Importpreise: Wie das Bundesamt den Preisanstieg als Rückgang schön rechnet

Unbekannte Obdachlose

Der Trick ist billig, genügt aber, um eine Hiobsbotschaft in eine gute Nachricht zu verwandeln. Die Importpreise sind im September 2022 um 29,8 % zum Vorjahresmonat angestiegen. Gegenüber dem August 2022 sei allerdings ein Rückgang um 0,9 % zu verzeichnen. Um die Botschaft noch positiver zu verpacken, betont das Bundesamt für Statistik: “Das war der erste Rückgang im Vormonatsvergleich seit April 2020.”

Liest man den Rest der Meldung, wird schnell klar, wie dramatisch die Lage trotz aller Schönrechnerei wirklich ist:

  • Diese Preise lagen im September dreieinhalb Mal so hoch wie im September 2021 (+252,0 %).
  • Strom kostete im September 2022 an den Börsen 172,1 % mehr
  • Mineralölerzeugnisse stiegen um +65,1 % und Erdöl mit +52,5 %.

Starker Preisanstieg nach wie vor auf Energiepreisentwicklung zurückzuführen

Hauptverantwortlich für den starken Anstieg der Importpreise im Vorjahresvergleich waren weiterhin die hohen Preissteigerungen für den Import von Energie. Energieeinfuhren waren im September 2022 um 135,1 % teurer als im September 2021, verbilligten sich aber gegenüber August 2022 um 4,0 %. Der hohe Anstieg im Vorjahresvergleich ist weiterhin vor allem durch die starken Preissteigerungen bei importiertem Erdgas begründet. Diese Preise lagen im September dreieinhalb Mal so hoch wie im September 2021 (+252,0 %). Gegenüber August 2022 fielen sie aber um 3,0 %.

Elektrischer Strom kostete im September 2022 an den Börsen 172,1 % mehr als ein Jahr zuvor (-25,0 % gegenüber August 2022).

Die Preise für importierte Steinkohle lagen 128,4 % über denen von September 2021. Gegenüber August 2022 sanken sie um 11,7 %.

Erheblich teurer als vor einem Jahr waren außerdem Mineralölerzeugnisse mit +65,1 % und Erdöl mit +52,5 %. Auch hier sanken die Preise gegenüber dem Vormonat: bei Mineralölerzeugnissen um 1,6 % und bei Erdöl um 3,0 %.

Ohne Berücksichtigung der Energiepreise waren die Importpreise im September 2022 um 13,0 % höher als im September 2021 und 0,2 % höher als im August 2022. Lässt man nur Erdöl und Mineralölerzeugnisse außer Betracht, lag der Importpreisindex um 27,6 % über dem Stand des Vorjahres (-0,7 % gegenüber August 2022).

Höhere Preise für Vorleistungsgüter im Vorjahresvergleich vor allem bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen, Metallen und Kunststoffen, Papier und Pappe

Importierte Vorleistungsgüter hatten mit einem Plus von 15,4 % gegenüber September 2021 ebenfalls einen großen Einfluss auf die Veränderungsrate des Gesamtindex. Gegenüber dem Vormonat sanken die Preise hierfür um 0,6 %.

Düngemittel und Stickstoffverbindungen waren mit einem Plus von 148,8 % weiterhin erheblich teurer als im September 2021. Gegenüber dem Vormonat stiegen diese Preise um 17,2 %.

Höher als im September 2021 waren außerdem vor allem die Importpreise für Papier und Pappe (+42,2 %) sowie für Rohaluminium (+37,6 %). Auch Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (+13,8 %) sowie Kunststoffe in Primärformen (+12,6 %) waren weiterhin deutlich teurer als vor einem Jahr. Während die Preise für Papier und Pappe gegenüber dem Vormonat weiter anstiegen (+2,1 %), wurden Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen um 1,1 % preiswerter importiert, Kunststoffe in Primärformen um 2,5 % und Rohaluminium um 2,9 %.

Die Preise für importierte landwirtschaftliche Güter lagen 19,5 % über denen von September 2021 (+3,1 % gegenüber August 2022). Insbesondere Rohkaffee (+39,7 %) und Getreide (+29,8 %) waren weiterhin erheblich teurer als im Vorjahresmonat. Gegenüber August verbilligten sich jedoch Getreide um 0,3 % und importierte Kaffeebohnen um 0,6 %.

Die Preise für den Import lebender Schweine waren im September 2022 um 94,9 % höher als im Vorjahresmonat und stiegen auch gegenüber August 2022 kräftig (+11,0 %).

Importierte Verbrauchsgüter wurden binnen Jahresfrist 14,2 % teurer, vor allem bedingt durch den Preisanstieg bei Nahrungsmitteln (+25,0 % gegenüber September 2021). Unter anderem lagen die Preise für Milch und Milcherzeugnisse mit +36,2 %, für pflanzliche und tierische Öle und Fette mit +32,1 % sowie für Fleisch und Fleischerzeugnisse mit +28,9 % erheblich über denen von September 2021. Im Vormonatsvergleich verteuerten sich die Verbrauchsgüter um 0,9 %.

Importierte Gebrauchsgüter kosteten im Durchschnitt 11,0 % mehr als im September 2021 (+1,0 % gegenüber August 2022).

Die Preise für importierte Investitionsgüter lagen im September 2022 um 8,1 % über denen von September 2021 (+0,6 % gegenüber August 2022). Teurer waren insbesondere Maschinen (+9,1 %) sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile (+7,2 %).

Starke Anstiege bei Energieträgern und Vorleistungsgütern treiben Exportpreise

Der Index der Exportpreise lag im September 2022 um 16,8 % über dem Stand von September 2021. Im August 2022 und im Juli 2022 hatte die Jahresveränderungsrate bei +18,6 % beziehungsweise bei +17,0 % gelegen. Gegenüber dem Vormonat August 2022 fielen die Exportpreise im Durchschnitt um 0,6 %.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Ausfuhrpreise im Vorjahresvergleich hatten im September 2022 die Preissteigerungen bei den Energieträgern. Die Preise für Energieexporte waren 141,8 % höher als ein Jahr zuvor. Insbesondere Erdgas war bedeutend teurer als im September 2021 (+231,7 %), verbilligte sich aber gegenüber August 2022 um 8,9 %.

Die Preise für Vorleistungsgüter, die einen Anteil von etwa einem Drittel an den Gesamtausfuhren haben, lagen um 16,9 % über denen von September 2021 (+0,2 % gegenüber August 2022). Hier waren insbesondere Düngemittel und Stickstoffverbindungen (+136,8 %) sowie Papier und Pappe (+37,0 %) erheblich teurer als im Vorjahresmonat.



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2 Kommentare

  1. Auch die Schönrechnerei wird in Kürze von der Wahrheit und der Realität überholt ! Von Rechts und von Links !!

  2. Ich vermag an den Horrorzahlen nichts Positives zu erkennen, selbst wenn ich durch die Brille der beamteten Rechenkünstler gucke.

Kommentare sind geschlossen.