Sorge um unsere Freiheit

Die AfD hat dagegen gestimmt. Nun aber ist es amtlich, das sogenannte Bevölkerungsschutzgesetz ist beschlossen und wird uns alle berühren, mehr als wir denken. So werden unsere spontanen Pläne, sich mit anderen zu treffen, massiv eingeschränkt. Geradezu rituelle Handlungen werden uns auferlegt. Doch ganz ohne große Rebellion gehorchen wir. Die Menschen akzeptieren, was uns den Hals zuschnüren mag, jedoch aus einem anderen Grund. Die Gesellschaft, nicht nur die Vorschriften, übt einen noch stärkeren Druck auf uns aus.

Büro von Erich Miehlke / Stasi Museum Berlin / Foto: O24

Wir umarmen uns nicht mehr, wir schütteln auch nicht mehr die Hände, weil unser Gegenüber dies von sich aus ablehnt. Wen wundert es, dass ich in uns ein Gefühlsstau bildet, der uns belastet und bedrückt. Wir empfinden in all den Maßnahmen einen gewissen Sadismus, den wir zu erleiden gezwungen sind. In uns rumort es, wenn wir erleben, dass nicht nur Autoritäten, sondern jene, denen wir bislang höflich begegneten, Freude dabei empfinden, nun Kontrolle über uns ausüben zu können.

Bislang harmlose Nachbarn maßen sich an, uns an die nicht korrekt sitzende Maske zu erinnern und uns zu denunzieren, wenn Bruder, Onkel und Oma aus drei Haushalten zu Besuch kommen. Der Blick vom hinterm Vorhang auf den Hauseingang wird wieder zum Volkssport.

Bislang nicht ausgelebter Sadismus zeigt nun die wahren Charakter jenee Mitmenschen, seien es Kollegen oder nur Bekannte, die deren wahres Gesicht bislang hinter der Fassade der Freundlichkeit verbargen. Kleingeister fühlen sich plötzlich berufen, Hilfssheriff zu sein und weisen uns im Ton eines Feldwebels ungeniert in aller Öffentlichkeit, sei es im Supermarkt oder U-Bahn, auf unseren versehentlich um 20 cm zu nahen Abstand hin. Und sie fühlen sich gut dabei. Werden nun Bundesverdienstkreuze tonnenweise in China geordert, um diese neuen Kampfgenoss*innen zu bedenken?

Nicht nur Beziehungen zu Bekannten, nein auch zu Familienmitgliedern sind in Gefahr. Diese Gefahr kannten bislang nur jene, die sich zur AfD bekannten und deswegen ausgegrenzt wurden. Heute aber genügt es, sich am Eingang der Apotheke die Hände nicht desinfiziert zu haben oder die Regierungsvorgaben zu hinterfragen, um zur persona non grata zu wenden, unsere Karriere aufs Spiel zu setzen, wenn nicht Schlimmeres.

Allen, welchen in deren bisherigen Leben keine Macht gegeben war, erwächst urplötzlich die Stellung eines Regenten, der Lust dabei empfindet, strafen und maßregeln zu dürfen. Der menschliche Trieb, eigene große Bedeutung zu erlangen, was den meisten nicht gelang, tut sich eine Verwirklichungschance auf, die nun voll ausgelebt wird.

Denken wir zum Schutze unserer eigenen psychischen Gesundheit deshalb daran, diese Zusammenhänge zu erkennen. Es wird eine Zeit kommen, in der wir, wie die Opfer der DDR-Diktatur, unsere Peiniger nicht vergessen, auch wenn diese weiterhin Tür an Tür mit uns leben.



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