Serienmässig Massenmord: Kritik an Netflix-Serie „Squid Game“

Wer im Wettkampf versagt, wird grausam ermordet! Schon in der ersten Folge wird ein Massenmord in Szene gesetzt – und nicht mit spritzendem Blut gespart. „Die Serie ‚Squid Game‘ verherrlicht und verharmlost Gewalt“, sagt Prof. Ralf Lankau vom Bündnis für humane Bildung.

Foto von Jonas Augustin on Unsplash

„Die Serie steht für puren Sozialdarwinismus. Das Motto lautet: ‚Unternimm alles, um zu überleben!‘“. Das Bündnis kritisiert ebenfalls die „ungeheure Egozentrik“, wie Lankau betont: „Die Protagonisten der Serie stehen für das Prinzip: ‚Ich will leben, auch wenn alle anderen dafür sterben müssen.‘“ Das sei absolut menschenverachtend. 

Die südkoreanische Netflix-Serie „Squid Game“ lässt Erwachsene gegeneinander antreten – in scheinbar harmlosen Kinderspielen. Doch Verlierer werden brutal ermordet. In Deutschland wurden schon Kinder beobachtet, die Szenen aus der erfolgreichen Serie nachgespielt haben. „Das ist ein Alarmsignal“, so Lankau. Und der Kinder- und Jugendarzt Dr. Uwe Büsching von der AG Medienwerkstatt fragt: „Warum wird in diesem Fall nicht das Jugendschutzgesetz angewendet und konsequent durchgegriffen?“ Es könne nicht sein, „dass Kinder einen ungehinderten und staatlich akzeptierten Zugang zum Internet haben.“

Bündnis und Medienwerkstatt kooperieren seit 2021, zur Serie „Squid Game“ haben sie diese Kritik formuliert: Die Folgen sind nur für Erwachsene erträglich und müssten als DVD oder Angebot eines Fernsehsenders entsprechend gekennzeichnet sein (ab 18). Sie sind aber ein Streaming-Angebot aus dem Netz und unterliegen so nicht der Pflicht zur Sichtung durch die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK). Der Anbieter Netflix weist die Serie in seinem Streaming-Angebot mit der Altersbewertung „16“ aus. Dabei handelt es sich nicht um eine Altersfreigabe der FSK.

Die einzelnen Folgen einer Staffel sind dramaturgisch auf einen spannenden Höhepunkt am Ende zugeschnitten. („cliff hanger“) Das fördert das Suchtverhalten, die nächste Episode sofort weiter sehen zu wollen. Die Folge ist „binge-watching“: Serienkonsum bis zur physischen und mentalen Erschöpfung.

Die spannende Dramaturgie provoziert eine starke emotionale Beteiligung. Sie steigert das Suchtverhalten und das Verlangen, ähnlich gelagerte Angebote zu schauen (oder als Computerspiel zu spielen). 

Um die Einschaltquoten zu halten, muss die Brutalität und die Gewalt ständig gesteigert werden, visuell und akustisch. Diese Brutalität macht die Zuschauer zunehmend passiv und handlungsunfähig. Die eigene Wahrnehmung stumpft mit der Zeit ab, Töten wird „normal“.

„Der Bildschirmkonsum von Kindern hat aber weitere Facetten, er darf nicht allein auf der inhaltlichen Ebene untersucht werden“, sagt Dr. Büsching. Selbst bei kindgerechten Inhalten schadet die viele Zeit, die Kinder vor Bildschirmen verbringen. Jede Minute vor einem Tablet oder Fernseher fehlt dem Kind, um in seiner geistigen und emotionalen Entwicklung voranzukommen (besonders bis zur Grundschulzeit). „Dazu braucht es viel Bewegung und reichhaltige Sinneseindrücke“, so der Kinder- und Jugendarzt.



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