Vor und nach den Landtagswahlen im Herbst 2019 versprachen führende Politiker praktisch aller etablierten Parteien den Wählern der AFD: wir werden Euch künftig besser zuhören, das Ausblenden von Problemen zahle sich nicht aus, man müsse auch auf unzufriedene Bürger zugehen.
Diese Rufe wurden auch von der dpa aufgegriffen und prominent verbreitet.
Von wachsendem Verständnis, besserem Zugehen und mehr Toleranz war aber nichts zu spüren, als vergangene Woche das Machtwort der Kanzlerin kam, die „unverzeihliche“ Wahl unter AfD-Beteiligung gefälligst rückgängig zu machen.
Mit der Dampfwalze wurde eine Entscheidung des Landtags von Thüringen plattgemacht, in der fast die Hälfte der Stimmen, die der frisch gewählte Ministerpräsident Thomas
Kemmerich von der FDP bekam, von AfD-Abgeordneten stammte.
Jede vierte abgegebene Stimme war bei der Landtagswahl im Herbst auf die AfD entfallen. Als deren Repräsentanten im Landtag den neuen Landesvater mitbestimmten, machte sich allerorten Schnappatmung breit.
Die Wahlbeteiligung der „Faschisten“ (Ziemiak) durfte nicht sein, das Votum von Abgeordneten, die bei der Wahl mit 23,4 Prozent aller Stimmen ins Parlament eingezogen waren, wurde zum Ernstfall für die Demokratie erklärt, zum Damm- und Zivilisationsbruch.
Verständnis für Wähler, die bei der Wahl die Grundlage hierfür gelegt haben, sieht anders aus.