Kirche kann weg!

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Die irrsinnigen Auswüchse auf dem “evangelischen” Kirchentag, angefangen von der Rede der “Bundeskanzlerin” bis hin zum fröhlichen Vulva-Malen sind Gegenstand zahlreicher Empörungsartikel konservativer Publizisten. Wozu die Aufregung, dass sich die Kirchen zum Sprachrohr der herrschenden Politik gemacht haben? War es jemals anders? Etwa zur Zeit des Nationalsozialismus? Oder als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhob? Wurden danach nicht alle Völker Europas brutal mit dem Schwert missioniert? Die Kriminalgeschichte der Katholischen Kirche erstreckt sich über 2000 Jahre, die der Protestanten beginnt mit Martin Luther – aus heutiger Sicht ein glühender Antisemit und Bauernhasser. Wenn man vom “christlichen Abendland” spricht, dürfen die dunklen Kapitel nicht ausgeblendet werden, die, wie die Missbrauchsskandale bis heute zeigen, längst nicht abgeschlossen oder aufgearbeitet sind. Es wird auch nicht besser, wenn man sich plötzlich auf “jüdisch-christliche” oder “christlich-jüdische” Werte beruft. War es nicht der damalige Bundespräsident Wulff, der mit diesem Unsinn begann? Theologisch betrachtet mag das zutreffend sein, doch politisch, gesellschaftlich und kulturell ist das angesichts der Geschichte der europäischen Juden mindestens glatter Etikettenschwindel, wenn nicht gar Heuchelei. Die heidnischen Wurzeln, von denen die katholische Kirche durchdrungen ist, werden bei dieser Sichtweise gänzlich unterschlagen.

Heidnische Wurzeln

Fast alle christlichen Feste haben einen heidnischen Ursprung, Gotteshäuser wurden an “Kultplätzen” errichtet und ganze Biografien einfach umgeschrieben. Eine der perfidesten Lügen dieser Art ist die Geschichte der “Heiligen Katharina von Alexandrien.” Die Legende hat ihren Ursprung in der historisch belegten Ermordung der griechischen Gelehrten Hypatia. Die Griechin lehrte neben Mathematik auch die Schriften von Platon und Aristoteles und gehörte zur heidnischen Minderheit Alexandriens. Wie bereits die berühmte Bibliothek Alexandriens, die über 20.000 Schriftrollen enthalten haben soll, fiel auch Hypatia christlichen Fanatikern in die Hände. Ihr Leichnam wurde den Quellen nach erst zerstückelt und dann verbrannt. Bis heute ist die Kirche nicht von ihrer Version der Geschichte einer angeblich “Heiligen Katharina” abgerückt. Was wäre das Abendland ohne die Lehren der “heidnischen” Philosophen aus dem alten Griechenland?

Während die Kirche antike Schriften über Jahrhunderte verbannte, waren es die Araber, die im 9. Jahrhundert begannen, die Werke des Altertums zu übersetzen und für die Nachwelt wieder nutzbar zu machten. Nur über diesen Umweg gelangte das alte Wissen wieder in den Westen. Fälschlicherweise spricht man heute immer noch von den “arabischen Zahlen”, was ebenfalls auf den Wissenstranfser durch die damals wesentlich aufgeschlossenere islamische Welt zurückgeht. Eigentlich aber stammen die Zahlen aus Indien. Das Abendland entwickelte sich letztlich weiter, der Orient blieb rückständig und fand keinen Anschluss an die Moderne. Ohne die technische Überlegenheit des Westens wäre der Untergang des Osmanischen Reiches nicht denkbar gewesen. Spätestens seit Beginn der Aufklärung befindet sich das Christentum auf dem Rückzug. Die Kirchen mussten viele ihrer Pfründe hergeben, erst Mussolini machte die Auflösung des Kirchenstaats wieder rückgängig und garantierte mit den Lateranverträgen die Souveränität des Vatikans. Am 20. Juli 1933 schloss der “Heilige Stuhl” das Reichskonkordat mit den Nationalsozialisten ab. Die Evangelische Kirche hat sich in der kurzen Zeitspanne ebensowenig mit Ruhm bekleckert, dennoch kämpften viele Theologen gegen die Gleichschaltung, wie Martin Niemöller, der anfänglich dem Nationalsozialismus noch positiv gegenüberstand. Niemöller landete im KZ und engagierte sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Friedensbewegung. Wenn man sich die heutige Gleichschaltung der EKD mit der rotlinksgrünen Agenda betrachtet, kann man nur zu einem Schluss kommen: Kirche kann weg! Amen!



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