Om, wo bleibt eigentlich der Bewusstseinswandel?

2012 sollte ja eigentlich die Welt untergehen, dann kam nicht mal der Polsprung und auch die “drei Tage Finsternis irgendwann im Spätherbst” lassen auf sich warten. Und selbst auf den Eurocrash ist nicht mehr Verlass. Seit 2008 wird er immer wieder verschoben. 2020 aber soll es endlich passieren, sagt der eine, die anderen sagen, nö, nicht ganz so schnell und wiederum ganz andere reden immer vom Gegenteil, das Erwachen würde bald beginnen, der Bewusstseinswandel stünde kurz bevor. Kali Yuga heißt es dann mit vielsagenden Blicken, aber das dunkle Zeitalter hat  gerade erst begonnen und dauert noch ein paar tausend Jahre, wenn ich mich nicht irre, was denn nun? Oder muss man das mit Maya-Kalender multiplizieren und dann die Horus-Wurzel daraus ziehen, damit man endlich ein genaues Datum erhält, wann es denn endlich los geht?

Ich bin nicht zu Psiram konvertiert, keine Sorge. Nebenbei bemerkt: das Kopfgeld zur Ergreifung der Hintermänner steht noch immer aus, das heißt aber nicht, dass ich jeden Mist unreflektiert glaube. Auf jedem zweiten Kanal, egal ob politisch oder spirituell, heißt es in jedem zweiten Video: “Es werden immer mehr Leute wach.” Woran wird das denn festgemacht? Gibt es eine jährliche Datenerhebung, hat das Bundesamt für Statistik eine Meldung zum Anteil der Schlafschafe innerhalb der Bevölkerung aufgeschlüsselt nach Altersgruppen, Bildungsstand, Herkunft und Geschlechtern veröffentlicht und ich habe sie verpasst, obwohl ich den Newsletter regelmäßig erhalte? Oder channeln jetzt auch die Politvlogger und Blogger ihre Informationen aus der fünften Dimension? Ist es hilfreich oder eher ein Zeichen der Verzweiflung, wenn man gar die Fridays4-Klimahüpfer als gutes Omen umdeutet, wie ich neulich irgendwo hörte? Was soll daran gut sein, wenn die eine Generation gegen die andere aufgebracht wird und die Anführerin der deutschen Sektion von einer Kulturrevolution fantasiert? Es ist zutiefst besorgniserregend, aber eigentlich nichts Neues, dass die Psychologie der Massen immer noch funktioniert. Mal ging es um Harry Potter Bücher, Jahre davor setzte der Aldi-Computer aggressive Kaufmobs in Bewegung, wegen einer neuen Playstation oder neuem iPhone standen sich Tausende Idioten die Beine in den Bauch und reisten dafür um die halbe Welt. Aktuell geht es weg vom Konsum, hin zur Ideologisierung der übersättigten Kinder und Jugendlichen von heute. Doch das Maß der Idiotisierung hat sich eher noch verschlimmert.

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Angenommen, dieser Bewusstseinswandel tritt ein, wer sollte etwas dagegen haben? Alle Menschen werden Brüder, ähem, Schwestern oder was auch immer, Friede, Freude, Eierkuchen. Dieser Mist wird doch spätestens seit der Französischen Revolution genau von denen gepredigt, die das Gegenteil anstreben und jeden Andersdenkenden einen Kopf kürzer machen wollen, damit ihre Vision Wahrheit wird, was aber nie eintritt, bei keinem Sozialismus oder einer sonstigen politischen oder religiösen Bewegung. Die gleichen oft miteinander in Konkurrenz stehenden Leute, die immer mit dem abgegriffenen Gandhi-Spruch daherkommen, nachdem man selbst die Veränderung sein soll, die man in der Welt sehen wolle, richten mit dem globalen Bewusstseinswandelgeschwafel die Aufmerksamkeit ihrer Anhänger nach außen. Da kann man auch gleich in der Politik bleiben und auf einen Führer hoffen, der alles richtet oder auf herkömmliche Schulmedizin verweisen. Selbst drittklassige Klinikpsychologen wissen heute auswendig, dass nach außen gerichtete Veränderungswünsche nur zu Enttäuschung führen. So manche gescheiterte Beziehung wäre ohne einen solchen an den Partner adressierten Veränderungswunsch wohl um einige Jahre früher zu Ende gegangen und hätte allen Beteiligten eine Menge Kummer und Leid ersparen können. Wie fatal wirken sich solche Anspruchshaltungen auf den Einzelnen aus, wenn sie gleich massenhaft an eine undefinierte Masse ausgesendet werden? Om!



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