M. ich weiß nicht, warum ihr alle das nicht begreifen wollt
        Kohl und Genscher können keine völkerrechtlichen Vereinbarungen Verträge mit den 4Siegermächten abschießen, noch auf Territorium von Deutschland verzichten, abtreten oder sonst wie handel, da die BRD völkerrechtlich kein Staat ist, ob man das nun glauben kann oder nicht,seit dem 8-9. mai 1945 ist
        der Deutsche Nationalstaat in seinen völkerrechtlichen grenzen nicht mehr handlungsfähig. Ratet mal, warum das so ist, diese Tatsache hat mit Nazis, Reichsbürgern oder ewiggestrigen nichts zu tun, auch wenn es vielen nicht in ihre ideologische Einstellung passt.

Kommentare sind geschlossen.