Juicy Fields: Oscarreifer Anlagebetrug mit Cannabispflanzen

Die Idee ist so cool, dagegen sieht selbst der WireCard-Schwindel blass aus. Und wie es aussieht, ziehen die Hintermänner oder Trittbrettfahrer die Geschädigten gleich ein zweites Mal über den Tisch.

Ich wurde durch eine Bekannte auf die Geschichte aufmerksam und staunte nicht schlecht, was mir zu Ohren kam. Über die Webseite „Juicy Fruits“ hatte sie Geld in medizinisches Cannabis investiert – zum Glück keine Summe, die sie nicht verschmerzen kann. Dort hatte sie dann „Pflanzen gekauft“ und deren „Ernte“ dann später als Gewinn in Euro gut geschrieben bekommen. Nach den ersten Auszahlungen stoppte der Geldfluss, die Webseite ging offline und etliche „Geschädigte“Züchter“ schöpften nun endlich Verdacht, dass mit der Firma etwas nicht stimmen konnte und die versprochenen 100 Prozent Rendite nur als Lockmittel dienten, um weitere Investoren zu gewinnen. Wie es aussieht, wurde keine einzige Pflanze angebaut, kein medizinisches Cannabis verkauft, sondern nur mit den Geldern der neuen Investoren, die Erstanleger ausbezahlt – also ein klassisches Schneeballsystem.

Es gibt etliche Berichte im Netz, so war die Firma zunächst in Deutschland ansässig, wurde dann in die Niederlande verschoben, die Betreiber stammen aber offenbar aus Österreich. Dort wurde nun ein erster Verdächtiger festgenommen.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt in mehreren Fällen von mutmaßlich schwerem Anlagebetrug. Mehrere Unternehmen sollen Anlegerinnen und Anleger zu Investitionen in Cannabis-Anbau und Kryptowährungen motiviert und so weltweit einen Schaden von bis zu einer halben Milliarde Euro verursacht haben.

der Standard

Die Cannabis-Betrüger warben mit Lamborghinis und Tänzerinnen, schreibt der Kurier. Ich schmeiß mich weg, die Karren waren nur Leihwagen. Einige Leute sollen ihre ganzen Ersparnisse verloren haben – es tut mir leid – wirklich – aber bei der gigantischen Summe von mindestens einer halben Milliarde Euro, die hauptsächlich durch Kleinanleger zustande gekommen ist, bleibt mir schon die Spucke weg. Das kann doch nicht wahr sein. Warum fallen Leute auf so einen mehr als offensichtlichen Betrug herein? Ist es wirklich nur die Gier? Oder Gutgläubigkeit?

Nun, die Sache hat ja erst einmal funktioniert. Und zwar gut, wie ich mich überzeugen konnte. Die Leute haben sich ihre „Ernte“ auszahlen lassen und sich nicht weiter damit befasst, bis dann statt der „Gewinnmitteilung“ unterschiedliche Nachrichten an die Anleger verschickt wurden – und jetzt wird es besonders lustig – um sie noch ein zweites Mal abzuzocken. Die Betroffenen kommen nämlich „wieder“ in ihr Dashboard, die Webseite „juicyfields.io“ ist nämlich entgegen anderslautenden Meldungen doch erreichbar. Die Anleger werden aufgefordert, sich noch mal auszuweisen und können sich dann angeblich ihr Guthaben in Bitcoin auszahlen lassen. Da aber das Insolvenzverfahren längst läuft, kann die Firma nicht alles auszahlen. Die Behörden haben bislang noch keine Sperre erwirkt, denn es können sich weitere Interessenten als „Züchter“ anmelden, aber angeblich kein Geld investieren. Also Vorsicht, wer auf diese Typen hereingefallen ist und nun sein Geld zurückhaben möchte. Auf keinen Fall noch mal Daten eingeben, die dann vielleicht zum Identitätsdiebstahl verwendet werden.

Ich bin gespannt, wie der Fall für unsere Bekannte ausgeht, wir werden natürlich versuchen, dass sie ihre paar Hundert Euro zurückbekommt, doch ich fürchte, es handelt sich um Lehrgeld.

P.S.

Hier habe ich noch ein Video gefunden, wie die „Firma“ versucht, über Drittanbieter an sensible Daten der Kunden zu kommen und die Auszahlung zu verzögern. Finger weg!

Kleiner Nachtrag: Laut einer ZDF-Recherche führt die Spur wieder einmal nach Russland, wer hätte es gedacht? Juicy Fields soll der Russen-Mafia zur Geldwäsche dienen. Wenn jetzt noch ein Reichsbürger als Strohmann enttarnt wird, ist der Plot perfekt.


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Kommentare

4 Antworten zu „Juicy Fields: Oscarreifer Anlagebetrug mit Cannabispflanzen“

  1. Rumpelstilzchen

    Im Grunde handelt es sich dabei um eine uralte Betrügermasche, die schon tausendmal – leider erfolgreich – durchgezogen werden konnte, weil viele Menschen einfach absolut naiv sind einerseits und keinerlei Finanzwissen haben, andererseits.

    So sind und werden sie zu den prädestinierten Opfern solcher Gauner…

    Bis der ganze Coup letztlich auffliegt, ist die Kohle längst über alle Berge, auf Nimmerwiedersehen.

    1. heinz weiss

      kiffen macht hohl dumm und blöd, aggresssiv und umgangs-gefährlich……und kriminell.
      also alles gut gemacht mit der geschäftsidee – dass sich alle kifferdeppen preiswert zudröhnen lassen dürfen…
      100 % alle kifferdeppen erreicht , beweihräuchert und abgezockt… weiter so das gefällt mir…
      ein nichtkiffer und zufriedener zuschauer…hahahah

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      1. Frank G. aus D.

        Ja , ja unter den „Deppen“ waren wohl auch sehr viele Alkoholiker,
        Sie als Experte für Folgeschäden von Canabismissbrauch outen sich als des lesens nicht mächtig.
        Die Leute haben Investiert.
        Da gibt es kein Tütchen als Gewinnausschüttung.
        Der Trick hätte wohl auch mit einem Weingut oder einer Brauerei geklappt.
        Man hätte die Renditeversprechen nur um einiges niedriger ansetzen müssen.

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  2. nennen wir es einfach kiffer-ex-cum …
    mit kanabisgestörter, kiffsüchtiger klientel …. schnell kohle mit hohle….
    mehr war es ja nicht….