Wenn Kanzler Friedrich Merz einen raus haut, muss er selbst am meisten aufpassen, denn sein Wohnort Niedereimer liegt zu weit von Australien weg, als dass man hier mit Bumerangs umgehen könnte. Den letzten von ihm unbemerkten Bogenflieger startete Merz in der Frankfurter Allgemeinen, als er sich mit Adenauer verglich.
Das hat Merz richtig gesehen, aber anders als gedacht. Denn Adenauer hatte die Aufgabe, Deutschlands von den Westalliierten kaputt-bombardierte Gesellschaft für einen neuen Krieg aufzurichten – ausgerechnet gegen Russland, das 1955 erst die letzten 10.000 Kriegsgefangenen entlassen hatte. In ein Rumpfdeutschland, wo zahlreiche zerbombt-verrauchte Innenstadt-Ruinen jedermann vor neuen Kriegen warnten und Millionen Frauen als Kriegerwitwen, Vergewaltigte und Vertriebene sich allein durchschlagen mussten.
Für SPD-Chef Kurt Schumacher war Adenauer der Kanzler der Alliierten
Der SPD-Vorsitzende Schumacher nannte Adenauer 1949 einen „Kanzler der Alliierten“, weil er deren Postulat, „kriegstüchtig“ zu werden gegen größten Widerwillen im Volk verkörperte. Die CDU drückte im Jahre 1956 die Aufstellung der Bundeswehr und eine grundgesetzwidrige Wehrpflicht gegen die sich sträubende SPD durch. Die neue Armee von rund einer halben Million Soldaten wurde auch gegen die eigenen Landsleute im DDR-Osten gerichtet. Im Falle des Konfliktes hätten sich Deutschland West und Deutschland Ost im Stellvertreterkrieg für Moskau und Washington gegenseitig vernichtet. Diese alte Traumvorstellung mancher westlicher Hegemonialmächte wurde zwar durch die gegenseitige Ausstattung mit Atomwaffen knapp vermieden, war aber programmiert.
Adenauer und seine Nachfolger verbreiteten jahrzehntelang Angst und Schrecken vor einem angeblichen russischen Angriff
Adenauer war für Westdeutschland wie ein Ringrichter, der den bis Neun angezählten Boxer wieder aufhebt und final gegen den Gegner schubst. Rücksichtslos, geschichts-löschend und vasallentreu. Seine Politik wurde begleitet von Jahrzehnte-langer Staatsfunk-Propaganda, die das gefährliche Bild vom angeblich bevorstehenden Vormarsch Russlands bis zum Atlantik täglich neu belebte.
Fazit: Wer sich die heutigen Altparteien- und Merz-Sprüche zum „für immer feindlichen“ Russland und zu unserer deshalb nötigen „Kriegsfähigkeit“ näher betrachtet, den Großmanns-Anspruch der künftig „größten Armee in Europa“ sowie das „Hineintragen des Krieges nach Russland“ dazunimmt, muss von verrückt-Gewordenen ausgehen. Die heutigen Propaganda-Methoden und die Bagatellisierung der tödlichen Risiken kommen genau so daher, wie sie in Adenauers Jahren präsentiert worden sind. Friedrich Merz hat mehr mit Adenauer gemeinsam als jeder mit halbwegs normalem Verstand akzeptieren kann.

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