Kanada 2025: Wie ausgerechnet Trump Mark Carney an die Macht verhalf

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Die Parlamentswahl in Kanada am 28. April 2025 war eine der überraschendsten in der jüngeren Geschichte des Landes. Noch Anfang des Jahres deutete alles auf einen klaren Wahlsieg der Konservativen unter Pierre Poilievre hin. Die Liberalen schienen nach den langen Regierungsjahren unter Justin Trudeau ausgelaugt und ohne Perspektive. Doch eine Entwicklung ausgerechnet im benachbarten Süden veränderte die Ausgangslage völlig – und katapultierte den politischen Neuling Mark Carney an die Macht.

Im Januar 2025 erklärte Justin Trudeau nach zunehmender öffentlicher Kritik und schlechten Umfragewerten seinen Rücktritt. Hohe Lebenshaltungskosten, Wohnungsnot und gebrochene Wahlversprechen hatten seine Position unhaltbar gemacht. Die Liberale Partei setzte daraufhin auf Mark Carney, einen ehemaligen Zentralbankchef und Wirtschaftsexperten, der bislang keinerlei politische Erfahrung hatte, aber über internationales Renommee verfügte.

Die Ausgangslage war dennoch alles andere als günstig. Die Konservativen lagen in allen Umfragen vorne. Poilievre traf mit seiner Kritik an den wirtschaftlichen Missständen und der als übergriffig empfundenen Klima– und Migrationspolitik den Nerv vieler Kanadier. Der Stimmungsumschwung kam erst, als US-Präsident Donald Trump die Bühne betrat. Mit Strafzöllen auf kanadische Waren, offenen Drohungen gegen die Souveränität Kanadas und der herablassenden Bezeichnung „51. Bundesstaat“ löste Trump eine Welle des Patriotismus aus, die das politische Klima in Kanada völlig veränderte.

Plötzlich spielte nicht mehr die Bilanz Trudeaus oder Carneys Banker-Vergangenheit die entscheidende Rolle, sondern die nationale Frage. Carney nutzte die Stimmung geschickt, inszenierte sich als Verteidiger der kanadischen Unabhängigkeit und grenzte sich in seinen Reden klar von Trump ab. Sein nüchterner Stil, seine internationale Erfahrung und sein Versprechen, Kanada unabhängiger von den USA zu machen, trafen in diesem Moment den Nerv vieler Wähler.

Schließlich kam es zu einem Wahlergebnis, das noch Wochen zuvor kaum jemand für möglich gehalten hätte. Die Liberalen unter Carney gewannen eine knappe, aber stabile Mehrheit im Unterhaus. Entscheidend war vor allem, dass Carney auch Wähler kleinerer Parteien für sich gewinnen konnte, während Poilievre seine eigenen Anhänger nicht über das konservative Lager hinaus mobilisieren konnte.

Nach dem Wahlsieg kündigte Carney an, einige von Trudeaus umstrittensten politischen Maßnahmen zu revidieren. Dazu gehören unter anderem die Abschaffung der CO₂-Steuer, eine Begrenzung der Einwanderung und Maßnahmen zur Förderung des Wohnungsbaus. Auch in der Außenpolitik zeigte Carney klare Kante: In einem ersten Statement gegenüber Washington stellte er klar, dass Kanada keine amerikanische Außenstelle sei und seine wirtschaftlichen Interessen künftig noch entschlossener verteidigen werde.

So paradox es erscheinen mag: Ohne die massive Einmischung Donald Trumps in den kanadischen Wahlkampf hätte Mark Carney vermutlich keine Chance gehabt. Erst die Provokationen aus Washington ermöglichten es den Liberalen, sich als Verteidiger der kanadischen Souveränität neu zu positionieren und einen Wahlkampf zu gewinnen, der sonst kaum zu retten gewesen wäre.

Ob Mark Carney langfristig ein echter Kurswechsel gelingt oder ob er doch den Versuchungen des Establishments erliegt, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Der Wahlausgang in Kanada zeigt einmal mehr, welche enorme Wirkung die Politik Donald Trumps auch außerhalb der Vereinigten Staaten entfaltet – manchmal auf völlig unerwartete Weise.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Kanada 2025: Wie ausgerechnet Trump Mark Carney an die Macht verhalf“

  1. Avatar von Rumpelstilzchen
    Rumpelstilzchen

    „Ob Mark Carney langfristig ein echter Kurswechsel gelingt oder ob er doch den Versuchungen des Establishments erliegt, bleibt abzuwarten.“

    Naja, man sollte vielleicht besser fragen: WILL der überhaupt WIRKLICH einen „Kurswechsel“, oder ist das eine Art FRITZE MERZ ? Ankündigen kann man bekanntlich vieles…

    Dieses Beispiel zeigt aber auch, wie leicht viele Wähler zu manipulieren sind. Es ist überall dasselbe Schreckensszenario…und offenbar …nicht totzukriegen.

    Trump hat in der Tat – natürlich nicht vorhersehbar – einen SCHUSS in den OFEN gefeuert. Sowas kann passieren…