Das 9-minütige Video, aufgezeichnet am 26.6.26, das den Chefredakteur von MMnews, Michael Mross, mit einem iranischen Taxifahrer namens Russo zeigt, wurde als Reportage verschriftlicht und aufgearbeitet.
Gesprächsprotokoll aus Berlin – 9 Minuten Originalton
https://www.youtube.com/watch?v=GuuU6LleLqQ&t=45s
Interview Michael Mross – Rosso (in einem Berliner Taxi, 26. 06. 2025)
Michael Mross:
Bin gerade hier mit einem iranischen Taxifahrer in Berlin unterwegs. Das ist Rosso aus Iran. Sag mal – wie sieht’s aus im Iran? Wie würdest du die Stimmung da bezeichnen?
Rosso:
Also momentan, nach diesen zwei Wochen – zwölf Tagen Bombardierung durch die Israelis und dann dazu die Amerikaner mit ihrer einmaligen Aktion mit den B2 – sind die Iraner richtig, richtig sauer. Sauer, sauer.
Michael Mross:
Warum sind sie sauer?
Rosso:
Die Mehrheit hat gehofft, dass die Israelis wenigstens weitermachen und das Regime weiter schwächen. Was ja auch geschah – teilweise. Aber hier in Europa, vor allem die deutschen Iran-„Fans“, erzählen irgendwas Lari-Fari. Madame sitzt in Istanbul und erklärt uns, was im Iran läuft. Da wird man sauer, weil man wieder gehofft hatte: Jetzt bewegt sich was. Im Fernsehen hieß es alle zwei Tage: „Wir haben den Weg freigemacht, geht auf die Straße!“ Aber die Kalkulation ging nicht auf.
Michael Mross:
Sind denn die meisten Iraner gegen das Regime?
Rosso:
Überall – im Iran wie im Ausland – mindestens achtzig Prozent. Mindestens! Das sah man bei der letzten Präsidentschaftswahl: Diese Marionette bekam 16 Prozent, mit all den Filtern, die bestimmen, wer kandidieren darf. Auf Persisch heißt das „filtre“.
Michael Mross:
Und Chamenei – wird der gehasst?
Rosso:
Natürlich. Man hört in Teheran ständig, wie sie ihn beschimpfen.
Michael Mross:
Trump hat mal reingebombt, jetzt die Israelis – und die Leute sind verärgert, dass es nicht weitergeht?
Rosso:
Genau. Wir wollen, dass die Organe, die Demonstrationen niederschlagen, getroffen werden: militärische Einrichtungen, Kasernen, das Evin-Gefängnis – das schlimmste Gefängnis in Teheran. Die Israelis haben zuletzt genau solche Ziele bombardiert, keine Atomanlagen.
Zwölf Tage war Iran ohne Regierung. Chamenei war weg, niemand wusste, wer was macht. Lebensmittel wurden knapp, Benzin sowieso, die Geldautomaten gaben nichts aus.
Michael Mross:
Erwartet ihr Befreiung von außen?
Rosso:
Nein! Das ist unsere Sache. Die Amerikaner haben seit 1952 genug Unheil angerichtet. 1979 kam noch dieser „Nussverkäufer“ Jimmy Carter und wollte Demokratie installieren. Nein, die Iraner müssen ihr Land selbst befreien.
Michael Mross:
Hat das Bombardement der Amerikaner auf Atomanlagen überhaupt gewirkt?
Rosso:
Unklar. Jetzt fragen New York Times, Washington Post, sogar Fox News, ob das etwas gebracht hat. Vielleicht war etwas beschädigt, aber in ein paar Monaten läuft es wieder – oder woanders. Was Trump twittert, ändert sich alle paar Stunden, darauf kann man sich nicht verlassen.
Michael Mross:
Also Enttäuschung, das Regime arbeitet weiter?
Rosso:
Ja. Und nimmt Rache am Volk. Immer trifft es am Ende das Volk. In den letzten Tagen haben sie angebliche Spione hingerichtet – Leute, die im Winter Waren über die irakische Grenze schleppen, sogar arme Afghanen. Als könnten die riesige Geheimnisse an Israel liefern!
Michael Mross:
Wird es jetzt schlimmer?
Rosso:
Erst einmal ja. Chamenei und seine Leute ändern nichts. Nach der Blamage müssen sie Stärke zeigen.
Israel hat 1.480 Ziele bombardiert – die Hälfte davon Einrichtungen, die nur das Volk unterdrücken. Aber das Regime steht noch.
Michael Mross:
Nichts ändert sich?
Rosso:
Nicht so, wie wir hofften. Vor zweieinhalb Jahren begann die Frauen-Revolution – die ersten Steine wurden gelegt, jetzt müsste es weitergehen. Die treibende Kraft sind junge Frauen. Die werden es schaffen.
Michael Mross:
Kommt es zum Regimewechsel?
Rosso:
Auf jeden Fall. Das ist der Zwang der Geschichte. Wir werden das noch erleben, Sie und ich – hundert, zweihundert Prozent sicher.
Iran ist wirtschaftlich am Ende: kein Gas, kein Strom, kein Wasser. Die mittelständischen Betriebe können nicht arbeiten. So hält sich kein Regime.
Michael Mross:
Dann wünsche ich Ihnen alles Gute.
Rosso:
Danke schön.