Soziale Isolation: Roboter könnten “Corona-Blues” lindern

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Sie können zwar keine echten Menschen ersetzen, so das Fazit einer Studie eines Forschungsteams unter Mitarbeit der Universität Hohenheim in Stuttgart, aber durchaus dabei behilflich sein, die Auswirkungen der sozialen Isolation aufgrund der Corona-Einschränkungen auf die Gesundheit bei vielen Betroffenen zu lindern.

Besonders von seelischen Beeinträchtigungen seien zwei Gruppen betroffen: ältere Menschen und Kinder. Soziale Roboter könnten hier wichtige Funktionen übernehmen, heißt es weiter.

Doch noch steckt die Entwicklung solcher Roboter und die Forschung hierzu in den Kinderschuhen. Mit ihrer Arbeit möchte das vierköpfige Forscherteam Nutzer und Anbieter sowie Entwickler von sozialen Robotern bei deren Einsatz und Design unterstützen. Die Publikation ist jetzt im Journal of Service Management erschienen: doi.org/10.1108/JOSM-05-2020-0145.

Unterhalter, sozialer Wegbereiter, Mentor und Freund: Eine Typologie sozialer Roboter

Die Wissenschaftler identifizierten vier Haupttypen, in die sich soziale Roboter einteilen lassen: Den Unterhalter, den sozialen Wegbereiter, den Mentor und den Freund, wobei die beiden letztgenannten noch nicht kommerziell erhältlich sind.

Der Unterhalter-Roboter dient in erster Linie der Zerstreuung. Er vertreibt kurzfristig die Langeweile, weckt die Freude am Spielen und amüsiert die Menschen. Auf diese Weise kann der Unterhalter verhindern, dass während Isolationsperioden sowohl ältere Erwachsene als auch Kinder leichte psychische Beschwerden entwickeln.

Soziale Interaktionen vermittelt ein anderer Robotertyp, der soziale Wegbereiter. Er besitzt zwar keine emotionale Intelligenz mit körperlichen Berührungen und der Spiegelung sozialer Gesten, kann sein Verhalten jedoch einem authentischen sozialen Kontakt sehr nahekommen. Über einen Bildschirm bleiben Kinder mit Spielkameraden und Lehrern in Kontakt, ältere Erwachsene mit Familie, Freunden und Gesundheitsdienstleistern. So können positive Beziehungen aufgebaut und aufrechterhalten werden. Der soziale Wegbereiter hat daher das Potenzial, sowohl kurz- als auch langfristige Aspekte des Wohlbefindens zu beeinflussen.

Ein Mentor-Roboter kann in der Bildung sowie bei der Psycho- und Physiotherapie Aufgaben übernehmen, die normalerweise die Anwesenheit eines professionellen Dienstleisters erfordern. So bleiben zum Beispiel durch die regelmäßige körperliche Aktivität mit einem Mentor-Roboter ältere Erwachsener länger mobil und können ein unabhängiges Leben führen. Bislang werden Roboter vom Typ Mentor allerdings ausschließlich in der Forschung eingesetzt.

Das gesamte Spektrum des Wohlbefindens wird jedoch wahrscheinlich nur von dem komplexesten Roboter-Typ, dem Freund, abgedeckt. Durch quasi-soziale Interaktionen kann er die negativen Folgen einer objektiven oder subjektiv empfundenen sozialen Isolation abmildern und durch Fürsorge und emotionalen Trost sowohl das kurz- als auch das langfristige Wohlbefinden unterstützen.

Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kinder und ältere Erwachsene die Prototypen solcher autonomen Roboter als soziale Wesen und Freunde wahrnehmen könnten, die als fürsorgliche Begleiter alle Aspekte des Wohlbefindens berücksichtigen.

Roboter können kurz- und langfristiges Wohlbefinden verbessern

„Wir unterscheiden allgemein zwei verschiedene Formen des Wohlbefindens, das hedonistische und das eudämonistische“, erläutert Blaurock. „Hedonistisches Wohlbefinden wird mit Vergnügen und Glück gleichgesetzt und ist eher eine kurzfristige Steigerung des Wohlbefindens. Im Gegensatz dazu hält bei der eudämonistischen Form die Steigerung des Wohlbefindens eher langfristig an und umfasst Bereiche wie Selbstverwirklichung, persönliches Wachstum und positive soziale Beziehungen.“

„Je nach den Umständen profitieren Menschen am meisten von Dienstleistungen, bei denen der Schwerpunkt eher auf dem einen oder dem anderen liegt“, fährt Blaurock fort. „In der Studie haben wir beide Ansätze berücksichtigt und untersucht, welches Potenzial soziale Roboter haben, um das Wohlergehen schutzbedürftiger Menschen positiv zu beeinflussen.“

So werden soziale Roboter vor allem von Kindern und älteren Menschen als emotionale und soziale Akteure wahrgenommen, wenn sie ein „soziales Verhalten“ zeigen, wie zum Beispiel Berührungen und emotionale Reaktionen. Sie können nicht nur trösten und aufmuntern, sondern auch Kommunikationsfähigkeiten und Lernerfahrungen verbessern und so die persönliche Entwicklung der Menschen fördern. Roboter könnten auf diese Weise sowohl das kurz- als auch das langfristige Wohlbefinden verbessern.

Das klingt doch nach einer wirklich schönen neuen Welt. Seltsam, aber so steht es geschrieben im Deutschen Gesundheitsportal.



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