#futschi: Die Arbeitslosigkeit im November 2020

Symbolbild Jobcenter by O24

Die Wirtschaftstätigkeit hat sich seit April deutlich belebt, was bei den Arbeitslosenzahlen kaum durchschlägt. Der neueste Trend zeigt wegen den „Maßnahmen“ wieder nach oben: Vom 1. bis einschließlich 25. November wurde für 537.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, wegen der Zwangsschließung von zahlreichen Betrieben ein deutlicher Wiederanstieg. Der Arbeitsmarkt wurde mit dem Kurzarbeitergeld seit April in Aspik gelegt. Eine böse Überraschung hebt sich die Bundesregierung noch auf: Die Insolvenzwelle wird immer weiter herausgeschoben, das ifo-Institut hält deutlich über 10 % der Unternehmen für mehr oder weniger überschuldet. Da stehen noch einige Entlassungen an, die sich mit Kurzarbeit nicht mehr eindämmen lassen werden.

Das Insolvenzrecht läßt den Weiterbetrieb oft zu, wenn eine Sanierung des Betriebs auf den Weg gebracht wird. Das geht in der Regel mit Arbeitsplatzverlusten einher. Die Wirtschaftsexperten von „BILD“ rechnen beispielsweise bei der Klier-Insolvenz mit der Rasur von 15 bis 20 % der Beschäftigten, es sind bisher etwa 9.200 Haarkünstlerinnen.

Im April war die Zahl der Arbeitslosen um 415.000 im Vergleich zum Vorjahresapril auf 2,64 Mio gestiegen. Im Juli erreichte sie 2,91 Mio., 635.000 mehr als im Vorjahresjuli. Jetzt liegen die Zahlen für November vor: 2,70 Mio, 519.000 mehr als im Vorjahresnovember.

Die Unterbeschäftigung war im April um 184.000 auf 3,47 Mio. gestiegen, im Juli wurde die Unterbeschäftigung für 3,66 Mio. Leute gezählt, 465.000 mehr als im Vorjahr. Im November betrug sie 3,52 Mio., 385.000 mehr als im Vorjahr.

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB) gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsförderung oder kurzfristig erkrankt sind. Die von der Agentur Betreuten haben sich in Jahresfrist also um 904.000 Betroffene auf 6,22 Mio vermehrt.

Es wurden im April für 6,01 Mio Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezahlt, im Mai für 5,73 Mio, im Juni für 4,63 Mio, im Juli für 3,32 Mio, im August für 2,55 Mio. Im September wurden 2,22 Mio gemeldet. Für Oktober liegen noch keine offiziellen Zahlen vor, es werden 2,58 Mio. Kurzarbeiter geschätzt. Wenn man mit der Lehman-Krise 2008/2009 vergleicht, so ist die Auswirkung auf die Arbeitsgelegenheiten in 2020 wesentlich erheblicher. Damals waren in der Spitze nur 1,44 Mio. in Kurzarbeit.

Inzwischen gibt es auch Zahlen für den durchschnittlichen Arbeitsausfall der Kurzarbeiter: Er belief sich im April auf 48 %, im Mai auf 40 %, im Juli, August und September auf 36 %. Für Oktober liegen noch keine Zahlen vor.

Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand an offenen Arbeitsstellen im November auf 601.000. Das waren 136.000 oder 18 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Wenn man die Zahlenwerke detailliert studiert, ist in den vergangenen Monaten die Zahl der Beschäftigten in produzierenden Bereichen deutlich gesunken, demgegenüber steht ein Aufbau im Dienstleistungsbereich. Im September waren gegenüüber dem Vorjahr in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie 157.000 Arbeitsplätze verlorengegangen, noch einmal 97.000 bei der Arbeitnehmerüberlassung, dem gegenüber standen 182.000 geschaffene Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, im Sozial- und Bildungsbereich sowie im Öffentlichen Dienst. Das ist insofern fragwürdig, weil die Steuereinnahmen gerade kollabieren. Die neuen Stellen werden auf Kredit finanziert.

Nun ist es eine alte Weisheit, daß die Produktivität in der Metall- und Elektroindustrie mehr als 10 mal höher ist, als im Staatsapparat. Die Ökonomen wundern sich, daß die Arbeitsproduktivität seit Jahren nicht mehr wächst. Das hat auch mit der Umschichtung der Arbeitskräfte von der Produktion in Dienstleistungsbereiche zu tun.

Grüße an den V-Schutz. „Wenn die öffentliche Schuld eine bestimmte Höhe überschritten hat, so gibt es, glaube ich, kein einziges Beispiel, wo es je gelungen wäre, sie auf gerechte Weise und vollständig zurückzuzahlen.“ (Adam Smith, 1723 – 1790)


Quelle und Erstveröffentlichung: Prabelsblog



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