Zum unabhängigen Bürgerfernsehen in 9 Schritten

Nach den einführenden Kurzanalysen, die auf diesem Portal veröffentlicht wurden, sollen nunmehr die 9 Schritte diskutiert werden, die von der Idee-Vermarktung des Bürgerfernsehens bis zur Finanzierung über die Börse reichen. In den Folgebeiträgen folgt die Detailbeschreibung.

Grundannahmen:

Aus den Kurzanalysen lassen sich drei wichtige Thesen ableiten:
1. ein noch so erfolgreicher GEZ-Boykott reicht leider nicht aus, um ein unabhängiges Fernsehen zu schaffen. Eine echte ARD-Reform bleibt eine Utopie.
2. ein Ausweichen auf Youtube-Kanäle bringt keinen Ersatz für einen echten Fernsehkanal (Satellit). Ihm fehlt die Breite und ein zentrales gesteuertes reguläres Programm.
3. aufgrund der Aversion gegenüber dem Staatsfernfernsehen ist der Bedarf für einen objektiven Nachrichtensender unstrittig. Seine Finanzierungskosten in der Grundversion sind überschaubar. Der Erfolg “populistischer” Parteien zeigt, dass das System nicht unantastbar ist. Das müsste auch für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gelten.

Die neun Schritte zur Lösung der Finanzierungsseite

Der Betrieb eines neuen Bürgerfernsehens – als Konkurrenz zur ARD – bedarf neben der Akquisition eines kompetenten Fachpersonals ebenso einer Klärung der technischen Seite, vor allem der Finanzierung. Das Suche nach Fachleuten kann etwas dauern, wird aber wohl einfacher sein als die Darstellung der Finanzierung. Es leuchtet ein, dass bekannte Namen aus der Moderatorenwelt, erst in Erscheinung treten möchten, wenn sich ein Erfolg in der Marketingphase (unten) des Gründungsvorhabens abzeichnet.

Die Gründung eines unabhängigen Bürgerfernsehens könnte in drei Phasen (Stufen, Schritten) mit jeweils drei Unterphasen verlaufen. Unten die 9 Stufen in Stichworten:

1. Initiatoren – ein ehrenamtliches Kompetenzteam sorgt für die Popularisierung der Gründungsidee in der Öffentlichkeit. Für den Start eignen sich die Alternativen Medien als Multiplikatoren.
2. Förderer – alle die im Förderverein (Gemeinnützigkeit anstreben) mitmachen wollen, erklären ihre Bereitschaft.
3. Homepage – der Förderverein konstituiert sich, wenn eine ausreichende Anzahl potentieller Mitglieder vorliegt. Er hat eine Homepage auf der er permanent und breit wirbt.
4. Investoren – Ziel des Vereins ist die Gründung einer “Fernseh-GmbH” (später AG), die als Betreibergesellschaft fungieren soll. Investoren sind die Gründungsgesellschafter.
5. GmbH/AG – akquiriert das Startkapital für die Gründung des Nachrichtenfernsehens, das in der Anfangsphase auf 1,5 Mio. € (Investition + Betriebsmittel für zwei Jahre) geschätzt werden muss. Die Stückelung der Geschäftsanteile muss niedrig sein, damit die Finanzierung auf eine breite Basis gestellt wird.
6. Startkapital – die Treuhandkonstruktion sichert, dass in Falle der Nichterreichung des o. g. Startkapitals die GmbH/AG aufgelöst wird und die Restmittel (nach Abzug der niedrig zu haltenden Kosten von etwa 5%) an die Gesellschafter ausgezahlt wird
7. Gründung – selbsterklärend, allenfalls kann es Probleme mit dem Erwerb der Betreiberlizenz bei der staatlichen Medienanstalt geben. Wenn das Vorhaben diese 7. Stufe erreicht, wird der Konkurrent ARD “unruhig”. Politischer Druck muss helfen.
8. Geschäft – in den ersten Jahren muss der Erfolg nachvollziehbar sein (Medienresonanz, Einschatquoten, eventuelle Werbeeinnahmen).
9. Börsengang – Voraussetzung ist eine erfolgreiche Startphase. Allerdings sind alternativ auch PayTV-Konzepte denkbar, wenn die Börsenreife noch “nicht” gegeben ist.

Die Vorteile des Konzeptes (“Finanzierung von unten”)

1. Sollten die einzelnen Realisierungsstufen nicht erreichbar erscheinen, kann das Konzept zu jedem beliebigen Zeitpunkt abgebrochen werden.
2. Die Investoren bekommen aufgrund der Treuhandkonzeption ihr Geld zurück, die Initiatoren und Förderer haben für die “Idee” ihre Arbeitskraft geopfert, was sie als Idealisten gerne taten.
3. Das offene Finanzierungsmodell ermöglicht eine breite Beteiligung auch von Mitstreitern mit kleinerem Budget. Großinvestoren sind willkommen, aber für das Gelingen des Vorhabens nicht unbedingt entscheidend. Auch bei den meisten DAX-Konzernen überwiegt der Streubesitz.

Aufruf an interessierte Initiatoren

Der Autor sucht über diesen Artikel interessierte Initiatoren. Wer ernsthaft mitmachen möchte, kann bei der Redaktion einige persönliche Daten hinterlassen (eventuell ein kurzes Schreiben). Sobald sich ein Team von kompetenten Freiwilligen etabliert, kann es an die nächste Aufgabe – hier sollte die Auswertung des Internets hinsichtlich der Portale, Adressen, Youtube – Kanalbetreiber usw., die man kontaktieren beginnen – gehen. Als Börsianer bin ich Realist genug, um die, vielen als utopisch erscheinende, Dimension des Vorhabens zu sehen. Zwischen den 1.000 €, die man für eine einfache Homepage braucht und den oben genannten 1,5 Mio. € liegen tatsächlich Welten. Dennoch sollte man es versuchen. abbrechen kann man immer und der Lern- und Spaßeffekt dürfte enorm sein. Zu den Erfolgsaussichten eines solchen Vorhabens gibt es in der Praxis sowohl entmutigende als auch ermutigende Beispiele.

Was sagte einst Mahatma Gandhi? “Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du”.



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