KI frisst Internet

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Jetzt hat auch OpenAI mit Atlas einen KI Browser veröffentlicht. Das Ding beruht auf Chrome und bringt alle Features von der ChatGPT Desktop App mit. Alles ist bestens miteinander verschmolzen. Geöffnete Webseiten und Videos lassen sich einfach mit „ChatGPT fragen“ zusammenfassen, die Agentfunktion kann noch eine Menge mehr und z.B. Hotels buchen, Urlaube planen und so weiter. Für Normalnutzer also kein Grund mehr, die Atlas App jemals wieder zu verlassen. Das Web findet für sie ab sofort innerhalb der KI-Umgebungen statt, es läuft dort flüssiger, bequemer und fühlt sich bestimmt total hipp an – wäre da nicht die Datenkrake OpenAI, die mit dem Browser noch mehr Kontrolle bekommt. Das gilt natürlich auch für die Konkurrenz von Google und Co, aber OpenAI ist nun mal der Vorturner und muss deshalb als Zielscheibe meiner kleinen Schelte herhalten.

Vor rund zwanzig Jahren war es Facebook, das sich anschickte, das Internet zu klauen. Plötzlich musste jeder, ob er wollte oder nicht, auch dort präsent sein, wollte er im Netz etwas reißen. Urheberrecht? Egal, es wurden einfach komplette Inhalte geteilt auf Teufel komm raus und der Traffic gekapert, dass es kluge Strategien brauchte, um die Besucher wieder von Facebook auf die eigenen Plattformen zu bekommen. Das Netz hat trotzdem überlebt. Der große Hype ist vorbei. Es gibt inzwischen so viel „soziale“ Netzwerke, die kaum, dass man einen Account eröffnet hat, schon wieder verschwunden sind.

„KI“ wird vor allem die Suchmaschinen und das Nutzerverhalten verändern. Man lässt nun suchen und die SEO-Branche (Suchmaschinenoptimierung = Search Engine Optimization) ist längst dabei, die Sichtbarkeit in den KI-Anwendungen zu vermarkten.

Worüber ich mir mehr den Kopf zerbreche, von Sorgen machen ist nicht die Rede, wie das KI-Nutzerverhalten für bizarre Trends sorgen könnte. In der Anfangszeit von Facebook gab es nicht wenige Leute, die nicht wussten, wie sie mit ihrem „Handy“ ins Internet kämen; sie hätten doch nur Facebook drauf. Darüber kann man noch lachen, auch dass sich bei den ersten Smartphones mit Kamera ausgerechnet das Hochkantformat auch bei Videos durchgesetzt hat. Dabei hatte man doch erst vor ein paar Jahren bei TV-Geräten und Computermonitoren das 16:9 Format eingeführt. Und nun das!

Bei Tablets, wie dem iPad, ist der Trend genau andersherum gelaufen. Eigentlich waren diese Geräte eher für die vertikale Nutzung konzipiert, aber die meisten nutzen sie im Querformat. Lange hat es gedauert bis der Apple-Konzern darauf reagiert und die Webcams nun endlich längsseitig zum besseren Videofonieren platziert hat. Hätte eine KI das störrische Nutzerverhalten besser voraussehen können? Und wenn ja, hätte sie diese Erkenntnisse auch den nicht minder störrischen Designern psychologisch einfühlsam nahebringen können, um solche Flops, wie die Apple VisionPro zu verhindern oder den vollkommen nutzlosen „Image Playground“?

Das Netz wird auch den KI-Hype überleben, denn KI ohne Netz ist undenkbar. Und das Netz ist nun mal was es ist, ob mit oder ohne KI, ein Fanggerät, in dem wir schon alle viel zu lange gefangen sind.


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