Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde Europa neu geordnet. Niemand in Deutschland hätte um 1900 geahnt, dass es mit dem Kaiserreich schon bald wieder zu Ende gehen würde. Gerade erst war man zur Weltmacht aufgestiegen und eine Erfindung jagte die nächste. Viele davon, wie das Automobil, stammten aus Deutschland. Ohne den Ottomotor und den späteren Diesel wäre die Weltwirtschaft von heute nicht denkbar. Und doch währte die glanzvolle Epoche nur ein paar Jahrzehnte.
An das blutige Gemetzel des „Ersten Weltkriegs“ schloss sich die „Spanische Grippe“ an und forderte noch mehr Tote als der Sündenfall der europäischen Monarchien. Maschinen eroberten die Straßen, die Felder und die Fabriken, die Weltmeere und die Lüfte. Das Pferd, auf dem die deutschen Kaiser so stolz posiert hatten, verschwand aus dem Alltag der Menschen. Der Glaube an den technischen Fortschritt und die Wissenschaft beflügelte die Hoffnungen der Menschen an eine bessere Zukunft.
Jetzt befinden wir uns wieder an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, das mit ein paar der üblichen Zutaten daherkommt, mit denen Zivilisationen nachhaltig verändert werden. Wird das alte Europa den Sturm überleben?
Was ist denn eigentlich so bewahrenswert an unserer Kultur? Manchmal kann ich das Wort kaum tippen oder aussprechen, ohne es in Anführungszeichen zu setzen. Weicht das Christentum wirklich dem Islam, wenn Weihnachtsmärkte in „Winterdorf“ umbenannt und durch Terrorsperren geschützt werden? Haben Weihnachtsmärkte überhaupt etwas mit dem Christentum zu tun und wie hielt es Jesus mit den Händlern im Tempel? Ist es wirklich so schlimm, dass wir im letzten Jahr wegen der „Pandemie“ auf das Fest vor dem Fest der Feste verzichten mussten? Also keine Betrunkenen mit Elchgeweihen auf dem Kopf und Weihnachtsmützen mit Flackerbirnchen, kein Kater von schlechtem Glühwein und keine Übelkeit wegen zu fettiger Reibekuchen, keine überflüssigen Bastelgeschenke, die man sowieso nur für Leute kauft, denen man eigentlich gar nichts schenken möchte und hat die Kontaktbeschränkung nicht sogar noch ein Argument dafür geliefert, die ein oder andere nervige Tante dieses Mal nicht einzuladen? Sterben unsere Omas, weil sie gerade nicht zum Friseur können? Werden unsere Kinder dumm, weil sie nicht zur Schule dürfen? Wird man irgendwie krank, wenn man nicht zum Ballermann fährt, um sich die Seele aus dem Leib zu kotzen und halbnackt zum „Roten Pferd“ tanzt, das mit seinem Schwanz irgendeine Fliege abgewehrt hat?
Sind das tägliche Fernsehprogramm und gewaltverherrlichende Rap-„Musik“ in den „Charts“ nicht Beweis genug dafür, dass sich eine Gesellschaft überholt hat? Welcher Unterschied besteht noch zu den Gladiatorenspielen im „dekadenten“ Rom? Dass die Morde auf der Mattscheibe nicht echt sind? Das Ergötzen daran aber sicher nicht. Stirbt der weiße Mann, weil James Bond jetzt durch eine schwarze Frau ersetzt wird und die Lizenz zu töten bekommt? Die Kinos sind doch sowieso geschlossen.
Für den Einzelnen ist es einfach, sich diesem Irrsinn zu entziehen und die Teilnahme am kollektiven Suizid zu verweigern. Eine Antwort auf die Frage in der Überschrift bleibe ich schuldig. Woher sollte ich das auch wissen? Und wen interessiert das in Zeiten, in denen Haare schneiden wichtiger ist?