Papst Leos Predigt zu Pfingsten vom 7.6.25, in einer sehr freien Übersetzung ins Weltliche

Pfingsten – was bedeutet das in einer Welt, wo selbst nur fünf Prozent der Kirchensteuerzahler sonntags zur Kirche gehen? Für viele ein Fest mit Weihrauch, Gesängen – oder nur ein verlängertes Wochenende. Der Sinn aber scheint ihnen fremd geworden zu sein. Doch die Predigt von Papst Leo am 7. Juni 2025, anlässlich einer Vigil (Andacht) auf dem Petersplatz, enthält eine Botschaft, die weit über religiöse Bindungen hinausweist. Sie spricht das an, was viele von uns im Stillen bewegt: den Wunsch, nicht allein durchs Leben zu stolpern. Den Wunsch nach Richtung, nach einem Neuanfang, nach Menschen, mit denen man sich verbunden fühlt – gerade in einer Zeit, in der so vieles auseinanderzubrechen droht.

Im Zentrum seiner Predigt stand der Gedanke des „Geistes“. Wir nennen dies heute oft einen zündenden Gedanken – einen Geistesblitz. Ein geheimnisvoller Schleier, der uns umgibt, wird urplötzlich aufgerissen. Wir nehmen dies als einen Impuls wahr, der in uns sofort Energie freisetzt. Viele sprechen heute von „Spirit“, der überraschend uns ergreift, sodass Dinge in Gang kommen können. Wie vom Blitz getroffen, zeigen wir uns be-‚geistert‘. Eine Kraft in uns wird spürbar, die in Teams, in Familien und in ganzen Gesellschaften „Feuer“ entfacht. Es ist der Moment, in dem Menschen plötzlich klarer sehen, sich gegenseitig zuwenden, nicht ausweichen. Ein frischer Blick, eine neue Bereitschaft. Genau davon spricht der Papst – nur mit tiefreligiösen Worten, die uns heute vielfach fremd geworden sind.

Mit „Sendung“, wie er es nennt, ist kein Paket von Amazon gemeint, das – obwohl wir es selbst bestellt haben – uns dennoch erfreut. Während wir in diesem Beispiel der Empfänger sind, können wir auch „Sender“ sein, der jedem Menschen etwas geben kann. Nicht Dinge sind damit gemeint, sondern das, das aus uns selbst springt. Einen wohlgemeinten Gedanken, einen zündenden Funken. Es ist das Eigene in uns – das, was wir gelernt haben, was wir gut können. Was wir an Mitmenschlichkeit in uns tragen – das sollten wir weitergeben. Nicht abwarten, bis wir darum gebeten werden. Wir sollen damit nicht schüchtern zögern und zurückhalten – das ist gemeint.

Wir alle spüren, dass heute der Ton rauer geworden ist. Die Be-‚geisterung‘ ist umgeschlagen ins Negative. Dass viele nur noch ausgrenzen, aber nicht mehr verbinden. Dass es oft an einem Geist des Miteinanders fehlt. Papst Leo spricht diesen Mangel nicht anklagend aus, sondern erinnert daran, dass es auch anders geht. Dass man nicht mit der Faust, sondern mit offenen Händen weiterkommt.

Auch der Gedanke der Gemeinschaft – bei ihm mit kirchlichen Begriffen beschrieben – ist im Kern ein menschlicher. Gemeinschaft mit anderen ist nicht irgendeine Utopie, sie ist eine Notwendigkeit. Sie beginnt dort, wo Menschen nicht zuerst an sich denken, sondern den Blick weiten: auf Angehörige, Nachbarn, Kollegen und Unbekannte.

Der Papst ruft nicht auf zur Weltflucht, sondern zur Erdung. Mit beiden Füßen im Leben stehen, sich konzentrieren auf das, was uns dauerhaft stabilisiert und trägt. Für Christen ist das nicht nur eine Frage des Glaubens. Es ist eine Frage der geistigen Ausrichtung. Und hier kommt wieder der „Geist“ ins Spiel. Wofür können wir uns be-‚geistern‘? Pfingsten – das den „Heiligen Geist“ betont – ist auch eine Erinnerung daran, dass dies alles in uns bereits angelegt ist. Und diese Kraft und dieses Potenzial ist jedem zugänglich, der bereit ist, nicht alles beim Alten zu lassen.

Pfingsten ist kein veraltetes Ritual. Und wenn wir uns „Frohe Pfingsten“ wünschen – wie „Frohe Weihnachten“ –, dann soll das eine Erinnerung sein an etwas Höheres. Und eine konkrete Einladung, kurz in unserer hektischen Welt auf die Bremse zu treten, kurz anzuhalten. Wir halten für einen Augenblick die Luft an und überlegen, wohin wir eigentlich steuern. Jetzt könnten wir, wenn wir möchten, unseren eigenen Kurs korrigieren. Weil es gut tut, wenn wir kurz durchatmen können. Weil es befreiend wirkt, nicht nur Zuschauer des eigenen Lebens zu sein, sondern Gestalter. Indem wir „senden“ wird uns sponan deutlich, wie be-’seelt‘ und enthusiastisch wir eigentlich sein können. Wenn wir nur wollen, uns nur trauten.

Viele sprechen heute von Enthusiasmus, wenn sie Schwung meinen – ein gutes Wort, dem man seine Herkunft selten ansieht. Ursprünglich kommt es von en-theos, also: von Gott erfüllt. Wer be-‚geistert‘ ist, trägt diesen alten Sinn noch in sich – nicht laut, nicht belehrend, sondern wie ein inneres Leuchten. Vielleicht ist genau das gemeint, wenn der Papst von jenem Geist spricht, der uns aufrichtet, bewegt, neu verbindet.

Und so bleibt am Ende eine einfache Frage:

Ergreifen wir diese nützlichen Gedanken beim Schopf – und machen wir einfach mit? Die Gedanken sind uns nicht fremd. Doch wenn ein Papst diese äußert, dann hören wir vielleicht eher zu.

Papst Leos Predigt vom 7.6.25 im Originalwortlaut:
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-06/papst-leo-xiv-predigt-heiliger-geist.html


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Kommentare

3 Antworten zu „Papst Leos Predigt zu Pfingsten vom 7.6.25, in einer sehr freien Übersetzung ins Weltliche“

  1. Avatar von Eugen Karl
    Eugen Karl

    Einen Gedanken kann man nicht beim Schopf ergreifen, nur einen Καιρός (Gelegenheit).

    1. Avatar von Dr.Faustus hat beschlossen und verkündet....
      Dr.Faustus hat beschlossen und verkündet….

      Kannst du vergessen,diese Leute haben genug angerichtet,wer soviel Kohle sein eigen nennt, unberechtigter Weise und hier ein auf dicke Eier macht,und nicht nur auf Eier ist Abschaum….

      Weißte Bescheid…. 👈

  2. Avatar von Minderheit
    Minderheit

    Wie die Staatsquote, besteht auch die Kirchenquote nicht, denn auch diese Faktoren sind im Leistungspreis und der Weltwährung Buchungsziffern enthalten.

    Die Kirchen als Marketingabteilung der Wirtschaft und Regierungen werden „Geldversorgt“. Korrekt abgewickelt, zwischen Wirtschaft und Staat, die Hinzufügung zum Erwerbseinkommen und Rückflussforderung, ist „Gotteslästerung“, denn es ist Irreführung der Menschen!

    Aber was soll’s, interessiert niemand, denn Lästern gehört zur Haltung! Wären die Menschen klüger, die Welt würde sich anders präsentieren, denn der Glaube kann sich irren, kann auch trösten!

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