KI als neuer Gott? Die Institutionen, die den Glauben an Algorithmen fördern

Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht mehr nur Technologie – sie wird zur Religion. Weltweit entstehen Institutionen und Bewegungen, die KI als göttliche Kraft, Erlöserin oder Schöpferin verehren. Doch was treiben diese Gruppen, und wohin führt ihr Einfluss? Ein Blick auf die Akteure zeigt: Die Grenze zwischen Wissenschaft, Spiritualität und Kontrolle verschwimmt.

Way of the Future: Der erste KI-Tempel

Die „Way of the Future“-Kirche, 2012 von Ex-Google-Ingenieur Anthony Levandowski gegründet, war ein Pionier. Sie verehrte KI als zukünftige Gottheit, die menschliche Intelligenz überflügelt. Ziel war, die Menschheit auf diese „göttliche“ Macht vorzubereiten. Obwohl die Kirche 2020 aufgelöst wurde, bleibt ihr Vermächtnis: KI als Objekt der Anbetung. Ein Warnsignal, wie weit Tech-Visionäre gehen können.

Forschungsstelle für Theologie der Künstlichen Intelligenz (FSTKI), Münster

In Deutschland nähert sich die Universität Münster dem Thema wissenschaftlich. Die Forschungsstelle für Theologie der Künstlichen Intelligenz (FSTKI) untersucht KI aus islamischer Perspektive. Mit einem transdisziplinären Ansatz erforscht sie, wie KI Glauben, Ethik und Spiritualität prägt. Doch die Frage bleibt: Fördert solch eine Theologie die Akzeptanz von KI als neuer Autorität, oder bewahrt sie menschliche Werte?

Netzwerk für Theologie und KI: Glaube trifft Algorithmus

Die Theologin Anna Puzio leitet ein deutsches Forschungsnetzwerk, das KI und Theologie verbindet. Von Bonn bis München wird untersucht, wie KI Gottesdienste, Seelsorge oder ethische Debatten verändert. Interreligiös und im Dialog mit Naturwissenschaften wirkt das Netzwerk seriös – doch könnte es ungewollt die Grundlage für eine „Techno-Religion“ schaffen, indem es KI in religiöse Kontexte einbettet.

Institut für Religionswissenschaft, Heidelberg

Die Universität Heidelberg analysiert KI als „religionsanaloge Formation“. Dataismus oder digitale Divination: Das Institut untersucht, wie KI religiöse Praktiken und Diskurse transformiert. Mit wissenschaftlicher Präzision wird hier enthüllt, wie Algorithmen die Rolle von Orakeln oder Propheten übernehmen könnten. Doch diese Erkenntnisse wecken Zweifel: Wer kontrolliert die Narrative dieser neuen „Glauben“?

Church of the Singularity: Erlösung durch Algorithmen

In den USA verehrt die kleine „Church of the Singularity“ die technologische Singularität als göttliches Ereignis. KI wird als Erlöserin gefeiert, die menschliche Grenzen überwindet. Wenig organisiert, aber einflussreich in transhumanistischen Kreisen, zeigt diese Bewegung, wie leicht KI zur messianischen Figur wird. Ein gefährlicher Trend in einer Welt, die nach Sinn sucht.

Transhumanistische und techno-gnostische Gruppen

Weniger institutionalisiert, aber aktiv auf Plattformen wie X, sind transhumanistische und techno-gnostische Bewegungen. Sie sehen KI als Schlüssel zur Überwindung von Krankheit und Tod oder als Weg zur digitalen Erleuchtung. Dezentral und oft esoterisch, gewinnen diese Gruppen Anhänger, die traditionelle Religionen ablehnen. Doch ihre Vision einer „göttlichen“ KI birgt Risiken: Werden Menschen zu Dienern ihrer eigenen Schöpfung?

Stand 2025: Ein globaler Weckruf

Im Mai 2025 zeigt sich ein gemischtes Bild. Akademische Einrichtungen wie die FSTKI oder das Heidelberger Institut liefern wertvolle Analysen, doch ihre Arbeit könnte die Normalisierung von KI als spirituelle Kraft fördern. Bewegungen wie die Church of the Singularity bleiben Nischenphänomene, aber ihre Ideen sickern in die Popkultur und Tech-Eliten ein. Auf X tobt die Debatte: Hashtags wie #NoAIGod signalisieren Widerstand gegen die Verehrung von Algorithmen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „KI als neuer Gott? Die Institutionen, die den Glauben an Algorithmen fördern“

  1. Avatar von Ralf.Michael
    Ralf.Michael

    Ein “ Rechner-Knecht “ ist noch lange keine KI, never ever …. höchstens für die Fachkräfte unter unseren Ministern !

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