
Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet ein Vertreter der SED-Nachfolgepartei als Erster ankündigt, den Bürgern ihre volle Freiheit zurückzugeben
Ausgerechnet Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow will sämtliche Corona-Beschränkungen in seinem Bundesland nach Pfingsten aufheben – ein echter Paukenschlag, der einem politischen Erdbeben gleichkommt. Das Unbehagen vieler Journalisten ist förmlich zu spüren, die den Politiker der Linkspartei einerseits nicht ins Lager der „bösen Rechten“ stecken können, andererseits ihrer geliebten rot-grünen Kanzlerin aber auch nicht in die Parade fahren wollen. Die Süddeutsche Zeitung überlässt die Einschätzung sicherheitshalber gleich ganz ihren Lesern. Es ist schon bezeichnend für das auf dem Kopf stehende politische Koordinatensystem, dass ausgerechnet ein Vertreter der SED-Nachfolgepartei als Erster ankündigt, den Bürgern ihre volle Freiheit zurückzugeben, jener Partei, die das Einsperren und Gängeln einst perfektioniert hatte. Inzwischen gefällt sich die Merkel-Union in der Rolle, Freiheitsrechte möglichst lange einzuschränken. Tatsächlich gibt es unter Experten einen heftigen Streit darüber, wann und in welchem Maße eine Rückkehr zur Normalität geboten ist. Einige halten gar unbeirrt an der Forderung fest, es dürfe nie wieder ein Leben geben, wie wir es vor dem erklärten Pandemieausbruch kannten. Allerlei Ideologen kochen dabei ihr Süppchen auf der immer noch hell lodernden Corona-Flamme. Die erheblichen Kollateralschäden der Maßnahmen – auch die gesundheitlichen – bezweifeln allerdings nur noch hartgesottene Realitätsverweigerer. Von 52.000 dringend angezeigten, aber wegen Corona verschobenen Krebsoperationen berichten Deutschlands Ärzte, ebenso von Toten, die hätten verhindert werden können, wären nicht sämtliche Kapazitäten wochenlang für die ausgebliebene Bettenkrise in den Krankenhäusern blockiert worden.
Statt uns fortlaufend mit der Gefahr des Todes zu beschäftigen, müssen wir das Leben wieder annehmen, so schwer dies manchem fallen mag
Wollen wir als Gesellschaft Corona halbwegs heil überstehen, braucht es nun mutige Schritte nach vorne. Ich gehöre zu denen, die das Gros der Maßnahmen für richtig, wenn auch verspätet hielten. Ebenso deutlich sage ich heute: Sie haben ihren Zweck erfüllt. Statt uns fortlaufend mit der Gefahr des Todes zu beschäftigen, müssen wir das Leben wieder annehmen, so schwer dies angesichts von TV-Laufbändern fällt, die unentwegt Infizierte und Verstorbene addieren, statt die geringe Zahl aktiver Infektionen hervorzuheben. Und warum sollen eigentlich auf einmal alle anderen kollektiv für meine eigene Gesundheit verantwortlich sein? Diese Verantwortung trage ich selbst. Dazu gehört, dass ich Gefahrensituationen meide, sei es der ungeschützte Geschlechtsverkehr, der übermäßige Alkoholgenuss oder gar der Gebrauch von Drogen. Ebenso ist es meine Aufgabe – und nicht die des Staates oder meiner Mitbürger – darauf zu achten, pfleglich mit meinem Körper umzugehen, mich ausreichend zu bewegen und mich gesund zu ernähren. Für all das brauche ich weder staatliche Vorschriften noch kann ich im Fall der Unterlassung meine Mitmenschen haftbar machen. Die vielen anderen verbleibenden Lebensriskien kann sowieso niemand ausschalten, so sehr die jahrelange Konditionierung, bei der die politisch Verantwortlichen den Wählern suggeriert haben, ihnen jedes Lebensrisiko abnehmen zu können, eine andere Erwartungshaltung geschaffen hat. Seit Corona soll plötzlich jeder beweisen, dass er für andere keine Gefahr darstellt. Das erinnert fatal an das Wesen von Unrechtssystemen, in denen Angeklagte ihre Unschuld nachweisen müssen und nicht Kläger deren Schuld. Wollen wir wirklich in einer solchen Gesellschaft leben?
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Quelle und Erstveröffentlichung: Liberale Warte