Bei jeder Wahl zur US- Präsidentschaft stehen sich am Ende stets nur zwei Kandidaten gegenüber. In diesem Jahr war einiges anders, denn die Demokraten haben lange an dem altersschwachen Joe Biden festgehalten und erst in letzter Sekunde Vizepräsidentin Kamala Harris ins Rennen geschickt. Auch auf der republikanischen Seite ist manches anders. Donald Trump kandidiert nun bereits zum dritten Mal in Folge. Wenn er morgen gewinnt, ist die zweite Amtszeit auch gleichzeitig seine letzte. Eine Regierungsbildung wie in Deutschland oder Österreich und langwierige Koalitionsverhandlungen kennt man nicht in den USA, der Fahrplan zu Übernahme der Amtsgeschäfte bleibt stets gleich.
Die US-Präsidentschaftswahl ist ein umfassender, mehrstufiger Prozess, der über mehrere Jahre geplant wird. Sie findet alle vier Jahre am ersten Dienstag nach dem ersten Montag im November statt, wobei der gewählte Präsident oder die gewählte Präsidentin am 20. Januar des darauffolgenden Jahres das Amt antritt. Der Ablauf umfasst die Kandidatennominierung, Vorwahlen, den nationalen Parteitag, die eigentliche Wahl im November sowie das Wahlmännergremium. Hier ist eine detaillierte Übersicht:
1. Kandidatensuche und -nominierung
Bereits Jahre vor der eigentlichen Wahl bereiten sich potenzielle Kandidaten auf eine Präsidentschaftskandidatur vor, sammeln Spenden und bauen ein Unterstützernetzwerk auf. Diese Phase wird oft als “invisible primary” (unsichtbare Vorwahl) bezeichnet, da Kandidaten versuchen, sich frühzeitig zu positionieren. Die zwei großen Parteien, die Demokraten und Republikaner, spielen hier die zentrale Rolle und nominieren jeweils ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin.
2. Vorwahlen und Caucuses
Im Frühjahr des Wahljahres beginnen die Vorwahlen (Primaries) und Parteiversammlungen (Caucuses) in verschiedenen Bundesstaaten. Diese finden zwischen Februar und Juni statt und dienen dazu, Delegierte für die nationalen Parteitage der Parteien zu wählen. Delegierte sind Vertreter der Parteianhänger, die den Willen der Wählerstimmen aus den einzelnen Staaten zum Parteitag bringen. Die ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire sind oft besonders beachtet, da sie die ersten Stimmungsbilder und Trends auf nationaler Ebene liefern.
3. Nationale Parteitage
Im Sommer vor der Wahl organisieren beide Parteien nationale Parteitage (National Conventions), auf denen die Delegierten offiziell ihre Stimmen für den Präsidentschaftskandidaten abgeben. Der Parteitag endet meist mit der offiziellen Nominierung und der Annahme der Nominierung durch den Kandidaten, der dann seine Rede zur Kandidatur hält. Zudem wird hier ein Vizekandidat vorgestellt, der den Präsidenten oder die Präsidentin unterstützt und potenziell das Amt des Vizepräsidenten antritt.
4. Wahlkampf und Debatten
Nach den Parteitagen beginnen die Kandidaten mit intensiven Wahlkampagnen, um ihre Politik vorzustellen und Stimmen zu gewinnen. Die Kampagnen sind geprägt von landesweiten Werbespots, Wahlveranstaltungen, und teils hitzigen Fernsehdebatten zwischen den Kandidaten. Themen wie Wirtschaft, Gesundheitswesen, Klimawandel, und Außenpolitik spielen eine zentrale Rolle, wobei die Debatten oft wichtige Momente des Wahlkampfs darstellen.
5. Die Wahl im November
Am Wahltag, der traditionell der erste Dienstag im November ist, geben die US-Bürger ihre Stimmen ab. Die Präsidentschaftswahl in den USA ist eine indirekte Wahl, da die Stimmen nicht direkt den Präsidenten bestimmen, sondern die Wahlmänner und -frauen im Wahlmännergremium (Electoral College) wählen. Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Anzahl an Wahlmännerstimmen, die auf der Bevölkerung basieren. Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die meisten Stimmen erhält, gewinnt in der Regel alle Wahlmännerstimmen dieses Staates (mit Ausnahme von Maine und Nebraska, die ein proportionales System verwenden).
6. Das Wahlmännergremium (Electoral College)
Das Wahlmännergremium besteht aus 538 Wahlmännern, und der Kandidat, der die Mehrheit von 270 Wahlmännerstimmen erhält, gewinnt die Wahl. Im Dezember nach der Wahl versammeln sich die Wahlmänner in ihren jeweiligen Bundesstaaten und geben offiziell ihre Stimmen für den Präsidenten und Vizepräsidenten ab. Das Ergebnis wird dann an den Kongress weitergeleitet.
7. Bestätigung durch den Kongress und Amtseinführung
Im Januar des Folgejahres zählt der Kongress die Stimmen des Wahlmännergremiums und bestätigt den Wahlsieg. Am 20. Januar erfolgt dann die Amtseinführung (Inauguration Day), bei der der neue Präsident und der Vizepräsident den Amtseid ablegen und offiziell in ihr Amt eintreten. Dieser Tag markiert den Beginn der vierjährigen Amtszeit.
Kommentare
Eine Antwort zu „So laufen die US-Wahlen im Detail ab“
Weil jeder US-Bundesstaat unabhängig von seiner Einwohnerzahl zwei Senatssitze hat, führt das dazu, dass einwohnerschwache Staaten im Electoral College deutlich überrepräsentiert sind. Ein elector in Kalifornien vertritt fast doppelt so viele Wählerstimmen wie ein elector in Montana. Die Stimmen beider werden aber gleich gewertet, was quasi bedeutet, dass die Stimme einer Wählerin in Montana mehr Macht hat als die eines Wählers in Kalifornien.
Die meisten, nämlich 54 Wahlleute, können 2024 in Kalifornien gewonnen werden. Auch die Bundesstaaten Texas (40), Florida (30) und New York (28) und verschaffen Präsidentschaftskandidat*innen einen erheblichen Vorsprung im Rennen um das Weiße Haus. Doch teilweise ist dieses schon gelaufen, bevor es überhaupt begonnen hat, denn es gibt einige sogenannte rote und blaue Staaten, in denen traditionell die jeweils eine Partei gegenüber der anderen die Nase vorn haben wird.
Viele Menschen werden den Verlauf der Wahlen und die Hochrechnungen am 5. November mit Spannung verfolgen – und sicherlich wird am Ende des Tages ein Sieger oder eine Siegerin gefeiert werden. Offiziell steht zu diesem Zeitpunkt aber noch lange nicht fest, wer am 20. Januar 2025 feierlich ins Präsidentenamt eingeführt wird.
Über diese Frage entscheidet das Electoral College nämlich traditionell am Montag nach dem zweiten Mittwoch im Dezember. An diesem Tag kommen die Wahlleute in den Hauptstädten ihrer jeweiligen Bundesstaaten zusammen, um beim Meeting of Electors in einer geheimen Wahl ihre Stimme für den Präsidenten oder die Präsidentin abzugeben – und dabei kann es durchaus Überraschungen geben.
Traditionell sind Wahlleute nämlich allein ihrem Gewissen verpflichtet. So kann es passieren, dass ein elector seine Stimme nicht dem Kandidaten oder der Kandidatin gibt, für die er oder sie gewählt wurde. Diese sogenannten faithless electors sind selten, doch es gibt sie – obwohl stark darauf geachtet wird, dass Wahlleute ihren Parteien gegenüber loyal sind und sie in manchen Bundesstaaten sogar mit Strafen rechnen müssen, wenn sie aus der Reihe tanzen.
In der Regel wird bei dieser besonderen Form der Protestwahl die Stimme, die dem vorgesehenen Kandidaten verweigert wird, nicht ans gegnerische Lager, sondern an Personen vergeben, die gar nicht zur Wahl angetreten sind. In der langen Geschichte der US-Präsidentschaftswahlen haben faithless electors nur einmal, im Jahr 1796, den Wahlausgang eklatant beeinflusst.
Das offizielle Wahlergebnis
Trotzdem: Unter anderem dieser unberechenbare Aspekt ist Grund dafür, dass man sich bis zur Auszählung der Stimmen der Wahlleute über den Wahlausgang nicht hundertprozentig sicher sein kann. Für den Einzug ins Weiße Haus müssen Kandidat*innen eine absolute Mehrheit von mindestens 270 Stimmen im Electoral College erreichen.
Gelingt dies nicht, gilt die Wahl als erfolglos. Wiederholt werden muss sie aber nicht, stattdessen entscheiden die vom Volk gewählten Abgeordneten des Repräsentantenhauses, wer neuer Präsident oder neue Präsidentin wird. Ein solcher Fall ist bislang aber erst zweimal eingetreten: in den Jahren 1800 und 1820.
Kampf um das Wahlrecht
Kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück oder wird Kamala Harris die erste weibliche Präsidentin der US-Geschichte? Diese Entscheidung liegt in den Händen des Teils der rund 330 Millionen US-Bürger, die mindestens 18 Jahre alt sind, nicht in einem US-Außengebiet wie Puerto Rico leben, sich in Haft befinden oder eine schwere Straftat begangen haben. Außerdem muss sich jede und jeder selbst aktiv darum kümmern, ins Wählerregister aufgenommen zu werden.
Und selbst dann kann das Wählen schwierig werden: In manchen Teilen der USA kann man nur am Wahltag selbst in einem der wenigen Wahllokale abstimmen, vor denen teils stundenlang Schlange gestanden wird. Da der election day traditionell immer auf einen Dienstag fällt, ist das für Berufstätige oft nicht zu leisten.
Verschiedene Initiativen bemühen sich deswegen darum, durch eine automatische Registrierung sowie Vorab- und Briefwahlen das Wählen für alle US-Bürger zu erleichtern. Einige setzen sich auch dafür ein, Straffälligen ihr Wahlrecht zurückzugeben – für mehr Fairness und Demokratie in einem jahrhundertealten Prozess.
https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2024/10/harris-vs-trump-so-funktioniert-die-praesidentschaftswahl-in-den-usa
Fazit: Alles sehr PREKÄR im sogenannten Demokratie-VERKEHR.