Wenn der Storch die Babys nicht mehr bringt

Es waren einmal Störche, die lebten hoch oben auf dem Kirchturm eines kleinen Dorfes. Wenn der Frühling kam, kehrten sie zurück aus dem Süden. Jahr für Jahr, pünktlich wie die Turmuhr. Sie hatten rote Schnäbel, weiße Flügel. Zwei Wochen lang trugen sie Zweige heran, renovierten ihr Nest und legten meist zwei Eier hinein. Schon morgens um fünf glitten sie über die Hausdächer. Lautlos und elegant. Sie flogen zur Sumpfwiese, stolzierten durchs Gras und schnappten sich die dicksten Frösche.

Der Storch bringt die kleinen Kinder

Früher wussten die Menschen: Wenn ein Baby kam, hatte der Storch es gebracht. Ganz früh am Morgen legte er es vor die Haustür. Die Eltern und Geschwister freuten sich über das überraschende Geschenk: ein kleines Menschenkind. Und die Eltern ersparten sich gegenüber den älteren Geschwistern weitere biologische Märchen.

Ein Rückgang der Babylieferungen

Mit der Zeit aber wurde die Babylieferung per Storch seltener. Dabei kamen die Störche wie immer und begrüßten sich mit lautem Geklapper, denn singen wie ein Zeisig, das tun sie nicht. Ihr Schnäbelgewitter aber war im ganzen Dorf zu hören. Es hallte vom Kirchturm bis zur Milchkanne am Hoftor. Die Kinder glaubten, je lauter das Klappern, desto näher das nächste Geschwisterchen.

Die Störche flogen weiter über die Dächer, landeten in der Wiese, fraßen Frösche und fütterten ihre Jungen. Doch junge Menschen brachten sie nur noch selten. Kein Bündel lag vor der Tür. Keine Wiege wurde aufgestellt. Kein Neugeborenes lächelte in der Wohnstube.

Was wissen Störche schon von der Impfung

Auf der Bank vor dem Gemeindehaus sagte ein alter Mann: „Neun Prozent weniger Babys dieses Jahr. Das stand in der Zeitung.“ Und eine Frau beim Bäcker flüsterte: „Vielleicht liegt’s an der Impfung.“ Wer genau gemeint war, sagte niemand. Man traute sich nicht.

Forscher begründen Geburtenrückgang mit Corona-Impfkampagne.