Selbstanklage und warum wir sind am Untergang selbst schuld sind

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Wir sind zu bequem, zu feige, zu angepasst. Wir wissen, was gespielt wird, und schauen doch weg. Draußen schlägt die Meeresbrandung längst gegen die Tür unseres biederen Bungalows. Und drinnen polstern wir unsere Welt mit Teppichen aus Vernunft, genährt durch kleinliche Angst. Wir nennen es Gemütlichkeit und merken nicht, wie das rote Wasser bereits durch die Fugen dringt.

Wir ducken uns, murmeln unsere Einwände im Flüsterton. Wir reden nicht mit, wir nicken. Wir widersprechen nicht der Bäckersfrau, wenn sie dumm von CO2-freien Brötchen faselt. Wir lächeln höflich, bezahlen und lassen sie gewähren. Doch wir bewundern mutige Autoren, die schreiben, was wir längst denken. Wir lesen ihre Texte mit glänzenden Augen, speichern sie ab, schicken sie an drei Vertraute, um sie anschließend wieder zu vergessen.

Wir tun sonst nichts. 

Wir drücken uns vor dem offenen Wort, vor der klaren Haltung, vor der Konfrontation mit dem Arbeitskollegen oder Verwandten. Wir reden uns ein, dass solche Zeiten früher auch einmal vorbeigingen. Wir erinnern uns dunkel daran, dass es in diesem Land schon zweimal so war. Aber wir handeln nicht. Und eines Tages werden sie auch uns im Bademantel abholen, morgens um sechs. Alles nehmen sie uns: unsere Kinder, unsere Geschichte, unser Recht auf Wahrheit. Wir lassen zu, dass sie sich holen, was ihnen nicht gehört.

Wir tippen kluge Kommentare unter Artikel. Wir klopfen uns so auf die Schulter, während draußen das Haus der Nachbarn schon brennt. Die Klugheit des Fuchses, so sagt man, lebt von der Dummheit der Hühner. Heute liefern wir ihm keine Hühner, wir liefern ihm Billionen. Wir arbeiten, sie verteilen. Wir schweigen, sie gestalten. Wir zahlen für unsere eigene Entmündigung. Wir finanzieren das Gift, das uns lähmt. Wir tragen Steuern in Systeme, die uns verachten, fördern Parteien, die uns erziehen wollen, wählen Parteien, die gegen uns schreiben, lehren, urteilen. 

Wir lassen es zu. Wir wissen es. Und sie wissen, dass wir es zulassen. Wir sind nicht mehr das unschuldige Bürgertum. Wir sind das Schweigekollektiv der Mitläufer. Wir sind das Gewissen, das schläft, statt laut zu poltern. Wir sind der Grund, warum alles bleibt, wie es ist, solange, bis uns nichts mehr bleibt. Wir haben keine Ausrede mehr. Wir haben alles gesehen, alles gehört, alles begriffen. Und wir sind sitzen geblieben. Das Urteil über uns haben wir in unserem eigenen Namen selbst gesprochen. Wir haben versagt.


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Kommentare

14 Antworten zu „Selbstanklage und warum wir sind am Untergang selbst schuld sind“

  1. Avatar von Sachlichkeit
    Sachlichkeit

    Lieber Meinrad Müller

    Wir erkennen nur die Symptome die Krankheit, wie in der Medizin, wollen wir nicht heilen.

    Würden die Menschen das Geldsystem in seiner Entstehung und Auswirkung als Liquidität für den Leistungsaustausch korrekt verstehen, dann wäre die Revolutionsprophezeiung von Henry Ford aus den 1940er Jahren längst Geschichte und wir würden nicht als Sektenmitglieder unsere Sektenführer wählen, welche im Links-Rechts-ideologisierten Sekte, namens Rechtstaat, die Demokratie als Spielwiese für ihre Scharlatanerien benutzen dürfen.
    Wenn das Bewusstsein mit dem Symptom Geldsystemdemenz belastet ist, dadurch meint, indoktriniert aus der Verblödungsendlosschlaufe als Bildungsverwahrlosung, es bringe das Geld auf die Bank und finanziere den Staat, dann folgt es der Betrugslehrmeinung (Geldsystem als intermediäre Aufgabe) und Gesetzgebungen, es versagt komplett. Das Denkmuster (Lehrmeinung und Gesetzgebung), wonach die Kundschaft, die Banken und den Staat «finanzieren» (Zahler Phantom), ist suggestiv (Bildungsverwahrlosung = Endlosschlaufenverblödung) derart tief in das Bewusstsein der Menschen eingebrannt worden, somit als wissenschaftliche Selbstverständlichkeit gilt.

  2. Avatar von Freigedacht
    Freigedacht

    Wäre schön wenn die Hunderttausende die 1989 auf die Straßen der DDR marschierten, wenn sie dies wieder täten- denn das- wofür sie gekämpft haben- ist ihnen weggenommen worden— DDR ist jetzt wieder da – alle Mauertoten, alle die Jahrzehnte gelitten haben und sich dann über das Ende der DDR- haben die Diktatur wieder – und- sogar die SED Linke feiern wieder und Gysi lobt die DDR in seiner Rede vor dem neuen Bundestag- welche Ironie des Schicksals – Barbara Bohley hat’s vorausgesagt

    1. Avatar von Rumpelstilzchen
      Rumpelstilzchen

      Von den Mauertoten zu den Messer-,Macheten- und vorsätzlich überfahrenen und niedergemetzelten Toten….die Zeiten ändern sich…

  3. Avatar von Rumpelstilzchen
    Rumpelstilzchen

    „Wir lassen es zu. Wir wissen es. Und sie wissen, dass wir es zulassen. Wir sind nicht mehr das unschuldige Bürgertum. Wir sind das Schweigekollektiv der Mitläufer. Wir sind das Gewissen, das schläft, statt laut zu poltern. Wir sind der Grund, warum alles bleibt, wie es ist, solange, bis uns nichts mehr bleibt. Wir haben keine Ausrede mehr. Wir haben alles gesehen, alles gehört, alles begriffen. Und wir sind sitzen geblieben. Das Urteil über uns haben wir in unserem eigenen Namen selbst gesprochen. Wir haben versagt.“

    It`s the voter, stupid ! Die Psychoklempner Maaz und Bonelli nennen das NORMOPATHIE.
    Das bedeutet, die Masse will IMMER auf der – angeblich – „richtigen“ Seite stehen und orientiert sich entsprechend.

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    1. Avatar von Wolfgang van de Rydt
      Wolfgang van de Rydt

      Also, ich zähle mich grundsätzlich zu keinem WIR. Das Geschimpfe über die Masse hilft auch nicht weiter. Psychologische „Weisheiten“ und das dumme Gequatsche von einer „Normopathie“ sind nichts weiter – um im Jargon zu bleiben – als Projektion. Auch die Seelenlosen haben einen Daseinszweck. Sich fernzuhalten von ihnen oberste Regel ist.

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      1. Avatar von Rumpelstilzchen
        Rumpelstilzchen

        Von einem „Wir“ war nirgendwo die Rede. Dennoch gibt es dieses „WIR“ in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung, nämlich in Form von „WIR und UNSERE DEMOKRATIE“ gegen den Rest. Viele Menschen zählen sich – im Gegensatz zu ihnen – tatsächlich zu einem „WIR“, ganz unabhängig davon, wie das im einzelnen aussehen mag.

        Man kann die Wortmeldungen dieser Protagonisten natürlich verächtlich machen, man kann sie aber auch als Versuch sehen, bei Menschen häufig festzustellende Verhaltensweisen zu beschreiben. Ob diese Analyse geglückt ist oder nicht, darüber kann man selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein.
        Falls jemand eine bessere Erklärung für die Verhaltensweisen vieler Menschen im aktuellen politisch-gesellschaftlichen Umfeld haben, wäre ich jedenfalls sehe interessiert, diese zu erfahren.

        Wie definieren sie „SEELENLOSE“ ? Was soll, was hat man darunter zu verstehen ?

        Der Begriff „Masse“ ist nichts anderes als ein Synonym für die – noch – große Mehrheit im Land. Dass „Geschimpfe“ nicht weiterhilft, ist zutreffend.

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        1. Avatar von Wolfgang van de Rydt
          Wolfgang van de Rydt

          Was bringt „Menschen“ dazu, bei Unfällen zu gaffen oder einfach ungerührt vorbei zu gehen, Geschäfte zu plündern, wenn irgendwo die Ordnung zusammen bricht oder bei Gewaltverbrechen, die sich vor ihren Augen ereignen, mit dem Handy zu filmen, statt zu helfen? Beispiele gibt es viele, Erklärungen auch. https://opposition24.com/politik/sind-omas-gegen-rechts-nur-seelenlose-npcs/

          1. Avatar von Rumpelstilzchen
            Rumpelstilzchen

            Der damalige Kommentar von „Koko Lores“ ist nicht nur zutreffend, sondern einfach großartig. Treffender kann man die Abartigkeit dieser „Gegen-Rechts-Demonstranten“ in diesem Kontext gar nicht beschreiben.

            Das Verhalten mancher in solchen Situationen (Unfall, Ladenplünderung, etc.) wie beschrieben ist einfach ASOZIAL, empathielos und nicht selten primitiv-kriminell. Man kann es durchaus auch als seelenlos bezeichnen, wenn man so will. Manchen fehlt in der Tat jede Form menschlichen Mitgefühls, menschlicher Regung und ethischer Verantwortung. Die haben schlichtweg keinen Kompass für die „Zivilisation“.

            Leider kann man genau dies heutzutage bei sehr vielen „Individuen“ feststellen, was wirklich sehr beängstigend ist und auch sein muss.

            Es wird von manchen in der Tat zutreffend die Frage gestellt, ob es sich dabei überhaupt noch um Menschen handelt, oder nur noch um menschliche Hüllen, die zombiemäßig oder „reptiloid“ wirken.

            Wie Koko Lores zutreffend fragt: Man wüsste nur zu gern, was bei diesen „Individuen“ schiefgelaufen ist, wie es so weit überhaupt bei einem Menschen kommen kann, zumindest solange man davon ausgeht, dass es sich dabei überhaupt noch um Menschen handelt.

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    2. Avatar von Sachlichkeit
      Sachlichkeit

      Das Geldsystem in seiner Entstehung und Auswirkung als Liquiditätsgegenwert der Austauschleistung korrekt verstehen, würde völlig ausreichen, um den Rechtstaat als mafiaähnliche Sekte, die Demokratie als Spielwiese der Sektendienstleister, männlich und weiblich zu begreifen. Die geistige Revolution könnte es richten!

      Das Wesentliche Wissen besitzen wir leider nicht!

  4. Avatar von Martin
    Martin

    Mir fällt bei dem Artikel sofort die Zeit des Biedermeiers ein. Dort haben sich die Leute ins Private zurückgezogen.

    In der Zeit vor der bürgerlichen Revolution von 1848.

    Auch unsere Revolution wird kommen, so sicher wie die Leute sich heute wieder zuhause einrichten…

  5. Avatar von Dr.Faustus hat beschlossen und verkündet....
    Dr.Faustus hat beschlossen und verkündet….

    Der ganze Artikel, prima geschrieben! Applaus, Applaus,dass Theater ist beeindruckend. Das meine ich in der Tat,ich war viel zu wenig da und die letzte Vorstellung war in Weimar der Faust,welch beeindruckende Vorstellung. Nun muss er noch gelesen werden und die Frage ist,welcher Typ liest und diskutiert das mit mir ? ;-)) Nein,dass war natürlich ein Scherz,denn wer versteht den Faust denn wirklich ,ein paar gibt’s,ja klar. Kein Hoch für die Seelenlosen 👈 Der Artikel hier,der Künstler weiß was er an kann.Gut geschrieben in der Tat…. ✍️👈

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  6. Avatar von OStR Ing.-Wiss. Peter Rösch
    OStR Ing.-Wiss. Peter Rösch

    „Wir drücken uns vor dem offenen Wort, vor der klaren Haltung, vor der Konfrontation mit dem Arbeitskollegen oder Verwandten.“ Ein wesentliches Problem ist, dass es bei meisten Äußerungen lediglich um Behauptungen geht, denen dann nur Gegenbehauptungen gegenübergestellt werden können. Unanstößiges Beispiel: „Die Relativitätstheorie ist tausendfach bewiesen.“ Wie wollen Sie denn in der jeweils aktuellen Situation eine solche Aussage entkräften, wenn Sie nach eingehender Recherche anderer Meinung sind?

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    1. Avatar von Sachlichkeit
      Sachlichkeit

      Das Geldsystem ist Rechnen, 1 x 1!

      Dieses geniale Kunstprodukt begreifen und den Staat als Sekte erkennen, wäre der Auslöser, um die Irritation im Parteienirrenhaus auszulösen!

  7. Avatar von Ralf.Michael
    Ralf.Michael

    Auf dem Photo fehlen noch Pizza und SixPack, oder ? …