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Das seltsame Märchen vom mundigen Burger

person holding a burger
Photo by Szabó Viktor on Pexels.com

Manchmal sind die Umlaute nur lustige Details mit Unterhaltungswert in einer degenerierten Gesellschaft. Mundigekeit oder Mündigkeit als Kriterium. Das Narrativ vom mündigen Bürger ist abgedroschen und ziemlich altbacken. Es wird stets dick aufgetragen, wenn Politiker ihre Entscheidungen durch angebliche Übereinstimmung mit der Volksmeinung rechtfertigen wollen. Der Bürger soll für die Führung einfach nur mundig sein. Wehe jedoch, wenn einige der Mündigen sich erdreisten, eine andere Meinung als die vom herrschenden System oder des Mainstream vorgegeben zu vertreten. Dann wird ihnen postwendend ihre Mündigkeit in Abrede gestellt. Bevor sie sich versehen, sind als Verschwörungstheoretiker oder Volksschädlinge diffamiert.

Bürger werden nach offizieller Lesart nur dann für mündig erachtet, wenn sie im Konsens mit dem jeweiligen offiziellen Regierungs- und zur Normalität erhobenen gesellschaftlichen Kurs stehen. Wenn Teile der Gesellschaft diesem Anspruch nicht genügen, dann wird ihnen ein Informationsdefizit zugeschrieben. Dem kann man bestens mit Einflüsterung und Propaganda abhelfen. Alle diejenigen, die sich nicht auf Linie befinden, liegen falsch, weil sie nicht dem von Politik und Medien diktierten Mainstream folgen. Sie werden als Abweichler zensiert und ins Abseits manövriert.

Der illusorische Souverän

Deshalb wird der mündige Bürger hochtrabend zum „Souverän“ in der besten jeweils existierenden Demokratie hochstilisiert. Der Souverän ist allerdings ein Idealbild, das nur als Rechtfertigung für ein angebliches Vorhandensein einer Mehrzahl von intelligenten, eigenständigen und selbstverantwortlichen Staatsbürgern ausgeht, deren Denken und Handeln eigenverantwortlich und solidarisch erfolgt. Denn souveräne Menschen haben ein realistisches Selbstbild. Sie sind sich ihrer Fähigkeiten bewußt und können sie sachlich einschätzen. Wenn sie Fehler machen, dann stehen sie dazu und übernehmen Verantwortung. Statt andere zu beschuldigen, gehen sie lösungsorientiert vor.

Doch diese Vorstellung des vom Regime ausgerufenen Ideals ist ein absolutes Trugbild. Die Realität sieht völlig anders aus. Wenn ich vor die Tür gehe und mich umschaue, dann fühle ich mich eingekesselt von fremdgesteuerten Zombies, die nicht bis drei zählen können. Bitte – es liegt mir fern, die vielen selbstdenkenen Menschen im Lande zu vergessen. Aber das Umfeld bietet leider ein erschreckendes Bild von willfährigen Untertanen. Eine Klientel die alles naiv glaubt, was ihnen von Politik und Massenmedien frei Haus geliefert wird. Überall, wo ich mich noch außerhalb meines sehr eingeschränkten Dunstkreises bewege, dokumentiert man mir die Schlachtvieh-Ergebenheit der allermeisten Menschen. Die Masse besitzt keinerlei Rückgrat und läßt sich durch Propaganda wie Halme im Wind verbiegen.

Mir wurde ein Zitat von Heinrich Heine zugespielt, das aktueller denn je ist:

»Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muss die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.« (Heinrich Heine – Gedanken und Einfälle, Kap. 4)

Realität des gesellschaftlichen Bewusstseins

Je älter ich werde, um so klarer wird mir vor Augen geführt, daß ich von Mitmenschen eingekreist bin, die nur an einer Oberfläche leben und agieren. Menschen, die sämtliche Hintergründe ihres Lebens und Widersprüchlichkeiten ausblenden. Ihr Leben plätschert dahin in Belanglosigkeiten und Zerstreuungspraktiken, die kritische Sichten verunmöglichen. Jeder, der diese traute heile – aber völlig irreale – Welt stört, ist nicht willkommen und ein Störfaktor. Kaum jemand mehr vergegenwärtigt sich der Endlichkeit seines Lebens und vergewissert sich, daß die einzige Sicherheit des Lebens im Tod besteht. Ob Corona dabei die oder eine Ursache ist, das ist völlig nebensächlich!

Der sog. Souverän wird in der allgegenwärtigen unrealistischen Theorie als Bürger bezeichnet. Als Wähler soll er einen Überblick besitzen und eine unabhängige Wahlentscheidung treffen können. Mal abgesehen davon, daß bei den derzeitigen Täuschungsmanövern der Parteien, als zur Mitte gehörig eingestuft zu werden, die möglichen Wahlentscheidungen dürftig sind und keine wirklichen Handlungsalternativen anbieten.

Dazu paßt wie die Faust aufs Auge eine Aussage von Neil Postman:

»Wenn ein Volk sich von Trivialitäten ablenken läßt, wenn das kulturelle Leben neu bestimmt wird als eine endlose Reihe von Unterhaltungsveranstaltungen, als gigantischer Amüsierbetrieb, wenn der öffentliche Diskurs zum unterschiedslosen Geplapper wird, kurz, wenn aus Bürgern Zuschauer werden und ihre öffentlichen Angelegenheiten zur Variete-Nummer herunterkommen, dann ist die Nation in Gefahr – das Absterben der Kultur wird zur realen Bedrohung.« (Neil Postman – Wir amüsieren uns zu Tode)

Gedankenwelt unserer älteren Mitbürger

Gestattet mir auch einen Blick in die Gedankenwelt von älteren Menschen, wie ich einer bin, weshalb ich mitreden kann. Mittlerweile sind 22 % der Deutschen älter als 65 Jahre. Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß das Alter nicht unbedingt mit der Gesinnung korrelieren muß. Es gibt junge Menschen, die geistige Greise sind und alte Senioren, die aufgeschlossen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Aber was ich so mitbekomme in meinem Umfeld und in den Medien bezüglich der geistigen und bewußtseinsmässigen Verfassung unserer älteren Mitbürger, daran kann man nur verzweifeln. In der Regel glauben diese Vertreter unserer Gesellschaft unhinterfragt alles, was ihnen die Politik, die Medien und ihr Umfeld unterjubeln. Ehrlich gesagt, da muß die Frage erlaubt sein, ob man diese Menschen noch als zurechnungsfähig bezeichnen darf, um über das Schicksal des Landes mitbestimmen zu dürfen. Ein Blick in das Publikum einer Musikveranstaltung der volksdümmlichen Musik genügt als Beweis für meine These.

Allerdings – wenn ich diese Altersgruppen ins Visier nehme, dann bin ich mir bewußt, daß ich ebenfalls zu dieser fraglichen Kategorie gehöre. Weiter ziele ich ab auf die sedierten jungen Alten, die den Vergreisungsstatus bereits erreicht und nicht kapiert haben, daß das Leben bereits an ihnen vorbeigegangen ist. Das sind die Leute, die der Ansicht sind, daß die ganze Welt ein einziger Vergnügungspark ist. So könnten sie dem realen Leben entfliehen, wenn sie unreflektiert dahinvegetieren und sich von jedem sinnlosen Dreck ablenken lassen. Oder eben Burger fressen …



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