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Klimapolitik und Benzinpreis

Foto: O24

Nicht nur in Deutschland wird über hohe Benzinpreise gejammert. Ein Blick in einen Eintrag von John Kemps auf Zerohedge: Vor Jahren setzte Amerika mit Fracking und reichlichen Raffineriekapazitäten das Ölmonopol der OPEC und andere Ölstaaten unter Druck, die Preise zu senken. Amerika wurde vom Ölimporteur zum Selbstversorger. Das ist wie wir hier sehen Geschichte.

Präsident Joe Biden hat aktuell große Ölkonzerne angeschrieben, um sich über die hohen Raffineriemargen für Benzin und Diesel zu beschweren, und eine Erklärung für Raffinerieschließungen seit 2020 gefordert. Er macht historisch hohe Gewinnmargen der Raffinerien dafür verantwortlich, daß es zu einer „beispiellosen Diskrepanz“ zwischen dem internationalen Rohölpreis und dem Einzelhandelspreis für Benzin gekommen sei. „In Zeiten des Krieges“, schrieb der Präsident, „sind Rekordmargen nicht akzeptabel“ und forderte die Unternehmen auf, das Angebot an Benzin und anderen raffinierten Kraftstoffen sofort zu erhöhen.

Biden räumte ein, daß Rußlands Invasion in der Ukraine ein Hauptgrund für höhere Öl- und damit Benzinpreise war. Rußlands Präsident Wladimir Putin wurde viermal namentlich erwähnt, um sicherzustellen, dass die Leser mitkriegten, wer die Schuld trägt. Der Präsident beschwerte sich auch darüber, daß der Mangel an inländischer Raffineriekapazität und die hohen Margen die Auswirkungen anderer Maßnahmen der Regierung zur Stabilisierung der Kraftstoffpreise für die Verbraucher abschwächen. Er hat bereits eine beispiellos große Freisetzung von Rohöl aus der strategischen Erdölreserve angeordnet und die Vorschriften für Benzinbeimischungen gelockert, um die Zapfsäulenpreise niedrig zu halten. Der Mangel an Raffineriekapazität ist ein globales Problem, da seit Beginn der Pandemie mehr als 3 Millionen Barrel pro Tag (bpd) offline gegangen sind. Der Präsident stellte jedoch fest, daß seit 2020 in den Vereinigten Staaten mehr als 800.000 Barrel Kapazität geschlossen wurden, und forderte eine Erklärung.

Er wies den Energieminister an, ein Dringlichkeitstreffen mit Industrievertretern abzuhalten und das National Petroleum Council zu beauftragen, die Krise zu erörtern. Er forderte die Unternehmen auch auf, „sofort Maßnahmen zu ergreifen, um das Angebot an Benzin, Diesel und anderen raffinierten Produkten zu erhöhen“. Und er sagte, die Verwaltung sei bereit, alle vernünftigen und geeigneten Instrumente und Notfallbefugnisse einzusetzen, um die Raffineriekapazität und -leistung zu erhöhen.

Raffinerien laufen bereits nahe an ihrem theoretischen Maximum, so daß es nur begrenzte Möglichkeiten gibt, mehr Kraftstoff aus dem derzeitigen System herauszuholen. In den letzten Wochen lief die Rohölverarbeitung mit 93-94 % der maximal betriebsfähigen Kapazität, was im 80. bis 83. Perzentil für alle Wochen seit 1990 liegt.

Die operative Raffineriekapazität ist laut von den USA veröffentlichten Daten seit Anfang 2020 um rund 1 Million Barrel pro Tag gesunken. Aber rund zwei Drittel der Gesamtsumme gehen auf die Schließung von drei Raffinerien zurück:

– Philadelphia Energy Solutions schloss seine Raffinerie in Pennsylvania (335.000 bpd) nach einer Explosion und der Betreiber ging bankrott.

– Marathon wandelt die Martinez-Raffinerie in Kalifornien (161.000 bpd) im Rahmen des kalifornischen Energiewendeprogramms in eine Biokraftstoffanlage um.

– Shell schloß die Convent-Raffinerie in Louisiana (240.000 bpd) als Teil seiner Strategie für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft und als es keinen Käufer fand. Hatte das auch mit dem Gerichtsverfahren gegen Shell in Holland zu tun? PB berichtete darüber.

Schon vor der Pandemie zögerten viele Raffinerien, veraltete oder beschädigte Anlagen allein zur Kapazitätssteigerung auszutauschen, da der voraussichtliche Übergang zu mehr Elektrofahrzeugen den Kraftstoffbedarf verringern würde. Zusätzlicher finanzieller Druck durch die pandemiebedingte Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs beschleunigte Kapazitätsreduzierungen, die wahrscheinlich auf politischen Druck ohnehin stattgefunden hätten. Die Rationalisierung ist das Ergebnis des langfristigen Drucks auf das Raffineriesystem, insbesondere durch die prognostizierte Zunahme von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Angesichts der großen Kapitalbeträge, die mit Raffinerie-Upgrades und -Neukonfigurationen verbunden sind, der langen Vorlaufzeiten für Planung und Bau und langen Amortisationszeiten können diese Entscheidungen nicht einfach oder schnell rückgängig gemacht werden.

Dadurch sind die verfügbaren Kapazitäten für 2022 und 2023 weitgehend fixiert und bereits fast vollständig ausgelastet, so daß kurz- bis mittelfristig wenig Spielraum für Leistungssteigerungen bleibt. Als Reaktion hat der Handelsverband der amerikanischen Kraftstoff- und Petrochemiehersteller die Einschränkungen bereits in einem Schreiben erläutert, das er am 15. Juni an das Weiße Haus geschickt hat. Sogar das Weiße Haus hat festgestellt, daß „Sie einen großen Marktanreiz haben“, die Kraftstoffproduktion nach Möglichkeit zu erhöhen, was auf die Einschränkungen hinweist, unter denen die Raffinerien arbeiten. Die politische Notwendigkeit für das Weiße Haus, die Benzinpreise vor November (wegen Midtermwahlen) zu senken, ist auf das praktische Problem gestoßen, daß Raffineriekapazitäten kurzfristig sehr unflexibel sind und für viel längere Zeiträume geplant werden müssen.

(Zerohedge: Alles, was wir John Kemps ausgezeichnetem Artikel hinzufügen möchten, ist, was für den desolaten Zustand der US-Energiewirtschaft verantwortlich ist, und das – wie wir vor über einem Jahr in „Will ESG Trigger Energy Hyperinflation“ erklärt haben – ist die Biden-Regierung wegen ihrer Klimapolitik selbst.)

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Ohne zentrale Steuerung führen eigennütziges Handeln der Menschen und freier Wettbewerb in einer Volkswirtschaft zum größtmöglichen Wohlstand. Jeder macht, was er am besten kann und bietet seine Waren oder Dienste anderen an. Der Staat hat in der Wirtschaft nichts verloren.“ (Adam Smith, 1778)

Erstveröffentlichung: Prabelsblog



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