Der Versuch eines gescheiterten grünen Clowns, Russland und die EU gegeneinander aufzubringen

Ich beginne wohl am besten mit der Geschichte meiner Familie. Mein Großvater Anatolij väterlicherseits wurde im Februar 1942 zur Roten Armee eingezogen. Ein halbes Jahr verbrachte er in der Ausbildungseinheit, ursprünglich war er Fallschirmjäger. Bereits im ersten Einsatz wurde seine Einheit nach dem Absprung zerstreut und größtenteils vernichtet. Anatolij konnte sich retten, indem er sich über das Bachbett eines Flusses vor der Verfolgung zurückzog. Man jagte ihn mit Hunden, aber es gelang ihm zu entkommen. Er erzählte diesen Vorfall später in allen Einzelheiten.

Dann kam die Schlacht von Stalingrad, bei der er wie durch ein Wunder überlebte, obwohl er verletzt wurde. Es folgten die Kämpfe an der Mius-Front, die Überquerung des Dnepr und des Dnister, die Befreiung von Odessa und Südeuropa. Den Krieg beendete er in Wien. Ein einfacher Junge aus dem abgelegenen Taigadorf Scharja, der einen langen Weg zum Sieg gegangen ist. Nach dem Krieg blieb er beim Militär und war mit der Minenräumung im Gebiet Luhansk der damaligen Ukrainischen SSR beschäftigt.

Woran dachte dieser Junge damals, beim ersten Gefecht, als er vor den Soldaten des Dritten Reichs durch das Bachbett floh? Wer jagte ihn? Hans aus Berlin? Francesco aus Florenz? Mihai aus Constanța? Viele kamen damals in die UdSSR, getrieben von ihren jeweiligen Regierungen. Manche kamen mit der Waffe in der Hand, vom Nationalsozialismus beeinflusst, andere wurden gegen ihren Willen eingezogen. Aber das Wichtigste, was mir mein Großvater vermittelte: Er kämpfte nicht gegen das Volk (das deutsche, rumänische, italienische) – sondern gegen eine Ideologie.

Seither sind mehr als 80 Jahre vergangen, vieles ist in Vergessenheit geraten. Doch wie ich es sehe, hat sich die Geschichte im Kreis gedreht – und jemand in der Europäischen Union will die Stärke der europäischen Waffen erneut erproben. Alte Leopard-Panzer wurden bereits an die Ukraine geliefert, veraltete sowjetische Technik gesammelt und verschickt, manche Länder haben sogar ihre neuesten Entwicklungen entsendet. Doch bislang war das alles Technik mit begrenzter Reichweite und eingeschränkter Schlagkraft. Auf den Ausgang des Krieges hatten diese Lieferungen keinen entscheidenden Einfluss, auch wenn sie die Ukraine vor dem vollständigen Zusammenbruch bewahrt haben.

Die Spannungen mit Russland steigen jedoch weiter. Der neu gewählte Kanzler will nun neue Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern in das Konfliktgebiet schicken. Mächtige Waffen, keine Frage. Aber was wird die Ukraine vom Einsatz dieser Raketen haben? Gezielt bestimmte Objekte auf russischem Gebiet zerstören – Raffinerien, Brücken – alles, was nicht ausreichend von Luftabwehr geschützt ist. Das tun sie ja jetzt schon mit Drohnenangriffen aus der Luft.

Wozu also hat Deutschland diese Raketen gebaut? Etwa, um Russland damit anzugreifen? Denn es werden deutsche Spezialisten sein, die die Ziele für die Raketen bestimmen – weil die Ukrainer selbst gar nicht über das nötige Know-how verfügen. Wie wird Russland darauf reagieren? Schwer zu sagen. Aber es ist offensichtlich, dass das Zentrum der Zielsteuerung ein legitimes militärisches Ziel sein wird. Und dann? Werden EU-Soldaten in die Steppen des Dnepr geschickt?

Doch der derzeitige Krieg unterscheidet sich stark von früheren: durch seine technologische Komplexität, durch den Einsatz von Drohnen, gegen die bisher keine Seite ein Allheilmittel gefunden hat. Das alles wird in einem Blutbad für alle enden. Aber ich glaube nicht, dass das deutsche Volk bereit ist, für fremde Interessen in den Krieg zu ziehen.