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Hurra, der Ausreiseantrag ist wieder da!

Der „antifaschistische Schutzwall“, wie die DDR die Stacheldraht- und Selbstschussanlagenmauer nannte, verhinderte, dass das Arbeiter- und Bauernvolk in Scharen davonlief. Bewegungseinschränkungen der neueren Art werden heute, wie wir nachfolgend sehen, einfacher durch staatlich provozierte Preise gesteuert. Diese Mauern neuerer Bauart halten Werktätige wie Rentner dennoch gefangen.

Arbeiterparadies mit beschränktem Radius

Wer bis 9.11.89 das graue Land, in dem Plan erfüllend Milch und Honig floss (und zum Trost auch Wodka) verlassen wollte, der stellte mit zitternden Fingern einen Ausreiseantrag. Ein Bombardement von Schikanen ergoss sich unmittelbar auf den „Republikflüchtling“. Berufliche Erniedrigungen, Verlust des Arbeitsplatzes bis zur sozialen Ächtung im Kollegen- und Freundeskreis waren die Folge. Weitere Details sind im Netz unter dem Stichwort „Ausreiseantrag“ zur geschichtlichen Fortbildung verfügbar. Ausnahmen wie jene der linientreuen Kommunistin Merkel, die schon zu Mauerzeiten mehrfach die B-ERR-DEH zum Zwecke der vorsorglichen Ausspähung heimsuchen durfte, waren selten.

Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare

Das ungeschriebene deutsche Gesetz, wonach alles verboten sei was nicht ausdrücklich erlaubt ist, führte zu einer millionenfachen bürokratischen Erfindung von Formularen. Das „Fortpflanzungs-Einwilligungs-Beischlaf-Beiwohnungs-Erlaubnis-Formular“, der feuchte Traum von Feministinnen, existiert derzeit lediglich nur in deren Köpfen. Dennoch beschreibt es ein dramatisches Machtgefälle. Demjenigen, der gerne etwas möchte und trüge er damit nur erprobungsweise zum Erhalt der Gattung Mensch bei, drohen vielfältige (eheliche) Sanktionen. Und in direkter Folge sank deshalb auch die Zahl der nachgeborenen Steuerzahler. Dies nur am Rande.

Formularverzicht des „Weltwirtschaftsforums“

Die Weisheit aus Davos, die uns derzeit mit medialer Macht eingetrichtert wird, lautet: Ihr werdet nichts (damit auch keine Formulare) mehr besitzen und ihr werdet dennoch glücklich sein, ist zu Teilen bereits Realität. Das virtuelle Ausreiseantragsformular wurde von Behördenebene auf ganz gewöhnliche Tankstellen ausgelagert. Die Flucht, ob mit Trabbi, Opel, Käfer oder Toyota, sei es nach Paris oder Rimini, bedarf eines vollen Tankes. Das Bestechungsgeld hierfür ist an der Kasse in bar und gegen Quittungserhalt zu leisten. Ist der Erwerb des Flüssigtreibstoffs mangels flüssigen Mitteln im Portemonnaie erschwert, erübrigt sich auch jeder Gedanke an eine Flucht. Es bleibt der Urlaub auf Balkonien. Und das Homeoffice (nicht möglich für Maurer, Bäcker, Briefträger, Krankenschwestern, etc.). Diese sind gezwungen, aus ihren Armensiedlungen fernab aller Kultur-, Wirtschafts- und Politikzentren, deren Körper mangels öffentlicher Verkehrsanbindung per Automobil zu Markte zu tragen.

Historischer Einschub nach Wilhelm Busch:

Es trägt der Bauer seine Ferklein,

zu Markte,

wie der Schreiber seine Werklein.

Die vielzitierten „Märkte“ sind es, die unsere körperliche Anwesenheit am Arbeitsplatz verlangen. Doch selbst die morgendliche Flucht aus der Großwetterlage des trauten Heims hin zur Werkbank gerät in Gefahr. Ob nun ein Zehntel, ein Fünftel oder schon ein Drittel der monatlichen Beute für den Betrieb des Fluchtfahrzeugs ausgegeben werden muss, zeigt derzeit gravierende Folgen. Die „Zonenrandgebiete“ aus uralter Zeit werden kleiner. Während Stadtbewohner subventionierte U-Bahn-Monatskarten erhalten, guckt der Landbewohner in Kleinfriedrichshain in die Röhre und auf die ratternde Tankanzeige. Einfache Fahrten zum Arbeitsplatz mit einer Dauer von 90-120 Minuten werden zum Fiasko und führen zur real existierenden Armut. Emotionale Äußerungen des Unmuts, zwangsweise bezinkostenfrei zu Fuß auf „Spaziergängen“ geäußert, schreien geradezu nach alternativer politischer Hilfe in Deutschland.

Vater Staat vergisst die Seinen nicht

So landen beim Benzin ca. 48 Prozent der Tankrechnung als Steuern beim Finanzamt. Unsere gesamte Fortbewegung, unsere Bewegungsfreiheit, die Besuche bei Oma, Tanten und Verwandten, somit unsere Freiheit insgesamt, befindet sich im Würgegriff des Staates. Unsere „Urlaubsausreise“ nach Paris, Rom, Prag, zu ALDI auf der grünen Wiese oder zum Arbeitsplatz steht unübersehbar unter staatlichem Vorbehalt.

Nur gut, dass höchst innovative „Lockdowns“ es gänzlich erübrigen, noch einen Fuß vor die Tür setzten zu müssen. Idealerweise kommt das Wasser aus der Leitung und der Strom (noch) aus der Steckdose. Und solange Lieferdienste Bier, Dosenfleisch, Kartoffeln und Zigaretten ins Haus bringen, ist doch die Welt noch in Ordnung. Das Fernsehgerät hält uns öffentlich-rechtlich mit Neujahrsansprachen-Wiederholungen bei Laune.

Die Gebrüder Grimm hätten es so beschrieben:

Ehe der deutsche Michel sich versah,

war das Arbeiterparadies schon wieder da.



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