Die transatlantischen Netzwerke fordern die Kriegstauglichkeit Deutschlands als Vorbereitung für die prognostizierte große Konfrontation mit Russland. Die Rolle Deutschlands als zentrale Logistik-Drehscheibe für den Aufmarsch der NATO-Truppen an der neuen Ostfront steht im Zentrum vieler Übungen des Militärbündnisses. Die Abwicklung der logistischen Aufgaben kann im Zusammenspiel zwischen militärischen und zivilen Kräften geleistet werden, was die Ressourcen des Militärs schont. Zudem wären zu erwartende Verluste an Menschenleben vergleichsweise mit Fronteinsätzen gering. Allerdings betonen die Kampfhandlungen in der Ukraine die Bedeutung von «Boots-on-the ground» also von Kampftruppen, die auch auf einem modernen High-Tech-Schlachtfeld militärisch operieren können.
Als Lehre aus dem Krieg in der Ukraine werden Armeen wie die Bundeswehr oder die ihrer Verbündeten den Schluss ziehen müssen, dass sie die Zahl der Kampftruppen erhöhen müssen, um die zu erwartenden großen Frontabschnitte überhaupt besetzen zu können. Der demographische Wandel in den meisten westlichen Ländern hat jedoch zu einer Überalterung und einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im für militärische Operationen wünschenswerten Alter geführt. Die Abwanderung der Bevölkerung aus vielen osteuropäischen Ländern sowie die Zuwanderung vieler außereuropäische Bevölkerungsgruppen, die keinen Bezug zu historischen innereuropäischen Konflikten haben, können weitere Hindernisse sein, um die sich auftuenden zahlenmäßigen Defizite an Soldaten in den westlichen Armeen zu decken. Söldnertruppen waren und sind bisher das Mittel der Wahl, um die militärische Schlagkraft flexibel den Anforderungen situativ und operativ anzupassen. Die «Dogs of War» sind zwar hochspezialisiert, operativ stark aber zahlenmäßig gering und Verluste lassen sich nur schwer ersetzen. Die Loyalität der modernen Landsknechte ist seit den Tagen des Georg von Frundsberg umstritten.
Aus dieser Situation ergibt sich ein Dilemma, vor dem die Lenker der westlichen Gesellschaften stehen. Alle sozio-politischen Maßnahmen der vergangenen Jahrzehnte führten zu westlichen Gesellschaften, die hoch individuell und auf Vereinzelung des Individuums angelegt sind. Jede Form des Gemeinsinns, des Kollektivismus, einschließlich der intakten traditionellen Familie wurden auf allen erdenklichen Ebenen und mit allen zur Verfügung stehenden Mittel des Social Engineering bekämpft. Dabei geht es nicht darum, dies zu werten oder zu beurteilen. Nun dürfte sich aber abzeichnen, dass eine solche Gesellschaft, die auf Entfremdung und gegenseitiges Misstrauen getrimmt wurde, für einen kollektiven Kampf gegen einen gemeinsamen Feind denkbar ungeeignet ist.
Es wird nun spannend zu beobachten, ob die immer häufiger thematisierte Kriegstauglichkeit Deutschlands zu veränderten Leitbildern führt, die der Gesellschaft als Vorbilder gepriesen werden. Die Herausforderung für die Akteure, die neue Social Engineering-Konzepte für Deutschland entwerfen müssen, besteht darin, einen neuen kollektiven Zeitgeist zu prägen. Aus Individuen soll eine kriegstaugliche Gesellschaft geschaffen werden, die aber nicht zu patriotisch sein darf und die bereit sein soll, Opfer zu bringen für eine ungeliebte EU gegen ein Feindbild, das gerade erst konstruiert wird.
Die Wende vom Idealbild einer progressiven und diversen Gesellschaft hin zur kampf- und opferbreiten Gemeinschaft darf jedoch keinesfalls als eine Wendung erscheinen, die konservative Kräfte stärken könnte. Vielmehr müssen die Errungenschaften des Individualismus als gemeinsames Ideal psychosozial verankert werden und zwar als Gegenbild zu einer traditionell orientierten und konservativ geprägten Gesellschaft wie bspw. der Gesellschaft in Russland. Dieses als überkommen angesehene Gesellschaftsbild wurde ja bisher auch erfolgreich in der EU bekämpft.
Es wird spannend zu beobachten, wie der Spagat einer Abgrenzung zu Trump, Orban oder Putin und dem was sie verkörpern, mit dem aktuellen Führungspersonal in Deutschland und seinen Verbündeten gelingen soll. Neue politische Akteure dürften daher bald vermehrt das Ruder in vielen westlichen Ländern übernehmen. Sie werden die neuen Ideale verkörpern müssen. Sie dürften etwas militärischer als ihre Vorgänger auftreten, haben vielleicht sogar wie Petr Pavel in Tschechien einen militärischen Hintergrund. Der parteilose Pavel kann vielleicht als Prototyp dieser neuen Politikergeneration angesehen werden. Künftige Spitzenpolitiker in EU-Ländern dürften möglicherweise männlicher, jünger und sportlicher erscheinen. Sebastian Kurz war in Österreich so ein prototypischer Versuch.
Vielleicht haben die neuen Politiker auch wieder vermehrt Kinder oder geraten auch mal wegen einer heimlichen Geliebten in die Schlagzeilen. Die neuen Politiker werden sich als opferbereit präsentieren, als verantwortungsbewusst und kämpferisch. Annalena Baerbock verkörpert bereits einige dieser Ideale. Diese Fassade werden sie um jeden Preis aufrechterhalten. Insgesamt weisen die Zeichen auf einen massiven und möglichst vollständig kontrollierten gesellschaftlichen Wandel hin, der sich in den nächsten Jahren in Deutschland vollziehen dürfte.
Der Auslöser für den anstehenden Wandel dürfte wieder einmal eine jener kollektiven Ängste in Europa sein, wie sie von Delumeau untersucht wurden. Solche kollektiven Ängste waren seit jeher das beste Mittel, um einen anstehenden Wandel einzuläuten. Diese Ängste werden dann kanalisiert und gezielt in Aggression umgewandelt, wobei sich eine schwer zu kontrollierende Eigendynamik entwickeln kann. Nur die Möglichkeit einer solchen unkontrollierten Entwicklung bietet der Bevölkerung vielleicht noch Schutz vor zu großen Übergriffen der Sozialingenieure.
Kommentare
5 Antworten zu „Die neue Gesellschaft: Der absehbare Aufbruch in eine neue Epoche“
Als Schlachtfeld, als Siedlungsgebiet für den Geburtenüberschuss aus der dritten Welt, als Zahlmeister und als Kanonenfutter, dafür wird Deutschland gebraucht. Und danach?
Danach ist „FINIS GERMANIAE“.
Es wird kein danach geben.
Für “ WAS “ soll ein Volk ( ? gibt es nicht ) denn kämpfen, dem man Begriffe wie PATRIOTISMUS, VOLK, NATION in Jahrzehnten vollkommen aberzogen hat ? Eine Korrektur hierzu dürfte lange dauern ! Und wo bitte ist ein Föhrer ? Der Alberich aus Hamburg ( kaum ) ? Und “ WER “ soll bitte Kämpfen ? Und mit Was denn ? Politiker ? Die Bundeswehr ohne Ausrüstung und Waffen ? Deutsche Bürger ohne Kriegserfahrung ? Kaum ! Migranten, Muslime, Queere und Binäre … oder sogar Hottentotten ? Die sind Nicht von Hier. Mit einer Wehrpflicht ? Für Alle ? Könnt Ihr vergessen, da kommt Niemand , wird also NIX :
Zitat: „… westliche Gesellschaften, die hoch individuell und auf Vereinzelung des Individuums angelegt sind …“
„Unser“ auf „Staatlichkeit durch Macht und Herrschaft“ fußender „wertebasierter Wertewesten“ ist ganz glasklar eher (zwangs-)kollektivistisch als (freiwillig) individualistisch angelegt.
Allein, was die BRD betrifft, muss deren Zwangsgesellschaft noch viel weiter gespalten (!) werden. Historische Orientierungen bieten da der Individual(anarch)ismus von Max Stirners „Einzigem und seinem Eigentum“ sowie der „Anarch“ von Ernst Jüngers „Waldgänger“.
„Ich möchte die Gesellschaft spalten – in 83 000 000 Individuen.“
(Dirk Hesse, Libertärer, Partei der Vernunft)