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Unsinnige Eilmeldung: Lufthansa spricht deren Fluggäste nicht mehr mit „Damen und Herren“ an

Die Fluggäste vielerlei Geschlechts zwängten sich in die für Kinder konzipierten Sitze und erfahren via Lautsprecher, dass dies nun auch der Lufthansa völlig wurst sei, welche biologischen oder erdachten Menschlein die Mitfliegenden fortan seien.

Die Sitzgurte sind an mir (m) festgeschnallt, vermutlich damit diese während des Fluges nicht verloren gehen, die Stewardess*innen (m/w/d) haben ihre Turnübungen beendet, die gesprochenen Sicherheitshinweise kamen vom Band, so vermute ich, da die Stimme bei der Blonden, Brünetten und Schwarzen und X*innen identisch klangen.

Noch wird der Whiskey on the rocks nicht serviert, der dazu beitragen wird, die Flugdauer wie im Fluge vergehen zu lassen und der nach zwölf Stunden hoffentlich wieder abgebaut sein wird, um den Mietwagen besteigen zu können.

„This is the captain speaking“, der Kapitän spricht, womit er kundtut, auch des Englischen mächtig zu sein. Zudem tut er dies mit einer sonoren Stimme (m), je sonorer desto vertrauenerweckender für mich, dringt an mein Ohr. Hatte er noch letzte Woche die Ladies and Gentlemen, sprich die Damen und Herren begrüßt, so empfinde ich mich zur Sache degradiert, wenn er nun nur noch „Guten Tag liebe Fluggäste“ murmelt. Er sei nun auf Reiseflughöhe angekommen, er lässt dabei unerwähnt, dass dies auch für mich zutrifft.

Doch sein letzter Satz, eigentlich alle letzten Sätze dieser Kapitänsdurchsagen beunruhigen mich: Er wünscht uns einen guten Flug! Ja wie denn? Was kann denn ich, der ich mit Gurten am Sitz festgeschnallt bin, zur Güte des Fluges noch beitragen? Sollte ich nach dem Mahl aus den Aluminiumbehältern, mit köstlichem Hering an Gourmetmeile, etwa den unvermeidlich sich zeigenden Schluckauf unterdrücken, um die Stabilität des sanft über den Wolken gleitenden Flugzeugs nicht zu gefährden?

Selbst wenn die Marketingabteilung der Lufthansa unter psychologischer Zuhilfenahme vorgibt, der Captain habe stets „guten Flug“ zu wünschen, so schwingen doch deswegen erhebliche Zweifel an der zu erwartenden Güte des Fluges unterschwellig mit. Wünschte sich die Airline, die Passagiere würden während des Fluges die Hände falten und unter freundlicher Anleitung des Kabinenpersonals für einen guten Flug beten, um etwaiges Unheil abzuwenden?

Dazu müsste nur vor dem Check-in die Religionszugehörigkeit abgefragt werden, um die Sitzreihen entsprechend zu füllen. Reihe 1-10 Katholiken, 11-20 Protestanten, etc. pp. Fachkundiges Gebetspersonal postierte sich im Mittelgang und flugs könnte auch der Reisende per Kopfhörer (Katholiken Kanal 1, Protestanten Kanal 2, etc.) seinen Teil zum Gelingen des angeblichen „Guten Flugs“ beitragen.

Atheisten dürften in die „First Class“, welche ja unmittelbar hinter dem Cockpit liegt. Für den Fall des Frontalaufpralls sind diese Herrschaften erstklassig zuerst im Paradies, aber jammerschade, dass sie nicht daran glaubten, entging ihnen damit doch die Vorfreude, welche die schönste aller Freuden ist.

Ich will es einfach so hören: „Wir garantieren Ihnen einen guten Flug, schließlich hat der 28jährige Kapitän schon 100 Flugstunden hinter sich, hat dabei drei Notlandungen bravourös gemeistert und wir fliegen eine Boeing Max 7, welche noch nie abgestürzt ist, bis auf zwei mal“. Diese Ehrlichkeit führte meinerseits zu einem Schlaf des Gerechten, wenn der Whiskey nur bald käme.



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