Uwe Junge teilt gegen die AfD aus und fordert Rücktritt von Weidel und Gauland

Uwe Junge (AfD) – Foto: O24

Wegen der “Lüth-Affäre” hat der rheinland-pfälzische Fraktionsvorsitzende der AfD, Uwe Junge, in einem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten der Partei den Rücktritt von Alexander Gauland und Alice Weidel gefordert. Nachdem Business-Insider letzte Woche berichtete, legt die Süddeutsche Zeitung heute nach. In seiner Abrechnung bezeichnete er die AfD demnach als “Sammelbecken von Egozentrikern und Pseudopatrioten”.

Das vollständige Schreiben an die AfD-Bundestagsabgeordneten:

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Kollegen der Bundestagsfraktion,

fassungslos sehe ich mich nach mehr als sieben Jahren des unermüdlichen Kampfes gegen den rot-grün-schwarzen Gegner, den permanenten Anfeindungen von außen und von innen sowie den unerträglichen Diffamierungen durch die Medien inmitten einer AfD, die sich selbst schulterklopfend auf den politischen Abgrund zubewegt.

Immer mehr Landesverbände und Fraktionen zerbrechen an ihren eigenen Unzulänglichkeiten, Eifersüchteleien und dem Egoismus Einzelner. Lagerdenken, Hass und Häme bestimmen die politische Arbeit mehr, als das sachliche, realitätsbezogene und bürgernahe Handeln und Auftreten zum Wohle unserer Bürger.

Unsere, als patriotische Bürgerpartei gegründete Alternative für Deutschland verkommt zusehends von oben und von unten zu einem Sammelbecken von Egozentrikern und Pseudopatrioten, die jede Form von Anstand, Höflichkeit und Loyalität vermissen lassen und sich ausschließlich um Macht, Posten und Mandate rangeln und dabei offensichtlich das gebotene Fernziel der Regierungsübernahme zur Rettung unseres Vaterlandes völlig aus den Augen verloren haben.

Nur mit einem tadellosen, in Haltung und Pflichterfüllung vorbildlichen Auftreten werden wir unserem eigenen Anspruch gerecht werden und das Vertrauen der Wähler gewinnen können. Davon sind wir derzeit bis in die Spitze der Partei meilenweit entfernt.

Die Ereignisse in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die Dauerquerelen in Bayern und Baden-Württemberg und der mehr als peinliche Vorgang um Herrn Lüth in unserer Bundestagsfraktion lassen ein überzeugtes Engagement für unsere Partei gegenüber dem Wähler nur noch mit großen Bauchschmerzen zu.

Das ich nicht mehr angetreten bin und mit Ablauf meiner pflichtgemäßen Aufgabenerfüllung als Fraktionsvorsitzender einer wirklich noch bürgerlichen Fraktion in Rheinland-Pfalz in den Ruhestand gehe, ist nur zum Teil meiner angeschlagenen Gesundheit geschuldet. Vielmehr besteht der eigentliche Grund darin, dass ich seit längerem als deutscher Stabsoffizier erkennen musste, dass die mir so heiligen Tugenden des preußischen Offiziers in Politik und Partei auf dramatische Weise und schier unaufhaltsam erbärmlich vor die Hunde gehen.

Die vier Kardinaltugenden nach von Moltke, nämlich Redlichkeit, Tapferkeit, Großmut und Höflichkeit sind kaum noch anzutreffen.

So stolz wie ich dereinst war, unserer Partei anzugehören, so bin ich zunehmend beschämt darüber, wie meine Treue und die der vielen bürgerlichen Mitglieder missachtet wird und sich immer mehr Funktionäre und Abgeordnete offensichtlich Ihrer großen Verantwortung gegenüber dem Land, unserer freiheitlichen Demokratie, den Bürgern und unseren Wählern nur noch unzureichend bewusst sind.

Politik, so wie ich sie verstehe, setzt sich vorbehaltlos und ohne Rücksicht auf die eigenen Vor- oder Nachteile mit bestem Wissen und Gewissen für die erfolgreiche Erfüllung der gestellten Aufgabe ein. Nur allein daraus kann sich eine Wiederwahl begründen. Mit Seilschaften, Intrigen, Niederträchtigkeiten und Verleumdungen stehen wir letztlich nicht besser da, als das Konstrukt der Altparteien gegen das wir ursprünglich angetreten sind.

Liebe Kollegen, Herr Lüth ist seit Jahren als schillernde Persönlichkeit vielen von uns wohl bekannt. Trotz Bekanntwerden seiner jüngsten Aussagen, die dem Fraktionsvorstand offenbar schon vor Monaten zugespielt wurden, haben sie das Problem „auflaufen“ lassen und erst mit Ausstrahlung des Pro7-Beitrags reagiert. Damit sind der Fraktionsvorstand, mithin ihre beiden Vorsitzenden der Verantwortung gegenüber der Fraktion und der Partei sträflich nicht nachgekommen.

Ich möchte nicht darüber spekulieren, warum die endgültige Entlassung Lüths nach dem letzten Vorfall (Faschist) „verschwitzt“ wurde, aber der Schaden, der in der öffentlichen Wahrnehmung erneut entstanden ist, wird uns allen wieder in den Parlamenten, den anstehenden Wahlkampfveranstaltungen und den Infoständen um die Ohren fliegen und nicht zuletzt dem Verfassungsschutz erneute Ansatzpunkte liefern. Es zeigt sich ein eklatanter Mangel an Weitsicht im Sinne des Auftrags und an den einfachsten Führungsfähigkeiten.

Ich erwarte, dass sich der Fraktionsvorstand der Unteilbarkeit seiner Verantwortung bewusst wird und die Konsequenzen aus diesem Vorfall zieht.

Ich erwarte den Rücktritt von Alexander Gauland und Alice Weidel. (Quelle: PP)



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