Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat angesichts aktueller Alarmmeldungen über sich verschärfende Lehrernot in Grundschulen die Kultusbehörden zu besserer Planung aufgefordert. „Viele Bundesländer reagieren zu spät und dann auch überhastet auf Verschiebungen beim Lehrerarbeitsmarkt oder auch beim Geburtenanstieg“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Diese ausgesprochen kurzsichtige Personalpolitik müsse ein Ende haben. Nötig seien eng getaktete Bedarfsprüfungen, die eine vorausschauende Einstellung von Lehrkräften ermöglichten. „Wir müssen endlich wegkommen von dem Missstand, dass es zwischen Angebotsmenge und Nachfrage nie zu einem Gleichgewicht kommt“, erklärte Meidinger. In wenigen Jahren werde sich verstärkt das Problem stellen, ob es genügend junge Gymnasiallehrer für die Rückkehr der 13. Jahrgangsstufe in Niedersachsen, Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen geben werde. „Diese Lücke könnte ab 2025 dramatischer sein als der sich dann schon wieder abschwächende Grundschullehrermangel“, warnte der Verbandschef.
Der Lehrerverband kritisierte, dass die Bertelsmannstiftung die jährlichen Bedarfslücken , also den Unterschied zwischen Zahl der Lehramtsabsolventen und Zahl der zu besetzenden Stellen, einfach zusammenzähle. „Das ergibt ein verzerrtes Bild“, warnte Meidinger. Denn diese Lücken würden zum größten Teil Jahr für Jahr durch Quereinsteiger gefüllt. Bis zum Jahr 2025 werden Prognosen der Bertelsmann-Stiftung zufolge mindestens 26.300 Lehrer an Grundschulen fehlen. Damit sei die Lage noch dramatischer, als von der Kultusministerkonferenz (KMK) erwartet, heißt es in einer aktuellen Studie der Stiftung. Die KMK hatte im vergangenen Oktober einen Mangel von 15.300 Grundschullehrern im Jahr 2025 errechnet.