Frieden schaffen ohne Waffen – mit Applaus!


Nachfolgende Gedanken wurden zu Papier gebracht, bevor uns das Fernsehen Bilder aus der Ukraine in unsere Wohnzimmer trug. Nicht auszudenken was passiert wäre, theoretisch und in aller Bescheidenheit davon träumend, hätten diese Gedanken die richtigen Personen frühzeitiger erreicht.

Applaus reißt mit, sei es im Theater, am Fußballplatz oder bei CDU-Parteitagen. Zum Zeichen der Zustimmung über das Gesagte und Gehörte erheben sich die Zuhörer manchmal sogar vom Platz, nehmen gerührt eine Hab-acht-Stellung ein.

Beglückender Schall: Die Klatschbewegungen sind leicht steuerbar und somit auch die Geschwindigkeit des Zusammentreffens der Handinnenflächen. Was dann geschieht, ist konstruktions- und materialbedingt. Der Zusammenprall, wobei weder die linke noch die rechte Hand die jeweils andere zu dominieren trachtet, trifft beidseitig auf Widerstand. Die Armbewegung von links trifft auf Gegenwehr durch die rechte. Und schon kracht’s.

Aufprall erwünscht: Und so erfolgt unvermeidlich ein Aufprall unserer Hände, was unvermeidlich zu Vibrationen führt. Dieses nehmen wir als KIatschgeräusch wahr. Das akustische Lautstärkespektrum reicht hierbei vom Flügelschlag einer Mücke bis zum Dröhnen eines Elefanten. Anderes und noch lauteres Vibrieren wird erreicht, wie historisch und zeitgenössisch belegt, mit Kanonenkugeln und Granaten. Das Zusammenprallen zweier Körper wirkt wiederum rein physikalisch und unvermeidlich auf die Umgebungsluft ein, welche sich dabei wundert und gleichfalls in Unruhe gerät. Milliarden von Luftmolekülen, darunter unvermeidlicherweise auch das böse CO2, suchen den Weg des geringsten Widerstandes und eilends das Weite. Die dadurch entstehenden Schwingungen der Lüfte gelangen letztendlich als Klatschgeräusch oder Kanonendonner an unser Ohr.

Der Irrtum der Bejubelten: Je nachdem was zuvor gesagt, wer etwas sagte, gesungen oder wozu geschwiegen wurde, klatschen wir heftig, heftiger oder nur andeutungsweise. Die Dauer unseres Klatschens und das dabei entstehende, eigentlich nicht sonderlich harmonische Klatschgeräusch, soll unsere Zustimmung andeuten. Sind wir sehr zugeneigt, gelaunt oder um unsere berufliche Position besorgt, wie auf CDU-Parteitagen zu beobachten, kann das Handgeklapper auch schon mal volle zehn (10) Minuten andauern und die masochistische Veranlagung der Klappernden beweisen. Wer sich selbst so lange wehe tun kann, dessen Wille zum Gehorchen, und seien die Befehle auch noch so inhaltsleer und alternativlos, zeigt die gewünschte „Haltung“. Er empfiehlt sich damit für höhere Weihen. Wir sehen, dass dem Klatschen an sich bereits ein subtile Form der Kommunikation innewohnt. Die Beklatschten lassen sich andererseits auch von der Wucht des Klappergetöses täuschen und vergessen darob eine alte Weisheit: Lieber von einem Klugen eine Ohrfeige als von einem Dummen ein Lob.

Ein Klatsch nicht auf die andere Hand, sondern auf einen anderen Körperteil, wie z.B. die rechte Backe, zieht jedoch nicht immer das Hinhalten der linken Backe nach sich. Doch das sei einem anderen Kapitel vorbehalten. Auch früheres Klatschen als Erziehungsmethode, das auf das Hinterteil der (vornehmlich männlichen) Schüler zielte sind dem Autor unvergessen, weshalb er noch heute die dämpfende Wirkung stabiler Lederhosen rühmt.

Lob und Anerkennung im Voraus?

Handgeklapper, so wie es in früheren Zeiten hieß, wird meist am Schluss einer Veranstaltung, manchmal auch während eines Konzerts an unpassender Stelle, von sich gegeben. Nie hingegen wird ein Komponist beklatscht, der gerade anhob mit seinem Federkiel eine neue Oper zu Papier bringen zu wollen. Gleiches gilt für Architekten, Möbeltischler und Flugzeugkapitäne. Wir, die alle zum Klappern begabten, wollen erst sehen oder hören, um ein Werk zu beurteilen und dann hernach unsere akustische und weithin hörbare Zustimmung zu geben.

Nun soll es aber zunehmend vorkommen, dass gekaufte Beifallsklatscher, von dieser Dienstleistung wird in den Annalen der Geschichte ausführlich berichtet, die träge Masse mitzureißen imstande sind. Die bislang schweigende Mehrheit weiß zwar nicht genau warum geklatscht wird oder warum ein Politiker derzeit der Beliebteste wäre. Weil aber mehr und mehr sich in den Chor der Schallerzeuger einreihen, machen einfach alle mit, teils dezent, teils frenetisch. Doch wie viele würden auf die Frage “wollt ihr den totalen Frieden?” aufspringen, um zu ekstatisch zu klatschen und zu jubeln?

Kulturelle wie menschliche Höchstleistung
Ein Quantensprung in der Geschichte hingegen wäre das Klatschen auf Marktplätzen und anderenorts dafür, dass kein einziger Schuss gefallen, ebenso kein Mensch, und der Friede eingekehrt wäre ohne eine einzige Kanonenkugel abzufeuern. Diese höchste Form humanistischer Kultur, den Frieden einfach herbei zu klatschen, verdiente stehenden Applaus, gerne auch mal 20 Minuten lang, um dem Friedensfürsten und nicht den siegreichen Generälen, mit dem Blut tausender Gefallener an deren Händen, tosend Respekt und Anerkennung zu zollen.

Diese kulturelle Meisterleistung zu erbringen, haben wir noch nicht verinnerlicht. Dennoch liegt an uns, unser Beklatsche



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4 Kommentare

  1. Eine Selbstverhöhnung mit Anleitung für alle Seinsfaulen?
    Wir haben einen schier endlosen Fundus an Volksliedern für jeden Anlass .
    Die beste Form Patriotismus und einen gemeinsamen Willen auszudrücken und dabei sogar noch das wunderbare Gemeinschaftsgefühl , Aktivierung eigener Lebensgeist , Abwehrkräfte ,Herz/kreislauf Stärkung , Stärkung v. Selbstwertgefühl , ja sogar körperlicher und geistiger Kondition zu erleben .
    Das alles kann LAUTES gemeinschaftliche Singen bewirken und dabei noch Unbeteiligte mitreißen .
    Und ein Weiteres … Wo man singt da lass dich ruhig nieder – Böse Menschen kennen keine Lieder .
    Damit wisst ihr auch was ich über Solche denke, die nur Musik von anderen Konsumieren

Kommentare sind geschlossen.