Medizinisches Cannabis ist in Deutschland seit 2017 legal. Ärzte können das Arzneimittel nach eigenem Ermessen für schwerwiegende Erkrankungen verschreiben und machen von dieser Möglichkeit regelmäßig Gebrauch. Befürworter dieser Behandlungsmethode loben die Bundesrepublik für ihre fortschrittliche Einstellung zum medizinischen Cannabis.
Bei den Bürgern herrscht aber immer noch große Unsicherheit bei diesem Thema. Vielen Kranken ist gar nicht bewusst, dass sie von einer Behandlung mit Cannabis profitieren können, oder wie sie ein Rezept dafür bekommen. Es besteht daher noch großer Aufklärungsbedarf. Unter anderem kommt medizinisches Cannabis bei den folgenden Beschwerden zum Einsatz.
Körperliche Beschwerden
Besonders gut etabliert ist Cannabis bei der Behandlung von Übelkeit im Rahmen einer Chemotherapie. Mittlerweile gibt es aber auch zahlreiche andere Erkrankungen, bei denen die Pflanzenarznei zum Einsatz kommt. Insbesondere bei neuropathischen Schmerzen ist die Wirkung gut belegt. Von diesem Krankheitsbild sind immerhin rund sechs Prozent aller Deutschen betroffen. Auch die Behandlung von Multipler Sklerose mit Cannabinoiden gilt als vielversprechend. Dabei kommt oft ein Mundspray zum Einsatz, das Muskelspastiken verhindern soll. Evidenz gibt es auch für die Wirksamkeit bei Schmerzerkrankungen wie Migräne sowie bei Appetitstörungen. Diese Auflistung ist aber nicht vollzählig, denn häufig verschreiben Ärzte das Arzneimittel aufgrund einer Einzelfallentscheidung auch bei weiteren Erkrankungen.
Psychische Beschwerden
Körperliche Beschwerden sind aber nicht das einzige Einsatzgebiet. Cannabis kann auch benutzt werden, um Beschwerden wie PTSD oder Angstzustände zu behandeln. Hierfür wird meist die Sorte Sativa verwendet. Aufgrund ihres speziellen Cannabinoidspektrums haben diese Züchtungen ein Wirkprofil, das sich von anderen Varianten unterscheidet. In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von Studien durchgeführt, um die Wirkung von Cannabis bei psychischen Beschwerden besser zu verstehen. In vielen Ländern ist diese Form der Behandlung allerdings noch nicht anerkannt. Deutschland nimmt hingegen auch in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Denn auch Psychiater dürfen ein Cannabis-Rezept ausstellen. Hierbei gelten dieselben Voraussetzungen wie bei körperlichen Beschwerden. Der Patient muss also an einer chronischen, schweren Erkrankung leiden und der Arzt muss gute Chancen auf einen Behandlungserfolg sehen.
Cannabis auf Rezept erhalten
Dennoch ist es für Betroffene nicht immer leicht, ein Rezept für Cannabis zu erhalten. Denn längst nicht alle Ärzte kennen sich mit diesem Thema aus. Einige Vorteile über den Stoff halten sich hartnäckig. Und mangels Studien ist es in vielen Fällen schwierig für Ärzte, Vor- und Nachteile einer Behandlung mit Cannabis abzuwägen. Viele Mediziner lehnen es ab, Cannabis zu verschreiben, da ihnen dazu nach eigener Einschätzung die Qualifikation fehlt. Deshalb ist es oft sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen, der sich auf dieses Feld spezialisiert hat. Gerade in Großstädten gibt es mittlerweile einige Praxen, die das nötige Fachwissen besitzen und darüber auf ihrer Website informieren. Außerdem gibt es einige Verzeichnisse von einschlägigen Ärzten im Internet.
Es ist damit zu rechnen, dass sich die Verschreibung von Cannabis in Zukunft weiter normalisiert. Mittlerweile ist die Arznei auch Gegenstand des Medizinstudiums, sodass Nachwuchsärzte das nötige Fachwissen mit sich bringen. Zudem gibt es auch immer mehr Fortbildungen für Ärzte zum Thema Cannabis. Abzuwarten bleibt, ob sich dadurch langfristig positive Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit ergeben.