Atombombe auf Berlin, Entschuldigung

Das Gegacker ist groß, wenn ein Habicht wie eine Rakete in eine Schar Hühner stößt und ein kleines Huhn davonträgt. Die überlebenden Hühner stieben auseinander, gackern wie wild, vergessen den „Vorfall“ jedoch schnell, picken und scharren weiter, als ob nichts gewesen wäre. Auch das mediale Geschrei um eine todbringende Rakete, die kürzlich in Polen einschlug, zeugt davon, dass die Suche nach den Schuldigen zum Theater wird. Ein Gegacker wie auf dem Hühnerhof. Wäre die Rakete auf Feindesland niedergegangen, kein Hahn hätte danach gekräht.

Wer mit dem Feuer spielt

Wir wissen um die Gefahren, dennoch hantieren weltweit Militärapparate mit todbringendem Feuer. Als „friendly fire“, als „freundliches Feuer“, wird bezeichnet, wenn Kanonen, Kugeln und Raketen versehentlich die eigenen Leute treffen, diese verletzen oder töten. Eigenbeschuss! Tschuldigung!

Zehntausende von Toten, versehentlich

Beispielhaft soll hier nur ein Fall aufgeführt werden. Am 8. August 1944 warfen rund 200 britische Bomber. infolge von Signalfehlern, versehentlich ihre Bombenlast auf Teile der 1. polnischen Panzerdivision nördlich von Caen. Die Division verlor durch den fehlgeleiteten Angriff 55 Fahrzeuge und hatte 497 Tote und Verwundete zu beklagen. Wikipedia weiß mehr.

Menschliches Versagen

Flugzeugpiloten, Busfahrer, Lokomotivführer. Kapitäne und auch Soldaten machen Fehler. Fehler sind menschlich, sagt man. Wird dann auch ein versehentlicher Abschuss einer Atomrakete billigend in Kauf genommen? Ob nun technische oder menschliche Fehler ursächlich sind, den Toten hilft dies nicht weiter. Ein Beispiel wird erläutern, wie ein wacher Soldat den Atomkrieg verhindern konnte.

Ein falscher Knopfdruck und die Erde, so wie wir sie kennen und lieben, wäre Geschichte gewesen. Doch der Offizier Stanislaw Petrow, nachts als diensthabender Offizier im Luftwaffenkontrollzentrum in Moskau, war sich nicht sicher, ob die Bilder am Radarschirm wirklich fünf anfliegende US-Atomraketen zeigten. Den damals 1983 zur Verfügung stehenden Messgeräten, rückblickend als Dinosaurier-Technik bezeichnet, vertraute er nicht. Der gesunde Menschenverstand, vielleicht auch sein Bauchgefühl, hielten ihn davon ab, den roten Knopf zu drücken, um Hunderte russischer Atomraketen Richtung Westen abzufeuern. Hätte er „Dienst nach Vorschrift“ getan – wir alle wären nicht mehr auf dieser wunderschönen Erde. Und wir säßen jetzt nicht am Bildschirm. Erinnern wir uns aus ureigenstem Überlebensinteresse an den wirklichen Helden des Jahrtausends, an Stanislaw Petrow.

Sein Verdienst, dieses Inferno verhindert zu haben, wurde von der Sowjetunion zunächst geheim gehalten. Nach 1990, in der „neuen Zeit“, wurde er vielfach ausgezeichnet. Zu einer Ikone wie Mahatma Ghandi oder Nelson Mandela wurde er jedoch nicht erklärt, wobei der Westen allen Grund gehabt hätte, diesen Mann zu ehren. Er, dessen Mut, ihn zu einem Großen der Weltgeschichte machte, dient heute, beim Blick auf unsere grünen Atomschlagbefürworter, als ein ganz besonderes Vorbild.



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