Mit dem rasanten Fortschritt künstlicher Intelligenz (KI) wächst auch die Sorge, dass moderne Technologien zunehmend zur Überwachung der Bevölkerung missbraucht werden könnten. Sprachassistenten, Chatbots und smarte Kamerasysteme sind längst in unseren Alltag eingezogen – doch was passiert mit den Daten, die dabei gesammelt werden? Und wie weit können Behörden, Konzerne oder gar autoritäre Regime in unsere Privatsphäre eindringen?
Der Fall Alexa: Wenn der Sprachassistent als Zeuge dient
Ein viel beachteter Präzedenzfall aus den USA zeigt, dass Sprachassistenten wie Amazon Alexa nicht nur praktisch, sondern auch potenzielle Lauscher im Wohnzimmer sein können. Im Jahr 2016 forderten Ermittler die Herausgabe von Alexa-Sprachdaten im Zusammenhang mit einem Mordfall. Amazon widersetzte sich zunächst, übergab die Daten aber letztlich – mit Einwilligung des Beschuldigten. Der Fall zeigt: Sprachassistenten zeichnen mehr auf, als viele Nutzer glauben, und diese Daten können – unter bestimmten Umständen – gegen sie verwendet werden.
ChatGPT, Erinnerungen – und die Identifikation von Nutzern
OpenAI hat mit ChatGPT ein System geschaffen, das nicht nur auf riesige Datenmengen zugreift, sondern sich auch gezielt an Nutzer „erinnern“ kann. Wer regelmäßig mit dem Chatbot interagiert, hinterlässt ein digitales Profil – ob bewusst oder unbewusst. Name, Vorlieben, Schreibstil, persönliche Details: All das kann zusammengeführt werden, um Rückschlüsse auf die Identität zu ziehen. Auch wenn keine Gesichtserkennung im eigentlichen Sinne implementiert ist, eröffnet diese personalisierte Datenspeicherung ein gefährliches Tor – insbesondere dann, wenn sie mit anderen Systemen wie Kameras, Metadaten oder Bewegungsprofilen kombiniert wird.
Grok 3.0: Jetzt mit Kamera – aber angeblich ohne Erinnerung?
Elon Musks KI-Chatbot Grok, eingebettet in die Plattform „X“ (ehemals Twitter), hat kürzlich eine neue Funktion erhalten: die Nutzung von Kameras. Damit kann Grok jetzt Bilder erfassen und interpretieren. Laut offiziellen Angaben speichert Grok jedoch keine Nutzerdaten und merkt sich auch keine Chatverläufe. Klingt beruhigend – doch was bedeutet es in der Praxis, wenn eine KI sehen kann, aber behauptet, nicht zu „erinnern“?
Die entscheidende Frage lautet: Wer kontrolliert den Zugriff auf diese Daten und kann ausgeschlossen werden, dass sie doch aufgezeichnet oder zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet werden – etwa durch Behörden oder Partnerfirmen? Wenn Bilddaten mit Nutzerkonten verknüpft sind, ist eine potenzielle Identifikation nicht mehr ausgeschlossen.
Gesichtserkennung, Fahndung, Kontrolle – was droht?
Die Vorstellung ist nicht mehr futuristisch, sondern realistisch: Ein KI-System, das Sprache analysiert, Gesichter erkennt und Nutzer identifizieren kann. In autoritären Systemen könnten solche Werkzeuge flächendeckend zur Überwachung und Kontrolle eingesetzt werden – nicht nur zur Strafverfolgung, sondern zur Abschreckung und Unterdrückung von Regierungskritikern, Aktivisten oder unliebsamen Journalisten. Aber auch in „westlichen Demokratien“ steigt der Druck auf Tech-Konzerne, bei Ermittlungen mit Behörden zusammenzuarbeiten – inklusive Datenherausgabe.
Die Bedrohung durch die KI, dass diese außer Kontrolle gerät und dann die Macht übernimmt, ist ebenso real, aber noch weiter entfernt als die Gelüste von Staaten und dunklen Netzwerken, sich die Menschheit durch Technik untertan zu machen.
Kommentare
2 Antworten zu „Künstliche Intelligenz als Überwachungsinstrument“
Niemand muss sich diesen “ Errungenschaften “ total und vollständig ausliefern und obendrein freiwillig über jedes Stöckchen springen. Und (nebenbei) Bill Gates ist nicht dein Freund und alle Anderen ebenfalls nicht :o((
Bereits vor Jahrzehnten, als KI noch ein ferner Traum war, sagten Vertreter des ChaosComputerClubs ‚alles, was nicht explizit verboten ist, wird gemacht‘.
Dann sollen mal alle die, die ’nichts zu verbergen haben‘ weiter an ihre heile Welt glauben und daß der Zuckerberg diesmal wirklich ehrlich war, als er bei denen letzten Anhörungen sagte, er wolle sich jetzt wirklich an die Vorgaben und Datenschutz halten. Ganz bestimmt, er hat ja so Krokodilstränen vergossen beim letzten Mal, wo er erwischt wurde. Und beim vorletzten Mal und beim vorvorletzten Mal.
Bei mir gibt es kein Siri, kein Alexa, keine Daten in der Cloud, kein Whatsapp und kein Google!