CSU-Chef Markus Söder forderte am 28. Juni 2025 einen deutschen „Iron Dome“ – also ein Raketenabwehrschirm nach israelischem Vorbild. Zweitausend Abfangraketen, zusätzliche Satelliten, Drohnen und Eurofighter sollen laut Söder beschafft werden, um Deutschland kriegstüchtiger zu machen. Was entschlossen klingt, ist bei genauerem Hinsehen weder technisch realistisch noch sicherheitspolitisch sinnvoll.
Iron Dome in Israel schützt im Radius von 15 Kilometern
Der Iron Dome wurde von Israel entwickelt, um Kurzstreckenraketen aus dem Gazastreifen und dem Libanon abzufangen. Jede Batterie schützt dabei nur einen kleinen Radius von rund 15 Kilometern. Israel besitzt lediglich zehn Batterien – das reicht aus, weil das Land geografisch klein ist und die Angreifer in direkter Nähe sitzen.
Doch selbst in Israel ist das System nicht unangreifbar. Beim großangelegten Angriff des Iran Mitte Juni 2025 wurden hunderte Raketen, Drohnen und Hyperschallwaffen abgefeuert. Der Iron Dome und andere Verteidigungssysteme konnten nicht alle Geschosse abfangen. Die Erfolgsquote sank auf etwa 65 Prozent. Einige Raketen schlugen in Tel Aviv und Beerscheba ein. Der Iron Dome ist also kein unverwundbarer Schutzschild, sondern ein begrenztes Mittel gegen einzelne, langsam fliegende Kurzstreckenraketen.
Warum das System für Deutschland untauglich ist
Deutschland ist sechzehnmal so groß wie Israel. Es ist nicht von Feinden, sondern von Partnerstaaten umgeben. Eine Bedrohung durch Kurzstreckenraketen aus Polen, Belgien oder Frankreich ist nicht gegeben. Sollte es zu einem Raketenangriff kommen, dann aus Russland – und zwar mit ballistischen Langstreckenraketen, Marschflugkörpern oder Hyperschallwaffen. Gegen solche Bedrohungen ist der Iron Dome völlig ungeeignet. Seine Sensoren erkennen sie zu spät, seine Abfangraketen erreichen nicht die notwendige Höhe und Geschwindigkeit.
Um lediglich die Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern zu schützen, wären rund 100 Batterien nötig. Die Kosten lägen bei fünf bis zehn Milliarden Euro für die Infrastruktur – dazu kämen laufende Betriebskosten in ähnlicher Höhe. Hinzu kommt: Jede Batterie benötigt Soldaten, Fahrzeuge, Nachschub, Wartung – und wäre im Ernstfall selbst ein Angriffsziel. All das für ein System, das gegen die realistische Bedrohungslage keinen Schutz bietet.
Söders gefährliches Spiel
Parallel zu seiner Forderung nach einem „Iron Dome“ drängt Söder auf die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Diese Waffen können russisches Territorium treffen, setzen aber deutsches Zielprogrammieren voraus. Moskau hat mehrfach klargemacht, dass eine solche Mitwirkung als direkter Kriegseintritt gewertet wird. Gegenschläge wurden ausdrücklich angedroht – etwa mit Iskander-Raketen, Kalibr-Marschflugkörpern oder Hyperschallwaffen vom Typ Kinschal.
Ein Iron-Dome-System könnte gegen solche Angriffe nichts ausrichten. Es wäre nutzlos – aber teuer. Söder fordert Milliardeninvestitionen, die an anderer Stelle fehlen. Schulen, Brücken, Renten und Krankenhäuser blieben auf der Strecke. Deutschland geriete tiefer in eine Kriegswirtschaft, die zur schleichenden Verarmung der Bevölkerung führt.
Der Iron Dome mag für Israel in Teilen sinnvoll sein. Für Deutschland ist er Symbolpolitik ohne Substanz.