Wer an einer ausgeprägten Neophobie mit Retroverklärung leidet, versendet gerne ungefragt diese „Wir hatten keine Fahrradhelme, keine Kindersitze und keine Smartphones“-Postings – natürlich mit dem Smartphone, auf Social Media, via WLAN.
Dass dabei die Nutzung moderner Technik im direkten Widerspruch zur eigenen Botschaft steht, bleibt den Betroffenen meist verborgen. Man sehnt sich nach der analogen Freiheit zurück – aber bitte mit digitalem Like-Button.
Man schraubte damals den halben Tag an klapprigen Fahrzeugen herum, weil sie eben ständig kaputt waren, träumte von Schallplatten ohne Knistern und hoffte insgeheim auf fliegende Autos im Jahr 2000 – nicht auf Umweltzonen und Tempolimits. Zufrieden war man nie so ganz, aber es war die eigene Unzufriedenheit, die noch nach Zukunft roch. Hab ich das wirklich geschrieben?
Bla, bla, bla. Nix „Da Da Da!“ Nix Fluxkompensator! Was soll denn dieses Zeitschleifentourette? Wir sind hier, weil wir damals da waren. Am Lauf der Dinge haben wir nichts ändern können, kein Grund sich klein zu fühlen. Aber auch kein Grund so tun, als wären wir Revolutionäre, als hätten wir gegen Verbote verstoßen, nein wir waren normal, unser Verhalten war normal, wir haben uns so wie alle anderen verhalten, das, was wir heute anderen vorwerfen.
Wir haben doch die Sicherheitsgurte angelegt, nicht wahr? Wie uncool. Aber normal. Und Bausparverträge abgeschlossen. Noch uncooler. Noch normaler. Und Kindersitze nur nach eingehender Recherche bei der Stiftung Warentest gekauft. Mit Isofix. Revolutionäre Technik. Gehorchen und Leisetreten war noch nie so einfach. Wie das Klick macht, wenn der Sitz so schön einrastet. Schade nur, dass das Anschnallen noch immer so mühsam ist.
Ich bin etwas zu weit abgeschwiffen, paradonna moi. Diese Retrotitis scheint ansteckend zu sein. Mir schwirrt plötzlich so viel im Kopf herum. Während ich mich frage, warum man sich eigentlich im Bus nicht anschnallen muss, kommt mir diese schreckliche Melodie von Rick Astley in den Sinn, was übrigens einer der Gründe dafür ist, warum ich nie zu einer 80er Party gehen würde. Never! Was damals schon scheiße war, kann heute nicht besser sein. Naja, ich habe da so eine Idee. Wer heute ein bisschen Retro Feeling haben möchte, so eine Art erlaubte Revolution, lässt ganz einfach mal das Auto stehen und fährt mit den Öffis – ohne Gurt. Wenn die Stichschutzweste richtig sitzt, kann man sich mal so richtig schön frei fühlen.
Kommentare
9 Antworten zu „Retrotitis nostalgica“
Von Anfang an wurde der idiotische Neugeborene, idiotisch im Sinne „eigen“ zu sein, dem Anderen irgendwie fremd zu sein, zurecht gestutzt. Alles „Eigene“ wurde bereits früh in der Kindheit ausgelöscht. Es wurde „angepasst“.
Es bleibt dem Einzelnen in der Massen-Milliarden-Gesellschaft nur der Ungehorsam in den Bereichen die er durch Erkenntnis gewonnen hat. Als Konsument hat er immerhin eine gewisse Macht.
Die Digitalisierung die nun übergestülpt wird ist unerträglich. Die völlige Kontrolle jedes Individuums, vor allem der eigenen, also schon länger hier Lebenden im Westen. Alle anderen können vorläufig noch mit zig Identitäten abkassieren und …
Und zudem ist der Verrat grenzenlos.
JaJa, die “ Deutsche DIN-Norm “ ! Welch ein Segen ! Und dann auch noch diese unsägliche, vermaledeite Digitalisierung. Wer nicht angepasst ist( und sich auch nicht anpassen lassen will ), sollte sich halt vom Acker machen. Ist die bessere Variante !
Haha, ja angeschnallt haben wir uns, aber ohne daß ein gellend-infantiles Piepsen im Auto uns fortwährend daran erinnerte. Der entscheidende Unterschied liegt gerade in dieser Infantilität der Postmoderne, die im Gegensatz zur Moderne den Menschen zu einem pflegebedürftigen Kind abwertet.
„NACH DER SINTFLUT IST VOR DER SINTFLUT.“
Es ist kein Nein, das Nein nicht zu verneinen. Es ist kein Ja, das Ja nicht zu bejahen. Es ist kein Schwarzes Loch; es ist nur der Spiegel des Abgrundes im Spiegel. Daher ist es nicht nur absolut, die Absolutheitspraxis nur nicht zu verabsolutieren. Und darum ist es nicht nur relativ, die Relativitätstheorie nur nicht zu relativieren.
DAS SCHLAFSCHAFSKOPFWÄHLERVOLK HAT SEINE REIFEPRÜFUNG NICHT BESTANDEN. DIESES LAND IST VERLOREN. DIESER GANZE KONTINENT IST VERLOREN. DIE GANZE WELT IST VERLOREN: „NACH UNS KEINE HOFFNUNG, VOR UNS NACKTES GRAUEN.“
„NACH DER SINTFLUT IST VOR DER SINTFLUT.“
Es ist kein Nein, das Nein nicht zu verneinen. Es ist kein Ja, das Ja nicht zu bejahen. Es ist kein Schwarzes Loch; es ist nur der Spiegel des Abgrundes im Spiegel. Daher ist es nicht nur absolut, die Absolutheitspraxis nur nicht zu verabsolutieren. Und darum ist es nicht nur relativ, die Relativitätstheorie nur nicht zu relativieren.
DAS SCHLAFSCHAFSKOPFWÄHLERVOLK HAT SEINE REIFEPRÜFUNG NICHT BESTANDEN. DIESES LAND IST VERLOREN. DIESER GANZE KONTINENT IST VERLOREN. DIE GANZE WELT IST VERLOREN: „NACH UNS KEINE HOFFNUNG, VOR UNS NACKTES GRAUEN.“
Du erst noch.Keiner wagt sich hier,der Höchste zu sein.👈 Wo kommen wir denn da hin? Das kann ich schreiben, nämlich ins Nicht Machbare,weil es einfach nicht Machbar ist…. 👈
Wer es nicht einmal schafft, im Wahllokal WIRKLICH für sein eigenes Kardinalinteresse zu votieren und zwar dort, wo die Chance der Umsetzung WIRKLICH am höchsten ist, kann sich jede Art von „Revolution“ dahin stecken, wo niemals die Sonne scheinen wird.
Es fängt ja schon damit an, dass nach wie vor Abermillionen nicht einmal imstande sind, die Zahlung der ÖRR-Zwangsabgabe zu blockieren…
Apropos Anschnallen im Bus: Ich habe schon mehrfach erlebt, wie Fahrgäste IM HOHEN BOGEN bei einer Vollbremsung durch den Bus geflogen sind und sich dabei ziemlich wehgetan haben. Wo zum Teufel bleibt da der Gurt und dazu noch die Helmpflicht…;-)
Es gibt nunmal ein Epochen-Auf-und-Ab. Als der Petersdom gebaut wurde, ging es in Indien um den Tadsch-Mahal. Man kann sagen, damals war kultureller Gleichstand. Aber wie ging es weiter? Für Indien war damals der Höhepunkt überschritten, für Europa der Höhepunkt noch nicht erreicht. Man sollte an einem bestimmten Punkt der Entwicklung überlegen, ob es jetzt genug ist, weil ein weiteres Vorangehen über die Bedürfnisse hinausführt und dann zur Belastung wird. – Bei meiner Kamera-Sammlung sehe ich, dass die Digitalkameras um 2005 den allgemeinen Knipser-Bedürfnissen bis heute bereits völlig genügen, was danach mit weit zugespitzter Technik kam, war allenfalls für Profifotografen interessant.
Der Petersdom,mit Verlaub,ist mir Scheiss egal 👈 Was mir nicht egal ist,ist Deutschland,denn schließlich bin ich Deutsche,nicht wahr ? Deutschland zuerst und danach sehen wir weiter! Was Trump kann, können wir schon lange,nicht wahr? Doch vorher muss der Müll entsorgt werden,man versteht schon was ich meine, vielleicht auch nicht,was mir auch ziemlich egal sein dürfte…. 👈