Sandor Petöfi: „Dichter sein oder nicht sein“ – Dichtung und Deutung

Der Arzt und Publizist, Adorjan Kova´cs, hat 2023 zum 200. Geburtstag des romantischen Dichters Sandor Petöfi (1823-1849), eine überfällige Monographie zu dem international bekanntesten Autor Ungarns vorgelegt. Petöfi ist dem deutschen Leser lange als Volks-, National- und Revolutionsführer bekannt. Sein Leben war kurz und intensiv, immer zeigte er Einsatz und Engagement für Freiheit und Unabhängigkeit. Beim Ausbruch der ungarischen Revolution am 15 März 1848 in Pest gegen die Habsburgermonarchie spielte er eine entscheidende Rolle, wobei seine Tatkraft im agitatorischen Auftreten zu sehen ist, so verlas er sein zündendes „Nationallied“ zusammen mit Forderungen der zusammengekommenen Revolutionäre. Die Verbindung von Freiheit und Liebe war dabei ein entscheidender Antrieb seines Bestrebens einer besseren Welt zu dienen:

„Freiheit und Liebe
Sind all mein Streben!
Für die Liebe würd‘ ich 
Das Leben,
Für die Freiheit 
Meine Liebe geben.“

Kova´cs stellt aber mit seiner Monographie einen Petöfi vor, der im deutschen Sprachraum weniger bekannt ist. Eben nicht nur den bekannten Freiheitshelden zu dem ihn die unterschiedlichen politischen Strömungen erklärt haben, sondern auchsein literarisches Schaffen, als sprachliches Genie und Ikone der Romantik, das ihn als einen poetologischen bewussten, vielseitigen, inhaltlich widersprüchlichen, experimentellen Autor ausweist. Petöfis Werk besitzt eine literarische Qualität, die ihn zu einem der größten Lyriker überhaupt macht. Sein Schaffen umfasst über 800 Gedichte, einen Roman, Erzählungen, Dramen, publizistisches Arbeiten, Übersetzungen und Briefe. Einzigartig für ein 26-jähriges Leben.

Kova´cs empfiehlt von Etikettierungen um seine Person Abstand zu nehmen, die nur zu politisch motiviertem Missbrauch führen können und schon geführt haben. „Man kann Petöfi nicht vereinnahmen, ohne ihn zu vergewaltigen.“ Seine Bilder weisen Elemente des Surrealismus, des Symbolismus und der Poesie ohne Botschaft auf. Ob man das Werk Petöfis als christlich oder sozialistisch einordnet bleibt ambivalentund umstritten, den letztlich war er davon überzeugt, dass das Leben gut und zu meistern ist, denn:

„Eh‘ er glücklich nicht gewesen,
Kann der Mensch nicht sterben.“

Sandor Petöfi: „Dichter sein oder nicht sein“ – 2023 Arnshaugk Verlag – 303 Seiten, Euro 34,00



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2 Kommentare

  1. “Eh‘ er glücklich nicht gewesen,
    Kann der Mensch nicht sterben.“

    Wenn man diesen Satz auf die heutige Zeit bezieht, dann, da bin ich mir ganz sicher, dürften die allermeisten nicht mehr sterben.

    1. Liebes Rumpelstilzchen,
      demnach wäre für ein langes Leben also die Revolution geschäftsschädigend, wofür die Lebensdaten des Dichters selbst sprechen:
      “Freiheit und Liebe
      Sind all mein Streben!
      Für die Liebe würd‘ ich
      Das Leben,
      Für die Freiheit
      Meine Liebe geben.”

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