#Missbrauch: Der Staat gehört mit auf die Anklagebank

Der Vatikan steht zu Recht in der Kritik und der Papst sowie andere Würdenträger haben nichts Besseres zu tun, als den Teufel für die unerträglichen Missbrauchsfälle durch katholische Priester verantwortlich zu machen. Dazwischen wird mal ein wenig Einsicht geheuchelt und dann kommen die üblichen Plattitüden, man sei doch bei der Aufklärung jetzt endlich auf einem guten Weg und könne da eine Entwicklung beobachten … Dieses Medienspektakel ist eigentlich unfassbar, aber auch nur eigentlich. Denn es steckt System dahinter. Der Staat redet sich aus der Verantwortung, dabei trägt er eine gewaltige Mitschuld, die sich nicht kleinreden lässt.

Die von kirchlichen Trägern betriebenen Heime, in denen entsetzliche Verbrechen an Kindern und Jugendlichen systematisch verübt und vertuscht worden sind, konnten nur dank Jugendämtern und Vormundschaftsgerichten an ihre Opfer kommen. Hier haben staatliche Einrichtungen Beihilfe geleistet.

Durch die staatlich garantierte Sonderstellung der „Amtskirchen“ als „Körperschaften des öffentlichen Rechts“ – in den meisten Fällen gegründet auf die sogenannten Konkordate aus der Zeit des Nationalsozialismus – hat der Staat seine Komplizenrolle fixiert. Immer noch genießen Priester und kirchliche Arbeitgeber Privilegien, die jedem Verständnis einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung widersprechen. Und doch existiert das „Kirchenrecht“, auch wenn so manches Urteil weltlicher Gerichte hin und wieder einmal die Grenzen zu dieser Parallelwelt überschreitet. Nach „Bekanntwerden“ der ersten Missbrauchsskandale – wir sprechen von den Siebziger Jahren – hätte der Staat handeln  und die Privilegien für die Kirchen abschaffen müssen. Doch er blieb untätig und trägt allein deshalb eine Mitschuld. Nach wie vor kann sich die Katholische Kirche in Sicherheit wiegen. Sie wird genauso wenig geschlossen wie die Odenwaldschule. Auch dort hat der Staat lange weg geschaut, bis sich die Wahrheit über die Besserpädagogen der grünen Kaderschmiede nicht mehr verbergen ließ.

Man könnte noch etliche Fälle aufzählen, doch der gravierendste Missstand ist die lächerliche Strafverfolgung. Während Opfer lebenslänglich an den Folgen der Verbrechen leiden, kommen etliche Priester mit einer Versetzung davon. Alleine weil sie unter dem Deckmantel der Heiligkeit schamlos ihre perversen Neigungen ausleben konnten, hätten sie mindestens zweimal lebenslänglich verdient. Doch der Staat, dem wir dienen statt er uns, den wir mit Steuern mästen und der uns die Renten kürzt, gibt diese Mittel lieber dafür aus, um fragwürdige Therapieprogramme zu fördern und verhöhnt damit die Opfer ein weiteres Mal. Ganz zu schweigen davon, dass nun auch andere Glaubensgemeinschaften  an den Futtertrog drängen, nach deren Regeln, der Missbrauch von Kindern nicht einmal als Unrecht gilt.


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