Selensky und der Westen: Erst himmelhoch und dann die Rasur?

Es war ein Unikum: Der Regierungschef der Ukraine hielt Hof und vom USA-Präsidenten über westliche Regierungschefs und Dutzende Minister bis hin zu Herrn Steinmeier reisten sie in Nachtzügen beschwerlich nach Kiew. Herr Steinmeier wurde bei seinem ersten Versuch an der polnisch-ukrainischen Grenze sogar wieder nach Hause geschickt. Erst beim zweiten Anlauf wurde er vorgelassen. Staatschef Selenskys Ansprachen wurden live in öffentliche Veranstaltungen, Kabinetts- und Parlamentssitzungen rund um den Globus übertragen. Als erster in der Historie der Organisation sprach er zur UN-Vollversammlung vom Videoschirm aus. In Deutschland wurde überall das “Slava Ukraini” verkündet – von der Überreichung des Karlspreises durch Herrn Scholz über die flächendeckende ukrainische Kriegsbeflaggung der öffentlichen Gebäude Berlins bis hin zum letzten “Rewe”-Laden der Provinz.

Man inszenierte eine politische Hochzeit im Himmel, auch wenn der durch tausenderlei Granaten- und Raketenexplosionen verdunkelt war. So viel Perfektion ließ – neben Fragen, wer es im Hintergrund sein könnte, dem derart lange Hebel zur Öffnung fast aller Türen zur Verfügung stehen – leise Zweifel wachsen, ob das Gebotene neudeutsch: nachhaltig sei. Das Geschehen ist nahe der Kosakenregion lokalisiert und bringt den unsterblichen Sketch von Loriot namens “Kosakenzipfel” in den Sinn. Die Szene zeigt zwei Ehepaare, die sich binnen 5 Minuten duzen, herzen,verschwistern, verfeinden und auf ordinärste Weise wieder trennen.


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Loriots “Kosakenzipfel” als Menetekel?

 Was das mit Selensky und seinen westlichen Partnern zu tun hat? Das zeigt sein Interview mit dem Londoner “Economist” (hierhier). Selensky kommt auf seine “Wunderwaffe” zu sprechen, wie das von vielen Feldherren in aussichtsarmer Lage zwecks Hinausschieben des Unausweichlichen praktiziert wird: Millionen ukrainischer Flüchtlinge in Europäischen Ländern, davon geschätzt eine Million in Deutschland. Derzeit verhielten sie sich noch friedlich. Man solle sie aber nicht in Verlegenheit bringen, so Selensky. Es wäre keine „gute Geschichte“ für Europa, wenn es diese Menschen „in die Enge treiben“ würde. Und das wäre bei Nachlassen der westlichen Unterstützung in Waffen und Geld der Fall. 

Dann wollen wir mal hoffen, dass Loriot nicht zum kosakisch-ukrainischen Propheten wird.



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